Playoffs: Nordhäuser SV kassiert Niederlage im ersten Finalkampf

Nordhäuser Lichtblick Schwergewichtler Peter Mullenberg (rechts) mit überzeugender Leistung / Foto: Christoph Keil
Nordhäuser Lichtblick Schwergewichtler Peter Mullenberg (rechts) mit überzeugender Leistung / Foto: Christoph Keil

Nachbericht zum ersten Finalkampf zwischen dem Nordhäuser SV und dem BSK Hannover-Seelze – Teil 1

Enrico Lacruz kühlte sich das Ohr, Silvio Schierle zog sich in seinem Kampf einen Cut zu: Die Bundesliga-Boxstaffel des Nordhäuser SV musste am Samstagabend im ersten von zwei Finalkämpfen um den deutschen Mannschaftstitel einiges einstecken. Dazu gehörte am Ende auch eine 10:13-Niederlage gegen den souverän auftretenden BSK Hannover-Seelze. Die mehr als 1.200 Zuschauer bekamen in der Wiedigsburghalle teils spannende Duelle geboten. Punkten konnten für die Nordhäuser als Titelverteidiger nur zwei: die Holländer Enrico Lacruz und Peter Mullenberg. Das Duell im Superschwergewicht zwischen Nelvie Tiafack (NSV) und Oleksander Babych (BSK) endete unentschieden.

Getrübte Stimmung bei den NSV-Kämpfern nach dem achten und letzten Duell. So hatten sich die Nordhäuser ihren Heimauftritt sicherlich nicht vorgestellt. Die Gäste dominierten und verließen verdient als Gesamtsieger den Ring. „Wir haben eine Mannschaft gesehen, die uns kämpferisch überlegen war. Sie wusste, was sie wollte. Er kann stolz auf diese Truppe sein“, sagte NSV-Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling in Richtung seines Gegenübers Arthur Mattheis, der mit der Art und Weise, wie sich seine Mannschaft im Ring präsentierte, einfach nur begeistert war.

Bereits das erste Duell zwischen dem bulgarischen Einflieger Daniel Asenov (NSV) und Ramon Sharafa (BSK) im Bantamgewicht begann furios. Der Nordhäuser setzte die ersten Aktionen, der 20-Jährige machte allerdings zu viel. „Er hat in der ersten Runde überpact. Hätte er seine Angriffe über die drei Runden mehr dosiert, dann hätte er seinen Gegner beherrscht“, sagte Dietrich Scherfling und war vom Auftreten des zweifachen Europameisters enttäuscht. „Der Bulgare zeigte nicht das, was wir uns versprochen haben.“ Die Seelzer agierten cleverer, Mattheis hatte seinen Kämpfer – einen ehemaligen NSV-Boxer – auf den „unbequemen Gegner“ sehr gut eingestellt. Die Gäste setzten den ersten Akzent und gewannen den Auftaktkampf. „Dieser Sieg zum Auftakt ist unheimlich wichtig“, wusste auch Mattheis.

Keinen Sieger sahen die Zuschauer im Superschwergewicht zwischen Oleksander Babych (BSK) und Nelvie Tiafack (NSV) / Foto: Christoph Keil
Keinen Sieger sahen die Zuschauer im Superschwergewicht zwischen Oleksander Babych (BSK) und Nelvie Tiafack (NSV) / Foto: Christoph Keil

Die Nordhäuser hatten aber noch einige heiße Eisen im Feuer, um vor heimischer Kulisse zu bestehen. So wie Enrico Lacruz im Leichtgewicht. Die Seelzer setzten ihm Artur Bril vor die Brust. Nach einer sicheren ersten Runde für Lacruz, durchfuhr es Dietrich-Scherfling in der zweiten Runde. Der holländische Erfolgsgarant hatte einmal nicht aufgepasst und lag am Boden, er wurde angezählt. Von diesem kleinen Rückschlag ließ sich Lacruz nicht beirren, er kämpfte sich zurück und dominierte die dritte Runde. Das anschließende Duell im Halbweltergewicht zwischen Magomed Ataev (NSV) und Rexhildo Zeneli (BSK) hätte laut Dietrich-Scherfling keinen Sieger verdient. „Das muss das Unentschieden hin“, betonte er. Das Kampfgericht sah es anders, kürte den Seelzer zum Sieger.

Anschließend waren die Blicke auf Richard Meinecke gerichtet. Die Halle gehörte ihm. Lautstark wurde der 18-jährige Nordhäuser, der seine erste Saison in der Bundesliga boxt, im Ring unterstützt. Sein Gegner Magomed Schachidov, der ihm alles abverlangte. Die Trainer hatten Meinecke gut eingestellt. Ab der zweiten Runde kam die Routine und Physis des Gegners zum Tragen, der an diesem Tag „eine Nummer zu groß war“ für Meinecke. „Für Richard hat es heute noch nicht gereicht. Ich zolle ihm trotzdem ein dickes Lob, er hat eine ganz tolle Leistung gezeigt“, sagte Dietrich-Scherfling.

Mit einem Sieg und drei Niederlagen startete der NSV in die zweite Hälfte. Die Mission „Heimsieg“ war trotz allem noch möglich. Dieses Unterfangen erhielt schon zu Beginn einen herben Dämpfer. Dafür sorgte Mittelgewichtler Andrej Merzlyakov (BSK). „Für mich war er heute der größte Knaller. Das war absolute spitze, er hat die beste Leistung abgeliefert“, schwärmte Mattheis vom Auftreten seines Athleten. Ihm gegenüber stand Silvio Schierle (NSV), der jüngst Bronze bei den U22-Europameisterschaften gewann. Der 20-Jährige erfüllte die Hoffnungen nicht. Bitter: Der Saalfelder wird Dietrich-Scherfling wohl im Rückkampf nicht zur Verfügung stehen. Schierle zog sich einen Cut zu. Ebenfalls nicht zu seiner Linie fand Halbschwergewichtler Athanasios Kazakis (NSV), dessen Leistung gegen den Ukrainer Oleksandr Pohrebniak nicht ausreichte. Durch die Abstellung zur U22-EM und seiner gegenwärtig laufenden Ausbildung bei der Bundeswehr fand Dietrich-Scherfling für seinen Aktiven versöhnliche Worte. „Unter diesen Bedingungen hat er stark geboxt.“

Für einen Lichtblick des Abends sorgte Peter Mullenberg (NSV) im Schwergewicht. Der Routinier boxte seine internationale Klasse aus und setzte Eugen Waigel (BSK) gehörig unter Druck. Endlich durfte das Nordhäuser Publikum wieder jubeln, als der Arm des Holländers vom Ringrichter in die Höhe gerissen wurde. Bei den Superschweren – Nelvie Tiafack (NSV) gegen Oleksander Babych (BSK)  – gab es keinen Sieger. Unterverständlich für Dietrich-Scherfling. „Hier hätte es einen Sieger geben müssen.“ Nach acht Duellen stand das Ergebnis fest: 10:13.

Mit dieser Niederlage im Rücken reist die NSV-Staffel am kommenden Samstag (28. April) zum Rückkampf nach Hannover und steht als Titelverteidiger vor einer „Mission Impossible“. Die  Hoffnung lebt trotzdem weiter. „Glückwunsch an das Team zum Sieg, aber noch nicht zur Meisterschaft. Im Rückkampf versuchen wir noch einmal alles zu geben, um doch noch ein paar Punkte zu holen“, sagte Dietrich-Scherfling

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