Neue Deutsche Meisterin und gute Box-Arbeit zum 1. Mai Wochenende

Das Wochenende zum Tag der Arbeit wurde am vergangenen Samstag (29. April) mit einer grundsoliden Boxsport Veranstaltung eingeleitet, die dem anschließenden Feiertag durchaus gerecht wurde.

Rhein-Main Boxing lud zu einer Boxnacht im kleineren Rahmen, deren Kämpfe aber auch durchaus auf größeren Bühnen hätten stattfinden können. Das Klientel war entspannt und familiär, die kleine Darmstädter Halle mit rund 250 Leute proppenvoll und jeder Kontrahent war im Ring auf alles eingestellt.

Es war erfrischend, der ganze Event. Keine große Aufblaserei, sondern einfache Präsentation und gute Kämpfe stellt Veranstalter Christian Bugge mit seinem Team für einen echt guten Ticketpreis auf die Beine.

Aras dominiert im Sieg um die Meisterschaft

Headlinerin des Abends war der Titelkampf um die deutsche Meisterschaft des BDB im Super-Bantamgewicht. Für den Titel stand die 27-jährige Bilgenur Aras der 10 Jahre älteren Eva Hubmayer gegenüber und die beiden Boxerinnen boten einen unterhaltenden Kampf. Es zeichnete sich jedoch schnell Aras‘ Überlegenheit ab. Die „Puncherella“ verlor nicht eine Runde, wobei sie dennoch alle Hände voll zu tun hatte. Hubmayer preschte immer wieder gegen Aras, wie Ozeanwellen gegen Klippen.

Scheinbar war Hubmayers‘ Gameplan, die größere und längere Aras in eine offene Keilerei im In-Fight zu locken. Aras kontrollierte die Distanz und lies ihre Athletik den Unterschied machen, boxt viel über die Beine und aus einer lockeren Bewegung. Hubmayer kam dennoch immer weiter nach vorne. Stellenweise hat Hubmayer es sogar geschafft, Aras ins „Brawlen“ zu locken, doch wurde das von Aras‘ Team recht schnell wieder unterbunden. Hubmayers‘ Taktik wurde von Runde zu fragwürdiger, da es offensichtlich keine Erfolge zu erzielen gab. Man hätte sich mal überlegen können öfters einen Aufwärtshaken zu platzieren, da Aras mit weiter Doppeldeckung dazu schon teils einlud. Nach 10 Runden hieß die neue deutsche Meisterin im Super-Bantamgewicht dann einstimmig Bilgenur Aras.

Aras lies sich von ihren „069“-heimischen Fans und dem Publikum feiern, in dessen Reihen sich beispielsweise auch Bantam-Gewicht-Talent Melina Maibaum befand, die sich beide Boxerinnen aus der ersten Reihe genauestens ansah. Mit einem charmanten Lächeln bestätigte Maibaum den Kampf als gelungene Präsentation ihrer eigenen Zunft, und deutete großen Hunger an, selbst wieder anzugreifen zu wollen, sobald ihre aktuelle Verletzung auskuriert ist.

Arbeitssiege und Materialschlachten über den Abend

Doch nicht nur der Hauptkampf war mit offenen Schlagabtauschen zum Gespräch des Abends geworden. Der Vorläufer zum Main-Event ging ebenfalls über die vollen Runden, indem sich der Hometown-Hero Ali Hassani die Fäuste buchstäblich grün und blau schlug. Trotz sichtlicher Schmerzen konnte der Lokalmatador seinen zweiten Sieg als Profi einfahren.

Zuvor bekam das Publikum aber das mit Abstand offensten Feuerwerk im Cruisergewicht Aufeinandertreffen zwischen dem holländischen Hamza Wandera und dem Karlsruher Nino Kolicic. Wer den deutschen Boxsport genauer verfolgt, weiß schon seit gut einem Jahr über den 31-jährigen Profi aus Karlsruhe bescheid, der jetzt unter den Fittichen von Coach Dominik Junge boxt. Kolicic, und man kann es nicht anders sagen, ballert gerne. In der Gewichtsklasse nicht unbedingt immer die gesündeste Art zu boxen, aber sein neuer Toptrainer hat ihn schon etwas runder geschliffen in den letzten Monaten. Kolicic selbst wusste bis zum Tag davor noch gar nichts von seinem Glück gegen den erfahrenen Mann (mit einer 50:50 Bilanz bei über 40 Kämpfen) für seinen vierten Profikampf antreten zu dürfen. Aber so hieß es dann: Nachtschicht, aufwachen, boxen.

Dominik Junge war sich aber sicher, dass dieses Match-Up seinem Schützling gut tun würde, denn der bekam unglaublich wichtige Runden. Wandera hatte nicht vor zu verlieren und eröffnete gleich mit der ersten Glocke das Feuer. Kolicics‘ Ecke hatte keine Zeit sich erst mal anzuschauen, was da auf sie wartet und die Nachtschicht steckte „Primo“ Nino Kolicic noch sichtlich in den Knochen. Bis in der dritten Runde war der athletisch-bullige Badner dann aber aufgetaut und dominierte seinen Gegner, vor allem mit harten Haken zu Kopf und Körper. Das Publikum fühlte die Schläge förmlich mit und war erstaunt über Wanderas‘ Nehmerqualitäten. Dem Ringrichter war das allerdings in der 5. Runde genug und tat was besser für den zähen Holländer war, indem er den Kampf beendete.

Damit sollte dieser Kampf der einzige sein des Abends sein der nicht über die Distanz ging, zuvor hatte Andreas Klein auch mit zwei Cuts an den Augen den Ring nach voller Rundenzeit verlassen, doch boxerisch war das Niveau durchweg gut.

Ehe sich Boxer und Veranstalter ins wohlverdiente lange Wochenende verabschiedeten, kann man sicher, sein dass sie am 29.04. ein glückliches Publikum am Ende des Abends nach Hause ziehen lassen konnten.

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