Masterboxen: Konzept, Parallelen und Unterschiede zum olympischen Boxen

Im Interview wurde aus Anlass der bevorstehenden ersten Deutschen Meisterschaft im Masterboxen mit DBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Reisinger gesprochen. Er erläutert das Konzept des Masterboxens sowie die Parallelen und Unterschiede zum olympischen Boxen.

Thomas Reisinger im Gespräch über das Masterboxen im DBV

Am 28. Januar 2023 richtet der DBV in Hamburg die erste Meisterschaft im Masterboxen aus. Wer kann daran teilnehmen?

Teilnehmen können boxende Männer und Frauen bis zum 60. Lebensjahr, die in die Kategorie Masterboxer (Masterboxerinnen) fallen. Das sind Sportler über 40 oder Erstkämpfer über 30, also all jene, die laut Wettkampfbestimmungen an normalen Wettkämpfen nicht (mehr) teilnehmen dürfen. Weiterhin müssen Sie einem Mitgliedsverein des DBV angehören, einen Startausweis haben und eine aktuelle ärztliche (Jahres-) Untersuchung vorweisen können. Das war es auch schon.

Vielleicht erklärst du noch einmal kurz die Unterschiede zwischen olympischem Boxen und Masterboxen.

Abgesehen vom Alter der Sportlerinnen und Sportler gibt es eigentlich wenig Unterschiede. Masterboxer boxen über 3 x 2 Minuten, mit mindesten 12 Uz-Handschuhen und (vorerst noch) mit Kopfschutz. So steht es in den Wettkampfbestimmungen. Nach zweimal Anzählen eines Boxers ist Schluss.

Im Vorstand des DBV engagierst du dich für den Breitensport. Wie nehmen der DBV, die Landesverbände und die Vereine dieses Thema bislang auf?

Anfänglich war der Breitensport, der Masterboxen, Sportboxen und Leichkontaktboxen umfasst, sehr ungewohnt für die Landesverbände. Die Vereine haben früh erkannt, dass es da großes Potential an Mitgliedern und Ehrenamtlichen gibt. Das Motto »Boxen für alle« hat sich anfänglich nur langsam durchgesetzt – bis die ersten Kämpfe zu sehen waren. Dann wurde schnell klar, dass das ernsthaftes und sehr oft schönes Boxen ist.

Weißt du, ob die olympischen Boxsportverbände benachbarter Länder vergleichbare Programme diskutieren oder haben? Und wenn ja: Gibt es da einen Austausch?

Ja, den Austausch habe ich schon vor der Corona-Pandemie angestoßen. Die Niederlande hatte eine schöne Szene mit tollen Veranstaltungen, die aber ebenso wie eine Zusammenarbeit durch die Pandemie abgewürgt wurden. In der Schweiz habe ich einen Vortrag gehalten und mit dem Vorstand das Masterboxen diskutiert. Dort gibt es noch verschiedene Probleme, aber beim Leichtkontaktboxen sind uns die Schweizer weit voraus. Erste Kontakte gibt es nach Südafrika.

Limitiert ist das ganze Engagement natürlich durch dem Umstand, dass auch die Vorstandsarbeit im DBV ehrenamtlich geschieht, also in der Freizeit. Für Ideen und Kontakte für Veranstaltungen durch Landesverbände und Vereine wäre ich sehr dankbar. Gern können mich engagierte Funktionäre ansprechen. Allerdings kann der DBV solche Veranstaltungen nicht allein durchführen, sondern es bedarf – wie bei den Mastermeisterschaften in Hamburg – Menschen, die sich einbringen und die unseren Sport lieben.

Wenn wir von der Zukunft des Breitensports und Masterboxens sprechen: Was würdest du dir kurz‑, mittel- und langfristig wünschen?

Zunächst müssen wir ein paar Regeln anpassen (Kopfschutzpflicht u.a.). Wir haben es mit erwachsenen Menschen zu tun, die mitten im Leben stehen und die Einschränkungen durch ein Regelwerk nur dann hinnehmen, wenn es Ihrem Schutz dient. Der Kopfschutz fällt bei den Wettkampfboxern aus medizinischen Gründen, dann sollte er auch bei Masterboxern fallen. Ein anderes Thema sind Startbuch und Vereinszugehörigkeit. Der DBV vertritt die deutschen Boxvereine, da wäre es kontraproduktiv, wenn von diesen Maßnahmen Abstand genommen würde.

Auch kommerziell arbeitende Sport- und Fitnessstudios bieten häufig Boxen an. Was ist dein Argument, auch das breitensportliche Boxen unter dem Dach von Vereinen und Verbänden auszuüben?

Ich bin überzeugter Vereinssportler und möchte nicht in kommerziellen Studios trainieren. Das wird auf Dauer teurer und grenzt Menschen mit wenig Geld aus. Daher bin ich im DBV. Vereinsarbeit ist für mich gesellschaftliches Engagement; das primäre Ziel von kommerziellen Anbietern ist der Kommerz, ist es Geld zu verdienen. Masterboxer können mit ihrem Vereinsbeitrag Vereine und die entsprechende Jugendarbeit unterstützen.

Der DBV ist der größte Boxsportverband in Deutschland und stellt als solcher viel Infrastruktur zur Verfügung, die auch Breitensportler nutzen können. Dazu kommt, dass jeder den DBV mitgestalten kann. Die Funktionäre werden von den Vereinen und Landesverbänden gewählt. Die Mitglieder haben die Vorstände gewählt. Auf dem DBV einschlagen ist leicht. Etwas bewegen ist schwer.

Die Vereine und Studios nutzen DBV Trainer und die Vereine nutzen die Rechte eines e.V. und das ist eine Folge der DBV- (und Landessportbund und Landesverbands-) Mitgliedschaft. Ich wünsche mir, dass die vielen Kritiker die Energie, die sie fürs Kritisieren verwenden nehmen und etwas im LV und im DBV ändern. Dagegen sein ist leicht, dafür etwas tun ist anstrengend.

Infos zur Deutschen Meisterschaft im Masterboxen: https://www.boxverband.de/thomas-reisinger-im-gespraech-ueber-das-masterboxen-im-dbv/

Text: DBV/Ralf Elfering

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