Main-Events in Wolfsburg – Licht und Schatten im Ring

 

Foto: Wiking Boxteam

Wolfsburg – Nachdem die Vorwoche des heutigen Events bereits mit dem Wiegen und diversen anderen Medienterminen abgeschlossen war, stand nun der Kampftag vor der Tür. Kurz zuvor brachte man die kurzweilige Undercard über die Bühne, ehe die beiden Hauptkämpfe des Abends folgten. Im ersten Hauptkampf sah man das Rematch zwischen dem Kölner Denis Radovan und dem Wikinger Ronny Mittag aus Berlin. In diesem Duell steckt eine Menge Brisanz, trennten sich doch beide Boxer bei ihrem letzten Aufeinandertreffen nur Unentschieden und beide sahen sich als Sieger. Dementsprechend groß waren die Ankündigungen im Vorfeld. Somit waren die Zutaten für ein gutes Duell, zumindest auf dem Papier, vorhanden. Die Ehre den Kampfabend zu beenden hatte dann Lokalmatador

Radovan siegt, Publikum protestiert, umstrittenes Urteil?

Beide Boxer sahen sich, wie bereits angesprochen, als Sieger ihres letzten Kampfes und dementsprechend überzeugt klangen beide im Vorfeld bezüglich des Ausgangs. Diesen Worten wurden Ronny Mittag (30-3-3, 15 KOs) und Denis Radovan (11-0-1, 5 KOs) eigentlich schon gerecht. Nachdem Mittag, der ja auch mehrere Anläufe an der Waage brauchte, die ersten drei Runden klar abgegeben haben dürfte, gelang es dem Greifwalder aber erstmals eine Runde zu gewinnen. 

Im vierten Durchgang bewegte sich Radovan häufig im Rückwärtsgang, überließ Mittag die Ringmitte und dieser konnte einige Aktionen landen und sich auch in den folgenden Runden die besseren Aktionen erarbeiten,  sodass es bis zur Kampfmitte komplett ausgeglichen blieb. Radovan beging in diesen Runden immer wieder den Fehler die Distanz zu verlassen und sich so auf einen Schlagabtausch einzulassen.

Ziemlich zu Beginn des siebten Durchgangs öffnete sich nach einer ansatzlosen Kombination von Radovan ein mittlerer Cut bei Mittag. Dies blieb aber in den mittleren Runden eines der wenigen Highlights des Kölners. In der achten Runde schien Mittag kurz zu wackeln und verlor dabei seinen Mundschutz. Dies war die bis dato beste Runde des Kölners. Zwei Runden vor Ende blieb der Ausgang weiter ungewiss, die Spannung war zu spüren. 

Doch Mittag blieb davon unbeeindruckt und nutzte die Schwächen von Radovan gnadenlos aus. Vor allem schien der ehemalige Deutsche Meister aus Berlin, trotz seiner Gewichtsprobleme beim Wiegen, der fittere Mann gewesen zu sein. Denn Mittag ging 10 Runden volles Tempo. In den letzten Runden war es schwer einen eindeutigen Sieger auszumachen, wenngleich Mittag mit seinem beherzten Auftritt und guten Aktionen das Momentum auf seiner Seite gehabt haben dürfte. 

Die gut 2000 Zuschauer mussten einige Minuten auf das Urteil warten, ehe Ingo Rohrbach ein 96:94 für Radovan, ein 96:94 Mittag und ein drittes 96:94 für den geteilten Sieger nach Punkten, Denis Radovan, verkündete. Dieser durfte sich dann auch den IBF-Europameisterschaftsgürtel um die Hüfte schnallen. Aus dem Publikum gab es einige negative Reaktionen auf den Sieger, weshalb wir vielleicht auch ein drittes Duell der beiden sehen könnten.

Wojcicki mit einstimmigem Sieg, aber ohne Empfehlung

Foto: Team Sauerland

Anschließend kam es zum Main-Event des Abends – 12 Runden im Mittelgewicht um den IBF Intercontinental-Titel zwischen dem Wolfsburger Patrick Wojcicki (12-0-1, 4 KOs)  und seinem argentinischen Kontrahenten Marcelo Fabian Caceres (18-3, 13 KOs). Gerade zu Beginn gelang es Wojcicki das Duell zu bestimmen und das Geschehen aus einer sicheren Distanz heraus zu kontrollieren. 

Doch mit zunehmenden Rundenzahl schien es so, als würde sich der Argentinier besser zu Recht finden. Nach einigen vermeintlichen Ringereinlagen in den Runden drei und vier, ist es Caceres aber gelungen Wojcicki mehrere Mal hart zu treffen und ihm auch die ersten Runden abspenstig zu machen. Im sechsten Durchgang gelang es aber wiederum dem Wolfsburger die besseren Hände zu platzieren, um so Caceres gleich doppelt hart zum Kinn zu treffen. 

Ansonsten bot Wojcicki aber viel zu viele offene Stellen in seiner Deckung an, wenngleich der Lokalmatador Caceres in Runde acht niederschlagen konnte. Referee Holger Wiehmann wertete die ganze Situation auch als Niederschlag, der Argentinier hingegen beschwerte sich, dass es sich eher um einen Kopfstoß gehandelt haben soll. In der kommenden Runde, die der Wolfsburger Wojcicki eigentlich gut begann, fing er sich jedoch nach einer undurchsichtigen Schlagkombination von Caceres einen Uppercut. Dieser Uppercut bescherte dem Lokalmatador einen Cut über dem rechten Auge. Zudem schien es so als könnte Caceres Wojcicki wirklich gefährlich werden. 

Zur nächsten strittigen Szene kam es in Runde 9, als Referee Holger Wiehmann einen weiteren Bodenbesuch des Argentiniers als Schlagwirkung anerkannte. So war damit der Zug eines Punktsieges für Caceres abgefahren. Doch das eigentliche Kampfgeschehen blieb weiterhin enger als erwartet. Solange der Wolfsburger auf der technischen Ebene boxte, blieb es für ihn ungefährlich, doch der Herausforderer verstand es immer wieder Wojcicki aus seiner „Comfort Zone“ zu holen. 

An einem einstimmigen Punktsieg des Wolfsburgers dürfte es wenig Zweifler gegeben haben, eine Weiterempfehlung für größere Aufgaben war dieser Auftritt aber mit Sicherheit nicht. Das Urteil lautete nach 12 engen und unsauberen Runden wie folgt: 114:112, 117:109, 115:111 für den einstimmigen und alten und neuen IBF Intercontinental Champion! 

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