Letzter Kampf bringt Entscheidung: Nordhäuser mit Auftaktsieg in Prag

Das war wahrlich nix für schwache Nerven: Bis zum Superschwergewicht und dem Kampf von Vladimir Ivanov mussten die mitgereisten Nordhäuser Anhänger zittern, bis sie den ersehnten Sieg beim Bundesliga-Neuling in Prag feiern durften. Mit 11:10 setzte sich der Titelverteidiger denkbar knapp gegen BigBoard Praha durch. „Ich muss unserem Team ein großes Kompliment für seine Moral machen. Diese beiden Punkte sind sehr wichtig, denn hier haben auch die anderen Mannschaften noch nicht gewonnen“, weiß Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling um die Wichtigkeit des gelungenen Auftakts.

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Der Prager Box Club BigBoard kennt sich bereits bestens im Ligasport aus. So starteten sie 2012 in der tschechischen „Extraleague“ und wechselten in der letzten Saison in die „Inter-League“, in der sie gegen Vertretungen aus Tschechien und der Slowakei antraten und Silber gewannen. Nach der Absage von Straubing traten sie nun der deutschen Bundesliga bei. Auch geleitet werden die Moldaustädter durch absolute Fachleute: Team-Manager ist mit Pavel Hynek ein erfahrener Sport-Manager, Cheftrainer der renommierte Trainer und ehemalige Landesmeister Michal Soukup. Vorsicht war im Vorfeld also geboten.

„Wir haben gehofft, schon aus den ersten beiden Kämpfen etwas zählbares mitnehmen zu können“, blickt Nordhausens Manager Michael Döring zurück. Doch sowohl Erik Sokolov wie auch Tobias Tatai mussten sich ihren Gegnern geschlagen geben. Sokolov erlitt einen Cut durch einen Kopfstoß in der zweiten Runde und wurde angezählt. „Trotzdem hat Erik toll gekämpft, war vielleicht in der Deckungsarbeit in den entscheidenden Momenten etwas nachlässig. Sein Gegenüber war einfach noch abgezockter“, erklärt Dietrich-Scherfling. Den Kampf von Tatai gegen Michal Zátorský hätte man genauso anders herum sehen können: „Tobi war für mich mindestens gleichwertig, sodass ein Unentschieden gerecht gewesen wäre. An einem anderen Tag schlägt er ihn. Bei diesem Urteil hat auch der Heimvorteil eine Rolle gespielt.“

Doch an den Urteilen konnte nicht gerüttelt werden und so war die NSV-Staffel beim Zwischenstand von 7:9 nach zwei der sieben Kämpfe bereits gehörig unter Zugzwang. „Wir waren froh, dass wir hier mit Kastriot Sopa und Balázs Bacskai zwei international erfahrene Sportler in unseren Reihen hatten“, so Dietrich-Scherfling. Erst bezwang Sopa den Tschechen Štěpán Pitra klar, anschließend sorgte Bacskai bei seiner Rückkehr ins Weltergewicht gegen Jakub Korbel für den Ausgleich. Nachdem sich der Ungar anfangs noch etwas schwer mit der Distanz tat, fand auch er mit zunehmender Kampfdauer besser und besser in das Duell und dominierte seinen Gegner nach Belieben.

DSC_2541Doch wer dachte, die restlichen Kämpfe würden ein Durchmarsch werden, der hatte sich getäuscht. Es sollte bis zum Ende spannend bleiben. NSV-Youngster Ibrahima Diallo begann ordentlich, lies in der zweiten und dritten Runde aber nach und musste sich Patrik Kliment geschlagen geben. „Leider konnte Ibrahima nicht das abliefern, was wir vorher erhofft haben. Aber daraus lernt man und wächst weiter“, analysiert Dietrich-Scherfling. Jetzt kam es ganz auf Leon Bunn und Vladimir Ivanov an. Beide zeichneten sich in der Vorsaison bereits als Leistungsträger aus und mussten nun ihre Kämpfe gewinnen. „Natürlich war es ein zusätzlicher Druck, der in diesem Augenblick auf den Schultern lastete“, blickt Bunn zurück. Doch der Hesse präsentierte sich gut in Form, setzte sich gegen den schwer zu boxenden Karel Nečesánek durch und sorgte dafür, dass die Entscheidung über Sieg oder Niederlange erst im Superschwergewicht fiel.

Es passte zur Dramaturgie des Abends, dass es auch Vladimir Ivanov gegen Daniel Táborský lange spannend machte. Erst in der dritten und letzten Runde spielte der Russe seine konditionellen Vorteile aus und setzte die entscheidenden Treffer. „Ich hätte mir schon eher erhofft, dass er offensiv aktiver wird und die Entscheidung sucht. Das Potenzial dazu hat er allemal“, bilanziert ein überglücklicher Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling. Mit dem Sieg in Prag gelang der Thüringer Equipe ein optimaler Saisonstart, denn nach Kampfende stand fest, dass Prag nicht nur kulturell einiges zu bieten hat: „In jeder Gewichtsklasse hatten sie starke Boxer, die uns das Leben schwer gemacht haben. Wir hätten genauso gut am Ende knapp mit einem Punkt verlieren können.“

Schon im nächsten Kampf am 21. November kommt es direkt zu einem Wiedersehen mit den Männern aus der tschechischen Hauptstadt. Dann steht in der heimischen Rolandstadt der erste Heimkampf des Nordhäuser SV an. „Mit der Unterstützung unseres Publikums wollen wir natürlich an die Leistung anknüpfen und einen weiteren Schritt in Richtung Titelverteidigung machen“, blickt Michael Döring voraus.

Quelle Fotos: Uli Friebel
Quelle Text: Johann Reinhardt

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