Kevin Lele Sadjo verteidigt EM-Titel gegen Emre Cukur

 

Quelle: Lionssport Promotion

Am Samstagabend forderte der Münchener Emre Cukur den amtierenden Europameister im Supermittelgewicht Kevin Lele Sadjo heraus. Der Kampf war Teil einer großen Veranstaltung mit insgesamt 3 Titelkämpfen, die auch im französischen Fernsehen übertragen wurde. Die Halle war voll als beide Boxer in den Ring gerufen wurden.

Aufgeheizte Stimmung bereits zu Kampfbeginn

Emre Cukur kam mit einer türkischen Flagge in den Ring in Le Palestre in Le Cannet – einem Vorort von Cannes. Wie sich herausstellte war das eine brisante Wahl des Deutsch-Türken. Warum? Im Hauptkampf des Abends kämpfte der Publikumsliebling und WBA-Weltmeister Arsen Goulamirian, der eine riesige Schar an armenischen Fans mitgebracht hatte. Damit wurde Emre Cukur in den Augen der Mehrheit der Fans sofort zum ultimativen Bösewicht des Abends. Eine von den Fans vollkommen unnötige politische und historische Aufladung des Kampfs war also noch vor dem ersten Gong irreversibel passiert. Die aus München mitgereisten Fans hielten dagegen und feuerten den Deutsch-Türken mit lauten „Emre“ rufen an. Die Stimmung war aufgeheizt.

Sadjo bearbeitet anfangs den Körper von Cukur

Als der Kampf dann begann, fing der Franzose sofort an den Körper des Deutsch-Türken zu attackieren. Der 29-jährige Münchener reagierte mit beweglichen Beinen und versuchte seine Reichweitenvorteile mit langen Händen zu nutzen. Gegen Ende der 1. Runde gelang es Sadjo erstmals Emre an den Ringseilen zu stellen. Die Schlagsalven schienen aber alle auf die Deckung zu gehen.

In der zweiten Runde wurde Emre nun lockerer und er kam mit einzelnen Händen gut durch. Doch der Franzose ging unnachgiebig weiter in den Infight. Solange Emre viel aus der Distanz schlug, war er im Vorteil. Letztlich war der Franzose aber der aktivere und entschied die Runde wohl für sich.

In der dritten Runde gab es eine unterhaltsame Szene. Emre kam mit einem Aufwärtshaken voll durch. Der Franzose reagierte theatralisch und forderte offensichtlich mehr davon. Leider beschränkten sich die guten Aktionen von Cukur auf Einzelaktionen. Am Ende der Runde war dann sogar erste Müdigkeit zu erkennen und Cukur konnte sich nur noch mit Klammern über die Zeit retten.

Klare Dominanz von Sadjo ab der vierten Runde

Spätestens ab der vierten Runde war der Kampf nicht mehr ansehnlich und das Ende war allzu deutlich vorherzusehen. Sadjo dominierte den Kampf mit seiner überlegenen Physis. Cukur nutzte alle erlaubten und nicht-erlaubten Mittel, um den Schaden im Clinch zu begrenzen.

In der fünften Runde gab es einige Lichtblicke als Cukur mit beweglichen Beinen größeren Schaden abwenden konnte. Doch mit jeder weiteren Minute wurde die Dominanz von Sadjo deutlicher, der nun immer wieder die Doppeldeckung von Cukur überwinden konnte.

In der sechsten Runde war die Überlegenheit von Sadjo weiterhin deutlich. Das viele Halten von Cukur wurde nun zunehmend mit Buhrufen und Pfiffen des Publikums quittiert. Auch ermahnte der Ringrichter Cukur mehrfach sauberer zu boxen.

Handtuchwurf von Levent Cukur in der 7. Runde

In der siebten Runde war es dann so weit. In der Mitte des Rings wurde der 29-jährige Münchener ausgekontert und schwer getroffen. Seine Knie sackten ein und er saß auf dem Hosenboden. Mit großem Kampfgeist stand er wieder auf und stellte sich nochmal zum Kampf. Als er sofort wieder von Sadjo an den Ringseilen gestellt wurde, hatte Vater Levent in der Ecke genug gesehen und warf das Handtuch.

Somit reiht sich Emre Cukur leider nicht in die illustre Runde deutscher Europameister im Supermittelgewicht ein. Der physischen Stärke von Sadjo hatte Cukur an diesem Abend leider nichts entgegenzusetzen. Der weiterhin ungeschlagene Franzose kann nun selbstbewusst den Blick auf größere Aufgaben, wie WM-Kämpfe, richten.

Makelloser Abend für französische Boxer

Auch für die restlichen französischen Boxer war der Kampfabend ausgesprochen erfolgreich. Im Hauptkampf des Abends konnte Cruisergewichtler Arsen Goulamirian seinen WBA-Weltmeistertitel gegen den Russen Aleksei Egorov verteidigen. In einem hochklassigen und actionreichen Kampf konnte sich der Franzose armenischer Abstammung einstimmig nach Punkten durchsetzen. Sein Landsmann Milan Prat konnte den vakanten EBU-Titel im Halbmittelgewicht durch einen vorzeitigen Sieg gegen den Niederländer Stephen Danyo erobern. Und auch Frankreichs ehemaliger Vorzeigeamateur Sofiane Oumiha gewann in seinem dritten Profikampf zur Freude des Publikums vorzeitig. Tatsächlich steht das französische Profiboxen damit so stark da, wie schon lange nicht mehr.

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