Jahresrückblick im Mittelgewicht mit Björn Schicke

Quelle: Torsten Helmke

Björn Schicke ist ein kantiger Typ mit Berliner Schnauze. Seine Vita liest sich auch vollkommen anders als die von den deutschen Vorzeigeschülern im Boxen. Nach 10 Jahren Pause vom Amateurboxen stieg er 2015 direkt als Profi wieder in den Ring. Seitdem hat er zahlreiche Schlachten gegen deutsche Topleute geschlagen. Der 34-jährige ist – im besten Sinne – ein Fighter von der alten Schule. Boxen1 schaut mit ihm zurück auf sein sehr erfolgreiches Jahr, den deutschen Boxsport und wirft einen Blick nach vorne.

Boxen1: Befindest du dich schon im Weihnachtsurlaub oder bist du aktuell im Training?

Björn Schicke: Ich bin im Training. Ende Februar boxe ich um einen internationalen Titel. Mehr Details will ich im Augenblick noch nicht verraten.

Boxen1: Für die Fans, die dich noch nicht so gut kennen. Wie bist du zum Boxen gekommen? Welche Erfolge konntest du als Amateur erzielen?

Björn Schicke: Von meinem 10. bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich bei den Amateuren geboxt. Ich hatte 69 Kämpfe und war vier- oder fünfmal Berliner Meister gewesen. Dann habe ich erst mal aufgehört zu boxen. Erst mit 26 Jahren habe ich wieder angefangen. Dann bin ich aber direkt bei den Profis eingestiegen.

Boxen1: Lass uns über dein Jahr 2022 sprechen. Wie bewertest du dein persönliches Jahr aus sportlicher Sicht?

Björn Schicke: Das Jahr hat erstmal locker mit einem Aufbaukampf begonnen. Den Kampf habe ich in der 1. Runde durch KO gewonnen. Dann habe ich gegen Marten Arsumanjan um die EBU EU-Meisterschaft geboxt.

Quelle: Torsten Helmke

Boxen1: Der Kampf war für viele deutsche Fans der Kampf des Jahres. Es ging hin und her. Erzähl uns gerne mehr dazu, wie du den Kampf erlebt hast?

Björn Schicke: Ja, der Kampf war wirklich aufregend. Ich habe mir den Kampf auch selber schon mal angeschaut – mach ich sonst eigentlich nicht. Mal ist eine Runde an ihn gegangen, dann eine an mich. Dann habe ich ihn niedergeschlagen. Das war ein cooler Kampf, eine echte Schlacht! Vor 2 Jahren musste ich unseren 1. Kampf verletzt abbrechen. Aber jetzt sind wir quitt.

Boxen1: Du stehst gemäß Boxrec aktuell auf Rang 2 im Mittelgewicht in Deutschland. Deshalb interessieren wir uns auch für deine Meinung zu anderen deutschen Boxern aus dem Mittelgewicht. Fangen wir an mit Rang 1: Vincent Feigenbutz. Was hältst du von ihm? Würdest du gerne gegen ihn boxen?

Björn Schicke: Das wäre auf jeden Fall ein sehr starker Gegner. Ich habe vor einigen Jahren schon mal Sparring gegen ihn gemacht. Das wäre auch ein spannender und unterhaltsamer Kampf für die Fans. Und natürlich würde ich gerne auf Rang 1 bei Boxrec stehen (lacht).

Boxen1: Ein anderer Boxer aus deiner Gewichtsklasse ist Denis Radovan. Top Amateur mit klassischem Karriereverlauf. In den letzten Jahren hat er aber nur relativ selten geboxt. Was hältst du von ihm als Boxer und potentieller Gegner?

Björn Schicke: Zu Denis Radovan habe ich eigentlich gar keine Meinung. Man hört zurzeit auch wenig von ihm.

Boxen1: Ok, sprechen wir über einen anderen Boxer aus den Top-10. Ibrahim Gümüs hat eine spannende Statistik: In 22 Kämpfen hat er 21-mal vorzeitig gewonnen. Kennst du ihn? Glaubst du, dass er wirklich so schlagkräftig ist, wie es sein Rekord vermuten lässt?

Björn Schicke: Wenn ich das wüsste… Ich habe den noch nie boxen sehen. Ich weiß, dass er auch aus Berlin kommt. Ich habe ihn aber auch noch nie auf einer Veranstaltung gesehen. Kann ich also wenig dazu sagen.

Quelle: Torsten Helmke

Boxen1: Du hast in der Vergangenheit gegen viele andere deutsche Topleute geboxt: Ronny Mittag, Marten Arsumanjan und Uwel Hernandez. Das ist heute aber leider die Ausnahme. Was glaubst du, müsste passieren, damit die Fans mehr attraktive deutsch-deutsche Duelle zu sehen bekommen?

Björn Schicke: Die Promoter müssten zusammenarbeiten, nicht gegeneinander. Mit nationalen Duellen würde alles etwas interessanter werden. Aber auch die Fans spielen da eine Rolle. Das ist vielleicht eine unpopuläre Meinung, aber die deutschen Fans haben zu viel zu meckern. Als Enrico Kölling damals gegen Artur Beterbiev geboxt hat, gab es lauter blöde Sprüche auf Social Media. Da schreiben die deutschen Fans „Der kann nix“ und „Die Arztrechnung wird teuer“. Was soll das? Deshalb tragen die Fans auch eine Mitschuld. Als damals Arthur Abraham in der ehemaligen O2-World gegen Paul Smith geboxt hat, waren die 400 mitgereisten Engländer lauter als die 3.000 deutschen Fans. So eine Begeisterung brauchen wir auch in Deutschland.

Boxen1: Angenommen im kommenden Jahr findet ein Round Robin Turnier mit 4 deutschen Boxern aus deiner Gewichtsklasse statt. Welche 3 Boxer außer dir sollten mit dabei sein?

Björn Schicke: Auf jeden Fall Vincent Feigenbutz, Patrick Wojcicki und wer ist da noch, der nicht mein Freund ist (lacht)? Vincenzo Gaultieri und Thomas Piccirillo sind meine Trainingskameraden. Deshalb die nicht. Simon Zachenhuber könnte man z.B. noch dazu nehmen.

Quelle: Torsten Helmke

Boxen1: Kommen wir zum Abschluss zum kommenden Jahr. Wie oft planst du 2023 zu Boxen? Was sind deine Ziele?

Björn Schicke: Ich würde gerne dreimal boxen. Das Ziel ist auf jeden Fall der Sieg im Februar. Und im Idealfall anschließend eine WM-Chance.

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