Dem Mann der bei fast allen großen Boxern der letzten 35 Jahre in der Ringecke stand gilt unsere Anerkennung
Wir schreiben heute den 7.Januar 2020 und es ist auf den Tag genau 80 Jahre her, dass Hagen „Hako“ Sevecke das Licht der Welt erblickte. 1940 war nicht unbedingt das beste Jahr, um geboren zu werden. Es war Krieg in Deutschland und Hako verbrachte seine frühen Kinderjahre im Bombenhagel, Fliegeralarm und zwischen Trümmern und Hungersnot. Er wuchs in einer Zeit auf, die niemand von uns sich heute wünschen würde. Und daraus, ganz genau daraus entwickelte sich ein Charakter, wie er ehrlicher nicht sein kann, ein Mann, den alle heute nur Hako nennen.
Er wusste schon all zu früh, wo der Hase lang läuft, schon früh lernte er, was Verantwortung heißt und wie wichtig es ist, dass man sich auf jemanden verlassen kann. Und genau so ist er geworden: ein zuverlässiger, wachsamer, warmherziger und gerader Typ, auf den man immer zählen kann, wenn’s drückt.
Hako war 56 Jahre lang mit seiner Frau Erika zusammen und hatte gerade die Goldene Hochzeit gefeiert, als sie krank wurde und schließlich 2017 vom Leben Abschied nahm. Er teilte mit ihr sein ganzes Erwachsenenleben lang Freud und Leid und sie gingen durch dick und dünn bis zum letzten Moment. Hako wäre nicht Hako, wenn er ihr mit seiner menschlichen Wärme den Abschied nicht erleichtert hätte.
Doch das Leben geht weiter. 80 Jahre sind eine lange Zeit und Hako hat diese Zeit genutzt. Der Mann, der heute vor uns steht, zeigt keine 80 Jahre, jedenfalls nicht physisch. 80 Jahre Lebensweisheit, 80 Jahre Erfahrung, 80 Jahre ein erfülltes Leben ganz nach seinem Geschmack. Wenn er da steht und eines seiner verruchten Lieder singt und die Menschen zum mitmachen animiert, steht da einer, der allenfalls um die 60 zu sein scheint. Er, der mit kraftvoller Stimme und körperlichem Elan aber auch wirklich jeden Menschen in seinen Bann zieht, der kann eigentlich noch gar nicht 80 sein. Es ist sein gelebtes Leben, dass aus ihm diesen Jungspund macht, dem man glatt abkaufen würde, dass er erst in 20 Jahren seinen 80. Geburtstag feiern will.
Hako Sevecke ist ein charismatischer und ganz besonderer Mensch, einer, auf den man stolz sein kann, „einer von uns.“
Deshalb will ich heute noch einmal seine Geschichte erzählen, die Geschichte, die nur Hako beschreiben kann, die ihn zeigt wie er ist und war. Er war
DER DRITTE MANN IN DER ECKE
Er ist der, der den schweren Jungs des Boxsports die Vaseline ins Gesicht schmiert, damit die Faust des Gegners besser abrutscht. Er ist der Mundschutz-Spezialist. Er ist der Mutmacher, wenn’s nicht ganz so rund läuft. Er ist der mit dem Glätteisen, wenn die Beulen mal wieder ein Auge zuschwellen wollen.
Er ist der Vertrauensmann der mutigen Männer, die sich wie moderne Gladiatoren im Ring in Kraft, Stärke und Schnelligkeit messen, er ist der Mann, dem man blind vertraut. Wo er ist, ist immer alles in Ordnung.
Seine „geliebten“ Boxer sind viele, ein paar von ihnen sind jedem bekannt. Er war bei Henry Maske, Axel Schulz, Graciano Rocchigiani, Arthur Abraham, Nikolai Valuev, Markus Beyer, Marko Huck, Firat Arslan, Rene Weller und unendlich vielen anderen Kämpfern seit mehr als 35 Jahren der wichtige dritte Mann in der Ecke des Boxrings.
Schon immer war seine „große Liebe“ der Boxsport. Mit seiner wortkargen, durchaus verbindlichen und herzlichen Art hat er sich das Vertrauen seiner Boxer verdient. Bei denen ist er beliebt, geachtet und verehrt.
Große Worte lagen ihm nie so, er ist eher der Zurückhaltende. Doch was er sagt, hat Fundament, Geschick und er ist, wie man ihm nachsagt, immer in gewisser Weise diplomatisch. Ein Mann, der weiß, worauf es im Leben ankommt.
Für Sevecke ist Boxen der „ehrliche Zweikampf“ und das ist auch das Thema, das ihn fasziniert – den Gradlinigen, für den es im Leben darauf ankommt, korrekt zu sein in allem, was man tut.
Sevecke ist ein Mann aus dem Milieu, er verdiente niemals Geld durch seinen Einsatz beim Boxen. Boxen war immer nur sein Hobby. Der Boxsport war seine Passion. Er war wohl der Einzige im Team Sauerland, der niemals nur einen Cent vereinnahmte und Hako trennt das Eine vom Anderen. Früher waren seine diversen Bordelle im Frankfurter Bahnhofsviertel ein Teil seines Lebens und hiermit verdiente er sich schon seit jungen Jahren seinen Lebensunterhalt. Und doch ist er ein Ehrenmann, wie er im Buche steht.
In der 5000-Seelen-Gemeinde Hattersheim-Eddersheim, in der er lebt, ist er ein hoch angesehener Mann. Dort reibt er sich auf, spendet Erlöse aus Boxveranstaltungen für die Nachwuchskicker des örtlichen Fußballvereins und läßt sich auch sonst nicht lumpen, wenn es um Hilfe für Notleidende geht.
Der Mann mit dem „Herzen genau in der Mitte“ machte sich einst einen Namen, als er für die in den 50er Jahren ermordete Frankfurter Prostituierte Rosemarie Nitribitt eine Grabstelle organisierte und seither für die Pflege und Kosten aufkommt. Zuvor hatte er die Kosten übernommen, damit die Überreste der Verstorbenen aus dem Kriminalmuseum überführt werden konnten.
HESSEN BOX-TEAM
Anfang der 80er Jahre gründete Sevecke mit einem seiner ältesten Freunde Ebby Thust und dem inzwischen verstorbenen Herbert Wolf das „Hessen Box-Team“, bei dem Boxer wie Europameister Jose Varela, der Deutsche Meister Toni Habermayer, WBC Junioren-Weltmeister Ante Bilic, IBF Interconti-Champion und WM-Gegner von Joe Calzageh, Branko Sobot, Harald Edel, Attila Parge, der heutige WBC-Ringrichter Jürgen Langos, der Deutsche Meister Erwin Heiber, der Deutsche Schwergewichts- und Interconinental-Champion sowie WM-Gegner von Herbie Hide, Willi Fischer und viele andere nationale und internationale Boxer angehörten.
Das Hessen Box-Team kooperierte zudem mit dem damals größten deutschen Boxstall Universum Box-Promotion. Unvergessen sind hier die Kult-Veranstaltungen im Frankfurter Zoo-Gesellschaftshaus oder das Dinner-Boxen in der legendären Bad-Homburger Tennis Bar. Auch einige Sauerland-Boxer wie der damalige Europameister Rene Weller oder der spätere Weltmeister John Mugabi boxten auf Veranstaltungen des Hessen Box-Teams. So kam es dann auch, dass Sevecke übergangslos von der Ecke des eigenen Hessen Box-Teams in die Ringecke von Sauerland Promotion wechselte und dort dann über 30 Jahre ein fester Bestandteil des Teams Sauerland wurde.
DIE HATTERSHEIMER BOXNACHT
ist eines seiner Kinder, das Hako Sevecke gemeinsam mit Ebby Thust und André Erle auf die Welt gebracht hat.
Thust, Sevecke und Erle waren das ideale Gespann für die Hattersheimer Boxnacht und machten dieses Event zu einem riesigen Publikumsmagneten weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes hinaus. Hier boxten zwölf spätere Weltmeister und Weltmeisterinnen. Und was geschah mit den Einnahmen? Nein, die flossen nicht in die eigene Tasche, die fielen der Jugend des örtlichen Fussballvereins zu. So war das eben mit Sevecke und so ist es noch heute.
Die DREI VON DER HATTERSHEIMER BOXNACHT haben inzwischen ihr Abschiedsfest gegeben. Für „Hako“ gab es ein Abschiedsgeschenk von Axel Schulz, der ihm als Dank und Anerkennung den Box-Mantel überreichte, den er beim Walk In trug, als er gegen George Foreman in Las Vegas um die WM boxte.
„Bei Siegen sind sie alle da. ,Hako’ war immer da, auch wenn ich verloren hatte. Das vergesse ich ihm nie“, sagte Axel Schulz bei der Übergabe des legendären Mantels übers Hallenmikrofon.
Alle Boxfans wünschen es sich, alle wollen sie wiederhaben, die Hattersheimer Boxnacht des Trios um Sevecke, Thust und Erle.
Sie wurde als Sprungbrett für die Nachwuchsboxer des Profiboxens ebenso bekannt wie als Boxveranstaltung mit unvergleichlichem Flair und rauschenden After-Show-Partys.
„Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Damit verabschiedeten sich die drei unter tosendem Beifall der Boxer und Fans, die ihnen mit ihrem Applaus Bestätigung für eine große Sache und die ganze Ehrerbietung der Boxwelt schenkten.
Mit seinem alten Freund und Wegbegleiter Ebby Thust, der inzwischen seit 20 Jahren auf Mallorca lebt, verbringt Hako heute gerne viel Zeit. Wenn die zwei zusammen sind, gibt’s nostalgische Momente zum Träumen und genießen im Überfluss. Und die Beiden haben schon wieder etwas aus der Taufe gehoben: in diesem Jahr veranstalten sie nun schon im dritten Jahr das „Mallorca-Sommerfest“, bei dem mehr als 250 Freunde aus der Boxszene einmal im Jahr gemeinsam auf Mallorca feiern.
Heute ist zwar sein Geburtstag, aber feiern wird Hako erst am kommenden Samstag mit mehr als 400 Freunden in der Sporthalle seiner Heimatgemeinde Hattersheim-Eddersheim und sie werden ganz sicher alle kommen, bei denen Hako einst in der Ringecke stand: die Weltmeister Henry Maske, Arthur Abraham, Firat Arslan, Marco Huck, Markus Bott, die Gebrüder Torsten und Rüdiger May und ganz sicher unzählige anderer Boxer……nur einer ist verhindert: Weltmeister Sven Ottke der am gleichen Abend ins RTL-Dschungelcamp einzieht.
Auch das gesamte Team von BOXEN1 wünscht Dir lieber Hako alles Gute, Gesundheit und ein langes Leben! Bleib einfach so wie du bist und wenn’s mal kneift, werden wir für dich ebenso da sein, wie du es dein Leben lang für andere warst. Man muss Dich einfach lieb haben!