Die Boxlegende Bernard Hopkins (USA) steigt am kommenden Samstag im Alter von 51 Jahren, gegen seinen Landsmann Joe Smith Jr., zum letzten Mal in seiner spektakulären Karriere in den Ring.
Hopkins vs. Smith Jr. – Ausklang einer filmreifen Karriere
Wenn man auf das Leben und die Karriere von Bernard Hopkins blickt, kommt man zu der Erkenntnis dass selbst oskar-prämierte Regisseure kein besseres Drehbuch für einen Film schreiben könnten! Denn der in Pennsylvania geborene Ausnahmeboxer hat so ziemlich alles erlebt: Aufgewachsen in einer hochkriminellen Umgebung, Verlust des jüngeren Bruders der auf offener Strasse erschossen wurde, jahrelange Haft wegen schwerer Körperverletzung und Raubüberfällen.
Dass Bernard Hopkins noch weit mehr erlebt hat, ist traurige Gewissheit. Die größte Kraft in seinem Leben gab ihm das Boxen. Etwas, worin er sich schon als Kind richtig gut machte. Glaubt man offiziellen Quellen, soll er bei 95 Siegen nur vier Mal verloren haben. „Wenn ich in meinem Leben nicht soviel Scheiße gebaut und im Knast gesessen hätte, wäre ich sicherlich auch Olympiasieger geworden!“, blickte Hopkins einst in einem Interview reumütig zurück.
Mit 23 Jahren und wenig Geld auf dem Konto, entschloss er sich Profiboxer zu werden. Seinen ersten Kampf, im Oktober 1988, verlor er. Und wieder schien es so, als solle das bisher tragische Leben seinen traurigen Lauf nehmen. Aber 16 Monate später packte ihn wieder der Ehrgeiz. Und diesmal mit großem Erfolg. Über zwanzig Kämpfe konnte Hopkins gegen zum Teil starke Gegner in Folge gewinnen. Bis er endlich seine grosse Chance bekam.
Erste Titelchance gegen Roy Jones Jr.
Am 22. Mai 1993 boxte er gegen den späteren Superstar Roy Jones Jr. um die IBF-Weltmeisterschaft im Mittelgewicht. Nach einem hervorragenden Kampf musste sich Hopkins allerdings, knapp aber verdient, nach Punkten geschlagen geben. Fünfzehn Jahre später sollte es ihm gelingen, dieses Urteil in einem Nicht-Titelkampf zu revidieren.
Zwei Jahre nach seiner ersten Titelchance, gelang es Hopkins schließlich sich die IBF-Krone durch einen TKO-Sieg über Segundo Mercado (den er Monate zuvor schon geboxt hatte und der Fight mit einem Unentschieden endete) im April 1995 zu sichern. Endlich ist der große Traum vom WM-Gürtel wahr geworden. Von jetzt an ging es nur noch bergauf und es schien so, als ob Bernard Hopkins Superlativen sammeln würde, wie „normale“ Menschen Briefmarken.
Er ist nicht nur der erste Boxer der mit 20 erfolgreichen Titelverteidigungen heute noch den Rekord des am längsten regierenden Mittelgewichts-Champion hält, er ist auch der erste Boxer der alle vier bedeutenden Verbände als alleiniger Weltmeister beherrschte. Letzeres ist ihm im September 2004 gegen den damaligen Reiz-Gegner und heutigen Geschäftspartner Oscar De La Hoya durch einen KO-Sieg in der neunten Runde gelungen. Überhaupt lesen sich seine „Opfer“ wie ein Who-is-Who des Boxlexikons: Glenn Johnson, Simon Brown, Felix Trinidad, William Joppy, Oskar de La Hoya, Roy Jones Jr. (Rückkampf) und und und…
Vom Executioner zum Alien
Seine zum Teil spektakuläre und sehr oft auch vorzeitige Bühnenshow, brachte ihm den Kampf-Namen „Executioner“ ein. Dieser änderte sich aber Jahre später in „Alien“, aufgrund eines weiteren Meisterstückes. Im Alter von 48 Jahren brach er den Rekord von George Foreman als ältester Weltmeister in der Geschichte des Boxsports, als er Travoris Cloud im März 2013 einstimmig nach Punkten besiegte.
„Sie haben die Werte eines 25-Jährigen… Sie können nicht von diesem Planeten kommen!“, sollen die Ärzte zu ihm gesagt haben. Da war es nur naheliegend, einen Image-Wechsel vom „Hinrichter“ zum „Alien“ vorzunehmen. Als Bernard Hopkins vor zwei Jahren gegen den als KO-Schläger gefürchteten und bis dato ungeschlagenen Russen Sergey Kovalev seinen WM-Titel (IBF) im Halbschwergewicht verlor und dabei chancenlos war, nahm ihm das keiner übel. Immerhin war er da schon 49 Jahre alt.
Nun soll also endgültig schluss sein. Hopkins möchte sich in Zukunft mehr auf seine Aufgaben bei „Golden-Boy-Promotions“ konzentrieren und weiterhin als Co-Kommentator beim Pay-TV-Sender HBO fungieren. Gegen den wesentlich jüngeren Joe Smith Jr. will der Ausnahme-Athlet im kalifornischen Inglewood seine sportliche Laufbahn beenden. Noch einmal möchte er ein Ausrufezeichen setzten, welches der WBC mit dem Onyx Gürtel belohnen wird. Extra für diesen Abschieds-Fight trennte er sich vom langjährigen Coach Naazim Richardson und wird nun von seinem frühreren WM-Gegner John David Jackson betreut.
Und auch diese Tatsache sieht einem Bernard Hopkins total ähnlich. Denn ein „üblicher“ Kampf mit einer „üblichen“ Vorbereitung, wäre eines Alien nicht würdig.
Eindrücke der heutigen Pressekonferenz: