Der BOXEN1-Jahresrückblick 2020: Unvergessene Box-Highlights – trotz Corona!

Die Corona-Pandemie hat die Menschen weltweit vor große Herausforderungen gestellt! Auch die Boxfans mussten im Jahr 2020 auf einige große Events verzichten. Allerdings gab es trotz „Covid-19“ dennoch das ein oder andere Box-Spektakel zu bestaunen. BOXEN1 fasst noch einmal die Highlights aus den vergangenen zwölf Monaten zusammen:

„There’s Only One…“: Tyson Fury entthront Deontay Wilder!

Am 22. Februar kam es im MGM-Grand-Hotel in Las Vegas (Nevada, USA) zu einem Schwergewichts-Rematch der Extraklasse! Nur wenige Wochen bevor ein gewisses Virus die ganze Welt in Atem hielt, strömten noch tausende Fans in jene Zocker-Metropole, um sich das zweite Aufeinandertreffen zwischen Deontay Wilder und Tyson Fury nicht entgehen zu lassen.

Nachdem sich Wilder und Fury nach ihrem ersten Gefcht (im Dezember 2018; Anm. d. Red.) noch in einem Unentschieden trennten, wollte WBC-Weltmeister Deontay Wilder seinen WM-Titel diesmal mit einem krachenden KO-Sieg verteidigen. Bei einem Großteil der Experten galt der bis dahin ungeschlagene Titelverteidiger sogar als Favorit – immerhin musste Tyson Fury beim ersten Fight gleich zweimal zu Boden.

Doch der britische „Gypsy King“ belehrte seine Kritiker wiederum eines Besseren! In der dritten und fünften Runde schickte Tyson Fury seinen Widersacher in den Ringstaub. Deontay Wilder, der stark aus seinem linken Ohr blutete, schien sich nur noch wie in Trance auf den Beinen halten zu können. Im siebten Durchgang bewahrte Wilder-Coach Mark Breland schließlich seinen Schützling vor noch weiterer Prügel!

Hingegen wollte Deontay Wilder, für den es die erste Niederlage in seiner Profikarriere war, die vorzeitige Fury-Pleite nicht so recht akzeptieren: Nachdem der Ex-Weltmeister seinen Co-Trainer Mark Breland heftig für jenen Abbruch kritisierte, machte sich der „Bronze Bomber“ zur traurigen Lachnummer, als er die übergewichtige Bekleidung beim „Walk-In“ als Grund für dessen spätere Erschöpfung vorschob.

Tyson Fury krönte sich somit ein zweites Mal zum Schwergewichts-Champion, nachdem der Brite bereits im November 2015 Wladimir Klitschko um seine WM-Titel erleichterte. Nach dem überzeugenden TKO-Sieg über Wilder, stellte Entertainer Tyson Fury seine Gesangs-Künste erneut unter Beweis und trällerte den Song „American Pie“. Im Frühjahr 2021 könnte es nun zum dritten Duell zwischen Fury und Wilder kommen. Danach soll das britische Super-Match zwischen dem „Gypsy King“ und Gegen-Weltmeister Anthony Joshua steigen!

Vasyl Lomachenko entzaubert: Teofimo Lopez gelingt die Sensation!

Bei den vergangenen BOXEN1-Jahresrückblicken durften die „Erfolgs-Geschichten“ von Vasyl Lomachenko nicht fehlen! Der Ukrainer sicherte sich bis 2019 drei große WM-Titel (WBO, WBA-Super, WBC-Franchise) im Leichtgewicht. Nun sollte lediglich der noch verbleibende IBF-Gürtel in die Sammlung des zweifachen Olympiasiegers hinzukommen.

Jedoch ging der Schuss gegen den erst 23-jährigen IBF-Champion Teofimo Lopez gewaltig nach hinten los! Am 17. Oktober staunten die meisten TV-Zuschauer nicht schlecht, als der ukrainische Favorit auf dem MGM-Grand-Gelände in Las Vegas (Nevada, USA) mit unerwartet großen Problemen konfrontiert wurde.

Teofimo Lopez, der sich jenen WM-Titel erst im Dezember 2019 durch einen TKO-Sieg über Richard Commey sichern konnte, überraschte Lomachenko und die meisten Fans mit einer außergewöhnlich starken Leistung. Mit der größeren Explosivität und den schlichtweg besseren Aktionen, schaffte der Youngster letztlich einen deutlichen Punktsieg (119:109, 117:111, 116:112).

Durch den Erfolg von Teofimo Lopez, der sich somit alle bedeutenden WM-Gürtel im Leichtgewicht sicherte, scheint eine neue Ära im internationalen Boxgeschäft angebrochen zu sein. Mit weiteren jungen Box-Stars wie Gervonta Davis, Ryan Garcia oder Devin Haney steht den Boxfans im neuen Jahr eine aufregende Zukunft bevor.

Das Comeback: Mike Tyson mit Ring-Rückkehr gegen Roy Jones Jr.!

Als bekannt wurde, dass Schwergewichts-Legende „Iron“ Mike Tyson im reifen Alter von 54 Jahren wieder in den Ring steigen wird, waren Begeisterung und Entsetzen selten so nah beieinander! Mit mehreren Videos aus dem Trainings-Alltag, hielt der inzwischen ergraute frühere zweifache Schwergewichts-Weltmeister seine Fans via Social Network auf dem Laufenden.

Dabei erntete Mike Tyson, der sich 1986 – mit gerade einmal 20 Jahren – zum jüngsten Champion aller Klassen küren konnte, durchaus Respekt und Anerkennung für jenes unerwartete Vorhaben. Die (erstaunliche) körperliche Verfassung, in der sich Tyson trotz seiner 54 Lebensjahre präsentierte, hinterließ selbst beim Fachpublikum Eindruck.

Foto: Triller

Für den guten Zweck stand Mike Tyson letztlich am 28. November in Los Angeles (Kalifornien, USA) keinem Geringeren als Roy Jones Jr. (51) gegenüber. Das Charity-Duell der beiden Box-Legenden, welches unter Trainingsbedingungen auf acht Runden (je 2 Minuten) angesetzt war, ging schließlich über die volle Distanz – und endete letztlich in einem Unentschieden!

Auch wenn sich die beiden ehemaligen Box-Champions nicht mit vollem KO-Einsatz begegneten, leisteten Tyson und Jones Jr. eine insgesamt ansprechende und akzeptable Vorstellung. Am Ende gab es für die „Box-Oldies“ jeweils einen extra angefertigten WBC-Gürtel.

Joshua und Spence Jr. verteidigen WM-Titel/ Povetkin knockt Whyte spektakulär aus!

Foto: Andrew Couldridge

Nachdem Anthony Joshua seine WM-Titel im Dezember 2019 gegen Andy Ruiz Jr. zurückerobern konnte, warteten die Fans des 31-jährigen Briten auf dessen nächste Titelverteidigung. Diese sollte schließlich am 12. Dezember in der Londoner Wembley-Arena steigen: Gegen den bulgarischen IBF-Pflichtherausforderer Kubrat Pulev meldete sich der Schwergewichts-Weltmeister letztlich mit einer respektablen Leistung zurück. Joshua knockte den Ulli Wegner-Schützling schließlich im neunten Durchgang aus!

Für WBC/IBF-Weltergewichts-Weltmeister Errol Spence Jr. war der WM-Fight gegen Ex-Champion Danny Garcia eine Art „Wiederauferstehung“! Nachdem Spence Jr. im Oktober 2019 einen schweren Autounfall nur mit viel Glück überlebte, gelang dem ungeschlagenen Rechtsausleger am 5. Dezember im texanischen Arlington (USA) eine überaus überzeugende Darbietung seiner boxerischen Künste! Der 30 Jahre junge Errol Spence Jr. ließ dem zwei Jahre älteren Danny Garcia keine Chance und gewann am Ende einstimmig (116:112, 116:112, 117:111) über zwölf Runden.

Foto: Mark Robinson/Matchroom Boxing

Für ein – im wahrsten Sinne des Wortes – schlagkräftiges Ereignis sorgte am 22. August Alexander Povetkin! Der ehemalige (reguläre) WBA-Schwergewichts-Champion musste in London gegen Dillian Whyte, der kurz vor seiner ersten großen WM-Chance zu stehen schien, zunächst selbst unliebsame Bekanntschaft mit dem Ringboden machen. Doch der russische Olympiasieger von 2004 setzte in Runde sieben – mit einem fulminanten linken Aufwärtshaken – ein denkwürdiges Ende. Jener Ko-Sieg von Povetkin gilt als unumstrittener „Knockout Of The Year“!

Hektik bei den deutschen Box-Stars:

Krasniqi entthront Bösel mit heftigem KO!

Foto: P. Gercke / SES

Während die Fans von Robin Krasniqi immer an einen WM-Triumph ihres Helden geglaubt haben, war es für viele deutsche Boxfans eine Riesen-Überraschung: Am 10. Oktober schaffte eben jener Krasniqi, der bereits in WM-Kämpfen gegen Nathan Cleverly und Jürgen Brähmer das Nachsehen hatte, den wohl größten Erfolg seiner bisherigen Profilaufbahn!

Halbschwergewichts-Champion Dominic Bösel, der seine WM-Gürtel (WBA-Interim, IBO) ursprünglich im März gegen den Australier Zach Dunn aufs Spiel setzen sollte, stand in der Magdeburger GETEC-Arena seinem SES-Stallkollegen Robin Krasniqi gegenüber. Entgegen den Erwartungen vieler Experten, schickte der Herausforderer den Titelverteidiger in der dritten Runde mit einer krachenden Rechten auf die Bretter.

Somit sicherte sich Krasniqi, im insgesamt dritten WM-Anlauf, die langersehnten WM-Gürtel im Halbschwergewicht. Auch für den deutschen Boxsport war jene SES-Gala ein voller Erfolg: Den Titelkampf zwischen Bösel und Krasniqi verfolgten (immerhin) circa 2,5 Millionen TV-Zuschauer „Im Ersten“. Nach sechsjähriger Faustkampf-Abstinenz, präsentierten die ARD-Verantwortlichen (endlich) wieder Boxen vor einem größeren TV-Publikum!

Culcay und Baraou liefern sich Spitzen-Duell!

© Torsten Helmke

Das bereits im Vorfeld heiß-erwartete Gefecht zwischen Jack Culcay und Abass Baraou, sollte den hohen Qualitäts-Ansprüchen am Ende vollkommen gerecht werden! Bei dem IBF-WM-Ausscheidungskampf im Superweltergewicht kamen die deutschen Boxfans wahrlich auf ihre Kosten.

Culcay und Baraou lieferten sich am 28. August, in den Berliner Havelstudios, ein Duell auf Augenhöhe. Beide Protagonisten schafften es, die zahlreichen SPORT1-Zuschauer zu begeistern: Das war tolle Werbung für den deutschen Boxsport! Letztlich sicherte sich Jack Culcay einen knappen (aber nicht unverdienten) Punktsieg nach zwölf spannenden Runden.

Internationale Hürde für Feigenbutz und Formella zu groß!

Der Karlsruher Vincent Feigenbutz bekam am 15. Februar in Nashville (Tennessee, USA) die große Chance IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht zu werden. Gegen den ungeschlagenen Titelverteidiger Caleb Plant war die Herausforderung schlichtweg zu groß! An die boxerischen Fähigkeiten von Plant, konnten die Bemühungen des zum Zeitpunkt 24-jährigen Deutschen nicht ansatzweise heranreichen.

Obwohl Feigenbutz stets standhaft blieb, setzte der Ringrichter dem ungleichen Gefecht schließlich in der zehnten Runde ein Ende. Nach dem Zerwürfnis mit seinem langjährigen Manager Rainer Gottwald, stand Vincent Feigenbutz sechs Monate später in Berlin gegen Jama Saidi im Ring – und siegte letztlich einstimmig nach Punkten.

Auch Sebastian Formella wollte sich auf fremdem Terrain beweisen. Leider sollte dem sympathischen Hamburger dies ebenso wenig gelingen! Nachdem Formella im Januar noch seinen IBO-Gürtel im Weltergewicht mit einem Punktsieg über Roberto Arriaza verteidigen konnte, griff der ECB-Schützling am 22. August in Los Angeles (Kalifornien, USA) nach den Sternen:

Gegen Ex-Weltmeister Shawn Porter musste der 33-jährige Formella, der dennoch eine beherzte Leistung bot, eine deutliche Punktniederlage hinnehmen. Anstatt sich nach der verpassten USA-Chance zunächst lösbaren Aufgaben gegen „leichtere“ Kontrahenten zu widmen, ging Sebastian Formella im November eine weitere internationale Prüfung ein! Doch auch gegen den aufstrebenden und hochgehandelten Briten Connor Benn, verlor Formella in London (nach zehn Runden) einstimmig.

Das gesamte BOXEN1-Team wünscht allen Lesern und jahrelangen Begleitern ein erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr 2021!

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