Levent Cukur ging mit großen Erwartungen für seinen Sohn und Schützling Emre Cukur in Leo’s Boxnacht XIII. Würde Emre den Hauptkampf des Abends gewinnen, ist ein Kampf um die Europameisterschaft im Supermittelgewicht im November in Paris sicher. Der Gegner und die Location stehen schon fest, die Verträge sind bereits unterschrieben.
Damit der Kampf um die Europameisterschaft sicher stattfindet, muss Emre Cukur (19-1-0) also zuerst gegen den 42-jährigen Veteranen Hadillah Mohoumadi (23-6-1) gewinnen. Diese Aufgabe ist nicht zu unterschätzen. Mohoumadi ist ehemaliger Europameister und hat schon gegen zahlreiche große Namen geboxt. Und Mohoumadi erschien im Ring, jedenfalls von außen betrachtet, in körperlicher Topform.
Mohoumadi in 1. Runde schwer angeschlagen
Bereits nach ca. zwei Minuten kam es zu einer Schlüsselszene des Kampfes. Emre konnte einen Wirkungstreffer erzielen und setzte nun mit zahlreichen harten Schlägen nach. Der Franzose Mohoumadi wackelte mehrfach deutlich. Leider ging Mohoumadi nicht runter und man stellte sich die Frage, ob sich dieser Sprint von Emre im Laufe des Kampfs noch rächen sollte. Die 1. Runde ging also klar an Emre.
In der zweiten und dritten Runde ergab sich ein attraktiver Kampf. Emre nutzte seine Beweglichkeit und variierte die Schläge gut. Mohoumadi punktete ebenfalls mit guten Aktionen und konnte Cukur vereinzelt an den Seilen stellen. In beiden Runden sollte der Münchener mit starken Szenen zum Rundenende die Punktrichter wohl auf seine Seite gezogen haben.
Die Runden 4 und 5 waren ausgeglichener und es wurde teilweise etwas chaotisch. Der Franzose wühlte sich stellenweise gut in den Infight und hatte dort Vorteile. Der Deutsch-Türke klammerte jedoch abgezockt und konnte sich immer wieder mit guter Beinarbeit und einer stabilen Deckung aus brenzligen Situationen befreien. Insgesamt schien Emre im Vorteil zu sein, aber insbesondere die 5. Runde ließ Interpretationsspielraum, wer der stärkere Mann war.
Ab Runde 6 dominiert Mohoumadi
Die 6. Runde war die erste Runde des Kampfes, die mit Sicherheit an Mohoumadi ging. Nun schien sich der Sprint von Emre aus der 1. Runde zu rächen. Der Münchener wirkte müde und klammerte viel. Auch merkte man ihm erstmalig Frust an.
In der 7. Runde wurde es hitzig. Nach einer Rangelei der beiden Boxer beschwerte sich das Trainerteam des Franzosen lautstark und gestenreich über einen angeblichen Kopfstoß von Cukur. Es kam jedoch nicht zu einem Punktabzug.
In der letzten Runde war erneut Mohoumadi der stärkere Mann. Es war nun offensichtlich, dass sich Emre nur noch mit Klammern retten konnte. Einmal wurde Emre an den Boden gedrückt. In dieser Szene hätten manche Ringrichter vermutlich zu zählen begonnen. Glücklicher Weise für Emre zählte ihn der Ringrichter jedoch nicht an und so konnte er sich mit all seiner Profierfahrung in der letzten Runde über die Zeit retten.
Dann wurden die Punktzettel ausgewertet. Das Ergebnis war ein Unentschieden. Das Urteil kann man so geben. Die ersten drei Runden war der Deutsch-Türke eindeutig stärker, die 4. und die 5. Runde waren ausgeglichen und ab der 6. Runde war Mohoumadi besser. Kritischer sind im Nachgang jedoch einige Entscheidungen des Ringrichters zu sehen. Der ungeahndete Kopfstoß und der vermeintliche Niederschlag wurden vom Ringrichter nicht zu Gunsten des Franzosen gewertet. Hätte der Schiedsrichter Cukur zumindest in einer der beiden Szenen sanktioniert, wäre das Urteil anders ausgefallen.
Europameisterschaft im November findet weiterhin statt
Im Interview nach dem Kampf zeigte sich Emre Cukur mit gedämpfter Stimmung. Der Münchener sagte, dass er das Urteil für korrekt hält, aber deutete an, dass es durchaus anders hätte ausfallen können.
Im Nachgang des Kampfes wurde geprüft, ob der Kampf um die Europameisterschaft der EBU in Paris im November weiterhin stattfinden wird. Promoter Levent Cukur: „Der Kampf wird definitiv am 19.11. 2022 in Paris stattfinden. Der Gegner wird Kevin Sadjo sein. Das wird der wichtigste Kampf in der Karriere von Emre.“
