Ausnahmetalent Petro Ivanov am Jubeltag

Boxen: P2M Box-Promotion, Rostock, 24.06.2023
IBF-International-Title: Petro Ivanov (GER) – Gino Kanters (NED)
© Torsten Helmke

Es ist keine zwei Jahre her, dass der ukrainische Ausnahmeboxer Petro Ivanov in Deutschland angekommen ist – heute feiert er seinen 27. Geburtstag in der neuen Heimat. Boxen1 gratuliert und schaut auf den aktuellen Karrierestand.

Wer sich heute mit Petro Ivanov unterhält, ist erst Mal begeistert wie unglaublich gut und schnell Petro deutsch gelernt hat – und das in bisschen mehr als einem Jahr, neben dem Training und allen anderen Verpflichtungen natürlich. Aber genau diese Attribute zeichnen ihn aus: seine offene Art, ein unglaublich großes Herz und eiserne Disziplin. „Ich möchte mir hier eine Zukunft aufbauen, auch für die Zeit nach meiner Karriere.“, erwähnt Ivanov in langen Gesprächen bei einem schlendern durch die Stadt an einem Sommerabend. Er träumt neben dem Boxen von einer Ausbildung, einem guten Job nach der Karriere, und vor allem ein positiver Teil der Gesellschaft zu sein. Selbst jetzt ist Petro sich nicht zu fein, kleine Minijobs anzunehmen, neuen Nachbarn beim Umzug zu helfen und ab und zu noch außer Form geratenen Boxsport-Redakteuren die Pratzen zu halten. Nicht zuletzt deswegen ist diesem unglaublich positiven und angenehmen Menschen nur das Beste zu wünschen. Deswegen an dieser Stelle nochmal: alles Gute zum 27. Geburtstag, und eine erfolgreiche, und verletzungsfreie Karriere!

Aber zurück in die Handschuhe, das Seilquadrat, und das Hier und Jetzt.

Boxen: P2M Box-Promotion, Rostock, 24.06.2023
IBF-International-Title: Petro Ivanov (GER) – Gino Kanters (NED)
© Torsten Helmke

Vergangenen Monat verteidigte Ivanov seinen IBF International Titel im Super-Mittelgewicht gegen einen zähen Gino Kanters. Kanters war in absoluter Topform in Rostock auf der P2M Veranstaltung „Rostock boxt!“ angereist, und hatte eigentlich vor mit einem Gürtel nach Hause zu fahren. Petro Ivanov überzeugt ebenfalls beim Wiegen mit bestechender Form, in die er sich buchstäblich selbst gebracht hat. Petro hat seit seiner Ankunft keinen Profi-Trainer der ihn unterweist und weiter durch seine Karriere führen kann. Alles was er hat, ist das was er bisher gelernt hat und sein Wille weiter an sich zu arbeiten. Ebenfalls war vor allem die Inaktivität ein großes Problem für das ukrainische Super-Mittelgewicht, der im Ranking der IBF aktuell Platz 6 der Welt belegt. Nach einer unglaublichen Performance vor einem Jahr auf der Erdinger Boxnacht (Agon / Fächersport), wurde direkt ein nächster Kampf angesetzt, der leider abgesagt wurde. Daraufhin zog Ivanov sich eine Ellenbogen-Verletzung im Sparring zu, die auskuriert werden musste, umso sehnsüchtiger erwartete er deswegen natürlich den Kampf gegen Kanters aus den Niederlanden.

Es war ein bisschen zu erwarten, dass Ivanov einen langsamen Start haben würde, nach so langer Zeit. „Ringrost is a real thing“, um eine gefährlich deutsche Verenglischung zu nennen. Kanters schlägt zwar nicht viele starke Hände, aber arbeitet viel mit den Beinen und hält seinen Gegner in Bewegung. In den ersten 4 Runden sah Ivanov, dass sein Gegner auf jeden Fall mitboxen wird, und nicht nach dem ersten unangenehmen Treffern den Ringboden sucht. Ivanov ändert immer mal wieder die Auslage und das geschulte Auge sah nach den ersten 4 Runden, dass der Holländer mit der Southpaw-Stance komplett überfordert war. Doch Ivanov nahm sich Zeit und wachte ab Runde 6 auf. Kanters landete hier und da immer mal wieder ein paar Treffer zum Kopf, doch musste Ivanov schnell klar geworden sein, dass sich dahinter keine Power verbarg, die ihn in Bedrängnis bringen könnte. Immerhin hat Petro seine Nehmerqualität bereits 2018 gegen K.O-Monster Louis Toutin bewiesen, als er den WBC Youth Worldtitle gewinnen konnte.

Ab der achten Runde boxte Petro dann in Rostock auf nach belieben. Fragwürdige Kommentare in der Liveübertragung zeugten von der mangelnden Perspektive des Reporters, da es für Ivanov ungaublich wichtig war, so viele Runden rein zu bekommen wie es nur geht. Mit dem KO in der 12. dann den Sack zuzumachen – besser geht es doch gar nicht? Insider-Geheimnisse könnten sogar bestätigen, dass genau dieser Kampfverlauf von Teilen Petros‘ Team gewünscht war, aber schauen wir nach vorne.

Boxen: P2M Box-Promotion, Rostock, 24.06.2023
IBF-International-Title: Petro Ivanov (GER) – Gino Kanters (NED)
© Torsten Helmke

Das zur Zeit im Süden Baden-Württembergs‘ wohnhafte Talent ist nach wie vor ein Free-Agent. Es gab Gespräche mit ein paar großen, als auch kleineren internationalen Namen, doch blieben überzeugenden Angebote aus. Ivanov ist ein Boxer mit dem man den ganzen Weg gehen kann, wenn man ihn fördert und ausbaut. Gerade das gute Ranking bei der IBF, als auch bei den anderen Verbänden, könnte interessant werden, sollte Canelo beispielsweise in naher Zukunft seine Super-Mittelgewichts-Krone auflösen/abgeben. Wenn Ivanov in Deutschland einen neuen Promoter findet, wären die Chancen auf einen weiteren WM-Kampf in Deutschland vielleicht gar keine allzu große Wunschvorstellung.

Nichtsdestotrotz wünschen wir Petro für seinen weiteren Weg das erdenklich Beste, und hoffen, dass er dem deutschen Publikum weiterhin so viel Weltklasse-Boxen bieten kann, wie möglich.

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