Anthony Joshua: Ich will gegen Wilder in England kämpfen, auch wenn ich dabei weniger Geld verdiene

Anthony Joshua mit 4 BeltsJoshua ist absolut entschlossen, mit WBC Schwergewichts-Champion Wilder in den Ring zu steigen – nur muss der in England stehen

Anthony Joshua (21-0, 20 KO-Siege) glaubt, dass er es seinen britischen Boxfans „schuldig ist“, dass sein Kampf gegen Deontay Wilder (40-0, 39 KO-Siege) in Großbritannien und nicht in den USA stattfindet. Um zu zeigen, wie sehr Joshua es möchte, dass der Kampf mit Wilder in England promotet wird, sagt er, dass er auch gerne bereit ist auf viel Geld zu verzichten, als wie er das bei einem Kampf in den USA verdienen könnte. Diese Aussage bezieht sich sicher darauf, dass Wilders Team Joshua erst kürzlich eine garantierte 50-Millionen-Dollar-Börse für einen Kampf gegen Wilder in den USA angeboten hat.

Joshua vs Wilder

Joshua sagt, dass er viel zu hart dafür gearbeitet hat, um dahin zu gelangen wo er derzeit als IBF und WBA-Schwergewichts-Champion steht, um dies alles zu riskieren. Joshua ist der Ansicht, dass Kämpfer, die vom Ausland in die USA kommen um dort einen großen Kampf zu machen, ganz schnell „die Kontrolle verlieren,“ weil sie dort, vertraglich vereinbart, an unzähligen Pressekonferenzen und öffentlichen Werbeauftritten teilnehmen und zudem für unzählige Interviews den Medien zur Verfügung stehen müssen.“

„Warum sollte Wilder nicht nach England kommen? Alle anderen haben es doch auch getan“, sagte Joshua.

Für einige Insider und Boxexperten scheint es allerdings klar zu sein, warum Wilder nicht unbedingt so gerne nach England kommen möchte um hier gegen Joshua in den Ring zu steigen, nachdem dieser Joshuas letzte drei Kämpfe gegen Joseph Parker, Carlos Takam und Wladimir Klitschko gesehen hat. Man muss sich doch nur daran erinnern wie der Ringrichter, der beim Joshua vs Parker Kampf eingesetzt war, immer wieder verhindert hat, dass Parker es schaffte in den Infight zu kommen? Parker hatte gegenüber Joshua die kürzere Reichweite und seine Chance lag alleine darin, an den Mann und in den Infight zu kommen. Doch der Ringrichter, der diesen WM-Kampf damals in Cardiff, Wales leitete, unterband durch seine immer wiederkehrenden Unterbrechungen eben diesen Infight und die Halbdistanz und nahm damit Parker jede Chance diesen Kampf zu gewinnen. Der Ringrichter unterbrach doch jede Kampfhandlung Parkers, wenn dieser in die Halbdistanz oder noch näher an Joshua heran kam. Parkers gesamte Offensive wurde vom Schiedsrichter effektiv neutralisiert, ohne dass Joshua einen Finger heben musste. Dann war da der Ringrichter der den Joshua vs Takam Kampf geleitet hat, der sprang in der 10. Runde schnell dazwischen und beendete den Kampf vorzeitig, wohl weil Takam Joshua gefährlich wurde. Takam war doch zum Zeitbruch des Abbruchs zu keiner Zeit etwa kampfunfähig. Genau deshalb könnte Jeder es verstehen, wenn Wilder – der diese beiden Kämpfe ja nun auch am TV verfolgt hat – nicht in England gegen Joshua im Titel-Vereinigungskampf antreten möchte. Dann gab es da auch noch den Klitschko vs Joshua-Kampf. Wladimir hatte den Kampf bis zur 10. Runde schon in der Tasche, als der Jubel von 90.000 Joshua-Fans AJ noch einmal motivierte und ihm die zweite Luft bescherte.  Ohne diesen Heimvorteil hätte Joshua ziemlich sicher diesen Kampf verloren.

Anthony Joshua_02

„Ich denke, die Leute verlieren die Kontrolle, wenn sie in die USA kommen um dort zu kämpfen. Man muss nur  irgendeinen der britischen Fighter fragen, die auch schon einmal in Amerika ihren Titel verteidigt haben“, sagte Joshua. „Sie verlieren die Kontrolle. Sie haben mehr als 50 Pressekonferenzen zu denen sie vertraglich verpflichtet sind daran teilzunehmen. Sie müssen an einer Werbe-Tour durch alle US-Großstädte teilnehmen und das alles im Vorfeld eines großen Kampfes. Es sind diese Medien-Verpflichtungen und dieser Rummel der negativen Einfluss auf einen Sportler nimmt. Wenn ausländische Spitzensportler in Übersee sind, dann sind Sie außerhalb Ihrer Komfortzone. Das ist das große Problem, dass bei einem Kampf in den Staaten auf mich zukommen würde“, sagt Joshua.

Joshua Hearn

Wenn Joshua der Ansicht ist, dass er seinen Fans etwas schuldet, dann sollte er ihnen den Wilder Kampf geben, anstatt eine Ausrede zu finden, dass dieser Fight letztlich doch nicht stattfindet, indem er darauf besteht, dass statt in den USA nur in Großbritannien geboxt werden wird. Die Tatsache, dass Joshua nun einen Kampf gegen Wilder in den USA ablehnt ist kontraproduktiv für diesen Kampf. Es ist auch verständlich, dass Wilders Management Joshua keine 50 Millionen Dollar für diesen Kampf gegen Wilder in England anbieten wird. Das ergäbe ja auch keinen Sinn. Hier liegt doch die Vermutung nahe , dass es Joshuas Promoter Eddie Hearn alleine darum geht, dass er selbst nicht die Kontrolle über den Joshua vs Wilder Kampf verliert denn dies würde für Hearn große Verluste seiner Hauptsponsoren bedeuten, deren Werbung ja er nur dann platzieren kann wenn er selbst veranstaltet. Joshua sagt zwar nach außen hin, dass ihm nur um seine Fans geht, weshalb er diesen Kampf nur in England machen möchte, aber es ist naheliegend, dass es seinem Promoter Eddie Hearn nur um das Geld geht, das dieser vereinnahmen kann, wenn sie den Kampf in Großbritannien promoten würden.

Joshua-Wilder

Man kann argumentieren, dass die Zuschauermassen nur alleine wegen Joshua ins Stadion kommen  und dass er nur in England oder Wales ein so großes Stadion mit bis zu 90.000 Sitzplätzen wie in London oder in Cardiff füllen kann. Aber genauso wichtig wird auch die Überlegung sein, dass – wenn der eigene Promoter veranstaltet – man wieder solch einen Ringrichter finden wird, der Joshuas letzte zwei Kämpfe gegen Parker und Takam geleitet hat, dann das würde dann wieder zu seinen Gunsten sein, denn den so oft genannten „Heimvorteil“ gibt es nicht nur im Fußball sondern ganz bewusst auch im Boxsport. Es ist doch schwer vorstellbar, dass – falls Wilder in einem Kampf gegen Joshua in England einen Cut bekommen würde – er dann weiter boxen darf, so wie das in seinem letzten Kampf gegen Luis Ortiz in der siebten Runde der Fall war. Wenn Wilder so gegen Joshua verletzt wird, wird der Ringrichter dazwischen einspringen und den Kampf zugunsten von Joshua abbrechen.

Joshua hat noch nie außerhalb von Großbritannien gekämpft, und es wäre hart für ihn, gegen Wilder in den Staaten zu kämpfen, da dies sein erster Kampf außerhalb der sicheren Grenzen seines Zuhauses ist.

Der Kampf Anthony Joshua vs Tyson Fury wäre bestimmt noch größer als der Fight Joshua vs Wilder
Der Kampf Anthony Joshua vs Tyson Fury wäre bestimmt noch größer als der Fight Joshua vs Wilder

Ich werde Tyson Fury verschrotten
Joshua will aber auch unbedingt den Kampf mit Tyson Fury, dessen Gegner am 9. Juni gerade angekündigt wurde. Joshua sagt, dass er darauf warten wird, dass Fury wieder richtig fit ist, bevor er versucht gegen ihn zu kämpfen. Joshua bezweifelt jedoch, dass Fury derselbe Elitekämpfer sein wird, wie er es früher einmal war.

„Ich mag nicht, was ich sehe“, sagte Joshua über Tyson Fury. „Er hat es gut gemacht, dorthin zu kommen, wo er war. Aber danach hat er das Boxen at acta gelegt. Du musst zu 100 Prozent engagiert sein um wieder große Kämpfe zu machen. Er war 2 ½ Jahre aus dem Geschäft. Auf der Eliteebene hat man schon darüber viele Geschichten gehört. Zum Beispiel, Muhammad Ali und Sugar Ray Leonard, als sie Pausen gemacht haben, waren sie beim Comeback nie die Gleichen“, sagt Joshua.

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Wahrscheinlich hat hier Joshua sogar recht, dass Fury nach seiner jahrelangen Pause nicht mehr der selbe Fighter sein wird der er früher war. Er ist zu 100 Prozent korrekt. Muhammad Ali und Sugar Ray Leonard waren nicht die gleichen Fighter, nachdem sie beide lange Pausen hatten und auch nicht George Foreman und viele andere auch. Es ist sicher schwer für jeden Boxer zurückzukommen und auf dem gleichen Level weiter zu boxen auf dem er aufgehört hat.

„Hoffentlich bekommt Fury ein paar Tune-Up-Fights“, sagte Joshua im Hinblick auf einen Kampf mit Fury. “ Nach Furys Kampf mit Klitschko war ich derjenige, der unmittelbar nach diesem Klitschko-Kampf sagte: „Tyson Fury, wo bist du?“ Das ist der Typ, gegen den ich kämpfen wollte. Er hatte seine Probleme, aber wenn er zurückkommt und ich denke, er verdient es mit einen oder zwei Aufwärm-Kämpfen seinen Motor wieder zu ölen und dann werde ich diesen Motor verschrotten. Ich werde gegen jeden kämpfen. Ich habe nicht studiert. Ich ging zur Universität des Boxens. Ich bin ein Boxer geworden. Tyson sollte nicht so viel reden, denn er ist in Wirklichkeit ein Drogenbetrüger. Aber auch Parker muss aufpassen was er sagt, denn ich werde ihn beim nächste Mal ausknocken.“

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