Vasiliy Lomachenko – Kämpfe, die seine Karriere vergolden könnten

Auch des „Pound for Pound“-Superstars beste Jahre sind vergänglich. Zeit dafür, potentielle große Kämpfe in Vasiliy Lomachenkos naher Zukunft genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die kommenden Jahre des Superstars

Kaum ein Boxer in der Boxgeschichte hat mit nur 13 Kämpfen bereits so viel erreicht wie der „Pound for Pound“ Superstar Vasiliy Lomachenko (12-1-0, 9 KO-Siege). Mit Titeln in drei Gewichtsklassen und Siegen unter anderem über Gary Russell Jr., Nicholas Walters, Guillermo Rigondeaux und Jorge Linares liest sich sein Résumé bereits heute schon hervorragend. Erwartungsgemäß wird ihm ein Platz in der „Boxing Hall of Fame“ sicher sein. 

Die kommende WBA-Pflichtverteidigung am 12. April im Staples Center von Los Angeles gegen den großen Aussenseiter Anthony Crolla (34-6-3, 13 KO-Siege) verspricht aber auf dem Papier kaum Spannung.

Ewig wird der bereits 31-jährige Ukrainer in seinen leistungsfähigsten Jahren nicht mehr sein. Deshalb werden in diesem Artikel potenziell große Kämpfe in Vasiliy Lomachenkos naher Zukunft diskutiert und auf den Stellenwert in seiner Karriere analysiert. Außerdem wird beurteilt, inwiefern die Kämpfe überhaupt aus „boxpolitischen“ Rahmenbedingungen machbar wären. 

Mikey Garcia

Der technisch fein ausgebildete und pickelharte Puncher Mikey Garcia (39-0-0, 30 KO-Siege) wäre eigentlich der logische nächste Gegner. Garcia (WBC) und Lomachenko (WBA & WBO) besitzen zusammen drei Gürtel im Leichtgewicht und gehören zu den besten Boxern „Pound for Pound“. Es wäre ein Kampf der Superlative, der für beide Boxer karrieredefinierend wäre.

Zunächst wird es aber nicht dazu kommen. Der 31-jährige Mikey wird am 16. März Errol Spence Jr. im Weltergewicht herausfordern. Ein Kampf, der einem Himmelfahrtskommando gleicht. Denn Spence ist ein begnadeter Boxer, der Mikey Garcia physisch weit überlegen ist.

Nach dem Kampf gegen Spence ist es eher nicht zu erwarten, dass Mikey Garcia wieder zurück ins Leichtgewicht wechselt. Gewichtsklassenabstiege sind bekanntlich schwierig, da neu dazu gewonnene Muskelmasse wieder abgebaut werden muss.

Und ob Lomachenkos Promoter Top Rank und Mikey Garcias Team sich für einen Kampf einigen könnten, ist aufgrund eines vergangen Rechtsstreites zwischen den Parteien Top Rank und Garcia fraglich.

Gervonta Davis

Der junge Mayweather-Schützling und Superfedergewicht-Titelträger Gervonta Davis (21-0-0, 20 KO-Siege) bringt an Power und Dynamik einiges mit, das Lomachenko zu denken geben könnte. Das 24-jährige „enfant terrible“ ist talentiert, hat aber bereits wegen Gewalt außerhalb des Ringes über sich zu reden gemacht. Daneben hatte er auch schon mehrere Male Schwierigkeiten das vereinbarte Gewichtslimit zu bringen. Was natürlich in Frage stellt, ob er mental einem Boxer vom Formate Lomachenko gewachsen sei.

Mit der Hype-Maschinerie von Mayweather Promotions und Top Rank würde Lomachenko – Davis sicherlich für viel Furore sorgen und große Kasse machen. Ein Sieg über Davis wäre auch vom sportlichen Wert her einer der größeren Siege in Lomachenkos Karriere.

Während Lomachenko sogar bereit ist für diesen Kampf zurück ins Superfedergewicht zu wechseln, scheint der Promotor von Davis nicht gewillt zu sein, den Kampf in naher Zukunft aufzuziehen. Dies macht das Aufeinandertreffen momentan leider unwahrscheinlich. 

Richard Commey

Der Boxer aus Ghana erlebt unter den Trainern Andre Rozier und Gary Stark Jr. gerade seinen zweiten Frühling. So kam Richard Commey (28-2-0, 25 KO-Siege) von den knappen (und umstrittenen) Niederlagen gegen Robert Easter Jr. und Denis Shafikov erfolgreich zurück und gewann am 2. Februar den vakanten IBF-Titel gegen Isa Chaniev. Der 31-jährige Commey hat eine lange Reichweite, ist physisch stark, hat sich boxerisch gut weiterentwickelt und kann hart hauen. Keine leichte Aufgabe für Lomachenko, der bekanntlich im Leichtgewicht physisch stark benachteiligt ist.

Trotz Commey’s großer Klasse dürfte er aufgrund seiner fehlenden Popularität nicht das Glanzstück in Lomachenkos Rekord werden. Ein großer Sieg wäre es aber allemal.

Eine Titelvereinigung zwischen dem IBF-Titelträger Commey und dem WBA- und WBO-Titelträger Lomachenko wäre auf den 12. April angesetzt gewesen, doch Commey hat sich gegen Chaniev an der rechten Hand verletzt und musste absagen. So ist zu erwarten, dass der Kampf im Sommer nachgeholt wird. Man darf gespannt sein.

Teofimo Lopez

Top Rank‘s blutjunges Supertalent Teofimo Lopez (12-0-0, 10 KO-Siege) ist der neuste Shootingstar der Boxszene. Der 21-jährige Lopez wurde von praktisch allen Boxportalen zum „Talent des Jahres 2018“ gewählt und begeistert mit seiner Athletik, Explosivität und seinen schweren, harten Schlägen. Der charismatische Lopez ist in seinem kometenhaften Aufstieg kaum zu bremsen und er wünscht sich noch in diesem Jahr um einen Leichtgewichts-Titel boxen zu dürfen (möglicherweise um den WBC-Titel, der mit dem Aufstieg von Mikey Garcia vakant werden könnte).

Wenn man bedenkt, wie schnell Lopez in seiner Popularität und sportlichen Entwicklung voranschreitet, wäre es nicht verwunderlich, wenn Top Rank einen ganz grossen Titelvereinigungskampf zwischen Lomachenko und dem brandgefährlichen Lopez bereits im Jahre 2020 anvisiert. Dies wäre ein karrieredefinierender Kampf für beide Boxer.

„Boxpolitisch“ steht dem Kampf nichts im Wege, da beide beim selben Promoter unter Vertrag sind. Lopez, der im Leichtgewicht physisch ein regelrechter Bulle ist, hat aber angekündigt, dass dies sein letztes Jahr im Leichtgewicht sein wird. Wir werden sehen.

Weitere interessante Kämpfe:

Miguel Berchelt: Der WBC-Titelträger Miguel Berchelt (35-1-0, 31 KO-Siege) ist vermutlich neben Gervonta Davis der beste Boxer im Superfedergewicht. Ein Aufeinandertreffen mit Lomachenko wäre nicht uninteressant. Doch der gebürtige Mexikaner wäre ein haushoher Außenseiter.

Luke Campbell: Der britische Olympiasieger Campbell (19-2-0, 15 KO-Siege) war im Jahre 2017 gegen Jorge Linares nur knapp unterlegen. Campbell gehört zu den besseren Herausforderern im Leichtgewicht. In England wäre Lomachenko – Campbell ein großer Kampf. Karrieredefinierend dürfte dieser für Lomachenko aber wohl eher nicht sein.

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