Er war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Trainer und Manager des letzten Jahrhunderts. Gestern ist Lou Duva im Alter von 94 Jahren gestorben. BOXEN1 blickt zurück auf ein bewegtes Leben.
Lou Duva – Ein Leben für das Boxen
Louis Duva kam am 22. Mai 1922, als Sohn italienischer Einwanderer, in New York zur Welt. Im Alter von 10 Jahren kam der kleine „Lou“, durch seinen älteren Bruder Carl, zum Boxen. Als Jugendlicher schlug sich der Amateuerboxer mit Gelegenheitsjobs herum, bis er, aufgrund des zweiten Weltkrieges, zur US-Army musste. Nach Ende des Krieges, wurde Duva Profiboxer. Bei einem Kampfrekord von 6 Siegen bei 10 Niederlagen und einem Unentschieden, war es offenkundig, dass Lou Duva keine allzu großen Aussichten auf eine vielversprechende Karriere hat. Also musste etwas Neues her. So betrieb er über viele Jahre eine sehr erfolgreiche Spedition. Doch vom Boxen konnte er die Hände dennoch nicht lassen. Duva wurde Box-Trainer!
Beginn der Duva-Ära
Sein erstes eigenes Gym hieß „Garden Gym“. In dieser Zeit lernte er den legendären Rocky Marciano kennen. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft, mit dem bis heute einzigen ungeschlagenen Schwergewichts-Weltmeister. Duva sollte einer der letzten Menschen sein, die Marciano kurz vor dessen tödlichen Flugzeugabsturz, im Jahr 1969, gesprochen haben.
Duvas erster Weltmeister war der Mittelgewichtler Joey Giardello, der 1963 Dick Tiger durch einen Punktsieg über 15 Runden bezwang und somit den Titel holte. Fortan an schien es so, als sei Lou Duva nicht mehr wegzudenken, als Mann hinter einem Box-Champion. Egal ob als Trainer oder Manager. Sein Sohn Dan, ein ursprünglicher Rechtsanwalt, gründete 1978 die Box-Promotion „Main Events“, bei der er in mehreren Funktionen involviert war. Eines der ersten grossen Highlights, die vom Duva-Clan ausgerichtet wurde, war die Weltergewichts-WM zwischen Sugar Ray Leonard und Thomas Hearns. Als Coach betreute Duva unter anderem Champions wie Pernell Whitaker, Meldrick Taylor, Vinny Pazienza oder Evander Holyfield. Bei Letzterem stand Duva 1990 in der Ecke, als der James „Buster“ Douglas (der Monate zuvor Mike Tyson sensationell enttrohnte) in der dritten Runde KO schlug und damit unumstrittener Weltmeister im Schwergewicht wurde.
Als sein Schützling, der Schwergewichtler Andrzej Golota, im Jahr 1996 gegen Riddick Bowe, nach Punkten haushoch führend, durch mehrere Tiefschläge disqualifiziert wurde, brach im Ring eine wüste Massenschlägerei aus. Dabei ging der damals 74-Jährige Duva im Getümmel zu Boden und musste mit Herzproblemen im Krankenhaus behandelt werden. Monate später sollte Golota im Rückkampf gegen Bowe wiederum, aufgrund von erneuten Treffern unterhalb der Gürtellinie, disqualifiziert werden. Der International Boxing Hall of Famer Duva betreute bis zu seinem Tod insgesamt 19 Weltmeister.
„Als Mann hinter einem Boxer bist du Zirkusdirektor, Abzocker, Beichtvater, Gehirnchirurg und Fitnesstrainer in Einem! Man muss deren Frauen im Griff haben und ihre Lebensgewohnheiten sowie Trinksitten kennen!“, lautet eines von vielen Box-Weisheiten Duvas. Nachdem sein Sohn Dan Duva tragischerweise 1996 an Krebs verstarb, übernahm die Führung bei „Main Events“ dessen Witwe Kathy Duva. Sie führt heute noch das Familienunternehmen, bei dem zum Beispiel der russische Halbschwergewichts-Star Sergey Kovalev unter Vertrag steht. Lou Duva zog sich, altersbedingt, schon vor einigen Jahren vom Box-Geschehen zurück.
Die Box-Welt kann sich vor den Verdiensten des Ur-Vaters der Duva-Dynastie verneigen und für viele Box-Größen und historische Fights, für die Lou Duva verantwortlich war, dankbar sein.