Bevor es morgen in der Londoner O2 Arena zur Sache gehen wird, stand heute das durchaus mit Spannung erwartete Wiegen an.
Bellew und Haye leichter als vor einem Jahr
Es ist angerichtet! 14 Monate nach der vielleicht größten Sensation des vergangenen Boxjahres, heißt es am Samstag wieder „Bellew vs. Haye“ (oder „Haye vs. Bellew“, je nachdem wie man will). Bereits im Dezember sollten die Erzrivalen ihr Rematch austragen, doch Haye stolperte wenige Wochen vorher an einem Treppengeländer und verletzte sich dabei am Bizeps, wie das nun mal im Alltag so passiert. Für Bellew fast Glück im Unglück, zur selben Zeit verstarb nämlich sein Schwager, zu dem er eine sehr enge Beziehung pflegte. Wie er in der Sky Sports Doku „Behind The Ropes“ zugab, nahm ihm die Tragödie so mit, dass zu dem Zeitpunkt niemals hätte sein volles Potenzial abrufen können.
Nun sollte es das Schicksal aber besser meinen mit den beiden Kontrahenten. Beim offiziellen Wiegen sahen die Boxer etwas besser aus als bei ihrem Duell 2017, auch wenn sie nur jeweils ein paar Pfunde weniger auf die Waage brachten. Bellew wog 95,4 kg, Haye 99,9 kg. Beim anschließenden Staredown gab es dieses Mal keine Handgreiflichkeiten, gestern schubste Bellew seinen Gegner noch weg, nachdem dieser sich ihm zu sehr näherte. Es ist aktuell schwer einzuschätzen, wie gut sich David Haye morgen präsentieren wird, da man nicht genau weiß, wie sehr ihn die gerissen Achillessehne aus dem Hinkampf noch beeinträchtigt. Alleine das bringt noch eine gewisse zusätzliche Brisanz mit, die diesen Kampf zum Must-See macht.
Paul Butler verpasst Gewicht – Kampf steht, aber WM-Traum geplatzt!
Richtig ärgerlich wurde es im Rahmen des angesetzten IBF-Titelkampfs im Bantamgewicht. Während der aus Puerto Rico angereiste Emmanuel Rodriguez das Gewichtslimit von 53,5 kg souverän brachte, war es dem Briten Paul Butler – der hier ebenso wie Rodriguez die Chance auf den vakanten Titel präsentiert bekam – nicht möglich, dies genauso hinzukriegen. Laut der Anzeige befand sich Butler fast 1,5 kg drüber. Die zwei Stunden, die ihm die IBF im Anschluss gewährte, um die letzten Pfunden loszuwerden, nahm Butler nicht in Anspruch. Deshalb wird der Titel morgen Abend lediglich für Emmanuel Rodriguez zu gewinnen sein.
Britisches Duell im Super-Mittelgewicht und erste Titelchance für Joe Joyce
Auf der erstklassig besetzten Undercard werden John Ryder und Jamie Cox ausmachen, wer weiterhin im Super-Mittelgewicht eine Rolle spielen kann und wer sich eventuell ganz weit hinten anstellen muss. Von den beiden Rechtsauslegern, welche das Gewichtslimit brachten, kann man sich jede Menge Action erwarten. Ein perfekter Kampf für das Rahmenprogramm.
Ähnliches kann man auch über das Gefecht im Schwergewicht sagen. Sowohl Commonwealth Champion Lenroy Thomas (104,6 kg) als auch Herausforder Joe Joyce (114,1 kg) präsentierten sich in Topform, was für die schweren Jungs nichts immer selbstverständlich ist. Der aktuelle Silbermedaillengewinner von Rio, Joyce, bekommt hier in seinem ersten 4. Profikampf bereits die Chance auf seinen ersten Titel. Der erfahrenere Thomas (22-4-1, 10 KOs) wird jedoch mit Sicherheit nicht zum verlieren gekommen sein.
Die restlichen Ergebnisse des Wiegens:
Super-Federgewicht: Martin Joseph Ward 58,6 kg vs. James Tennyson 58,9 kg
Halbschwergewicht: Joshua Buatsi 80,9 kg vs. Stephane Cuevas ?*
Super-Federgewicht: Jordan Gill 58,5 kg vs. Carl McDonald 58,6 kg
Super-Leichtgewicht: Luke Campbell 61,9 kg vs. Troy James 66,7 kg
*Cuevas war noch nicht anwesend