Im Duell der beiden Auftaktsieger der Bundesliga-Südstaffel bezwang der Nordhäuser SV die Wölfe vom Boxclub Chemnitz in überzeugender Manier. Nach acht Kämpfen hieß es 15:9 in der mit 1250 Zuschauern ausverkauften Ballspielhalle, wodurch die siegreichen Thüringer nun in der Tabelle auch alleiniger Spitzenreiter sind. „Natürlich sind wir im Moment sehr glücklich über die beiden deutlichen Erfolge zu Saisonbeginn, werden aber trotzdem keinesfalls abheben und bleiben auf dem Boden der Tatsachen“, bremst Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling die Erwartungen an einen Durchmarsch.
Nordhausen besiegt Chemnitz mit 15:9
Allerdings war es ein Verlauf des Boxabends, den sich der Nordhäuser Coach nicht hätte besser wünschen können. Schon im leichtesten Bantamgewicht bis 56 Kilogramm setzte sich Raman Sharafa gegen den erfahrenen Haudegen Ronny Beblik, immerhin Militärweltmeister 2012, nach Punkten durch und entschied den oftmals bereits richtungsweisenden Auftaktkampf für sich. „Er hat sich gut an unsere Marschroute gehalten, ist lang auf Distanz geblieben und konnte offensiv einige Akzente setzen. Chemnitz wollte und musste hier unbedingt gewinnen, deshalb bin ich froh, dass Raman ihn besiegt hat“, lobt Dietrich-Scherfling.
Beflügelt vom Sieg ihres Teamkollegen setzten sich auch der ungarische Neuzugang Roland Gálos und der aus Babelsberg vor der Saison verpflichtete Routinier Eugen Dahinten in ihren Duellen durch. Gálos knüpfte gegen den Chemnitzer Alexander Fengler da an, wo er in Straubing aufhörte und ließ dem Jungspund zu keinem Moment eine Chance. Schon in der ersten Runde wurde Fengler angezählt und war auch in der Folgezeit weiter deutlich unterlegen.
Im Halb-Weltergewicht hatte Dahinten mit dem etwas überraschend in dieser Gewichtsklasse antretenden Jan Ualikhanov, noch zum Auftakt in Hannover stieg der 22-Jährige einen Kampf später im Weltergewicht in den Ring, zu Beginn ein paar Probleme, fand sich aber in der zweiten und dritten Runde immer besser in das Gefecht hinein, sodass auch sein Sieg nie auf der Kippe stand: „In der zweiten Runde haben wir ihn dann auf Angriff im Wechsel zwischen Kopf und Körper eingestellt, diese Linie zog er bis zum Ende durch und wurde belohnt.“ Den Schlusspunkt einer perfekten ersten Halbzeit setzte Publikumslieblings Balázs Bacskai, der es auf seiner Abschiedstour mit dem sächsischen Eigengewächs Eric Dietze zutun bekam und ihn bereits zur Aufgabe in der ersten Runde zwang.
Nach der Pause musste nur ein weiterer Sieg in den noch folgenden vier Kämpfen zum ersehnten Mannschaftserfolg her – dass den ausgerechnet das Thüringer Eigengewächs Silvio Schierle beisteuerte, freute die NSV-Verantwortlichen ganz besonders. „Es ist ein Highlight endlich wieder einen Thüringer im Ring gehabt zu haben. Er hat sich gut verkauft, auch wenn er es sehr schwer hatte, da er oftmals aus der Defensive agieren musste. Trotzdem hat er in der Bedrängnis gute Treffer gesetzt. Jetzt muss Silvio noch etwas daran arbeiten, konstanter zu werden“, so Dietrich-Scherfling über seinen erst 19-jährigen Schützling.
Auch Halbschwergewichtler Ibragim Bazuev und Nordhausens Superschwerer Max Keller, nach einer Saison in Hannover wieder in den Südharz zurückgekehrt, überzeugten und spielten all ihre Routine aus. Bazuev schlug den Niederländer Artjom Kasparian und setzte oftmals aus der Defensive die besseren und wirkungsvolleren Treffer. Im Duell der schwersten Boxer an diesem Abend bekam es Keller, wie Bazuev im Kader des DBV, mit Philipp Gruner zutun, den er von der ersten Runde an beherrschte. „Die Stimmung in der Halle war wieder überragend. Ich habe direkt versucht von Beginn Druck zu machen, damit er gar nicht in den Kampf hineinkommt“, so Keller.
Den Ehrenpunkt für die Sachsen holte im Schwergewicht Roy Korving, der den im Diensten der Nordhäuser stehenden Bayern Roman Gorst, Ersatz für den noch in Straubing siegreichen Dragan Veljkovic, von Beginn an technisch überlegen war und immer wieder handlungsschneller agierte. „Auch Roman hat aber nicht enttäuscht, denn Roy Korving war immerhin WM-Teilnehmer und Niederländischer Meister. Alle acht haben sich heute absolut toll verkauft“, so Dietrich-Scherfling.
Durch den Erfolg bauen die Nordhäuser ihre Tabellenführung auf Chemnitz auf zwei Zähler aus und liegen auch in den kleinen Punkten deutlich vor der Konkurrenz: „Das kann bei sechs Kämpfen und Punktgleichheit am Ende sehr wichtig werden.“ Der nächste Kampf folgt gegen den BSK Hannover-Seelze erneut in eigener Halle am 4. Februar ab 19:30 Uhr. „Natürlich wollen wir hier wieder gewinnen, denn in den Kämpfen danach kann es aufgrund von Abstellungen zum Chemiepokal oder anderen Turnieren personell schwerer werden – die anderen Teams dürfen wir noch nicht abschreiben, wir haben noch vier wichtige Duelle vor uns“, betont NSV-Manager Michael Döring.