Hamel: Gegen einen offenen Schlagabtausch habe ich nichts!
Ein Bericht von Wolfgang Weggen
Rumms, da wird es ordentlich krachen! Bei der Jahreshauptversammlung des Hamburger Amateur-Box-Verbandes (HABV) am kommenden Mittwoch (19. März) geht es sicher richtig zur Sache! Hauptpunkt: Die Wahl des Präsidenten! Denn „Titelverteidiger“ Peter Hamel, der sich zur Wiederwahl stellt, hat plötzlich einen ganz „gefährlichen“ Kontrahenten bekommen. Eine Frau. Marlene Märtin heißt die junge Dame, die den Präsidenten aus dem Sattel heben will…
Äußerlich ein riesiges Ungleichgewicht. Hier Peter Hamel (60), ein richtiges Schwergewicht, dort „Feder“ Märtin (36), die bei 162 Zentimetern Größe ganze 53 Kilo auf die Waage bringt. Frau Märtin ist Rechtspflegerin und arbeitet im öffentlichen Dienst des Hamburger Hafenmanagements (Personal- und Organisationsbereich). Aber die beiden wollen ja nicht zum Kampf in den Ring klettern, sondern der Kopf, die Ideen für die Zukunft der Hamburger Boxer, sollen diesen Zweikampf entscheiden.
In seinem Jahresbericht zur Hauptversammlung schreibt Hamel noch, „gegen einen offenen Schlagabtausch habe ich nichts“, trotzdem lehnte er ein Gesprächsangebot seiner Herausforderin vor der Wahl ab. Märtin: „Außerdem machte er deutlich, dass er kein Interesse an einer Unterstützung der HABV-Arbeit durch mich hat, ohne mit mir darüber gesprochen zu haben, worin diese Unterstützung bestehen kann“.
Aber es gibt viel zu tun. Die Herausforderin, sie ist seit Jahren beim HTB engagiert, hat fast allen Vertretern der 31 Hamburger Vereine persönlich erklärt, worin sie ihre Aufgabe sieht, was sich in Hamburg ändern soll, was sich einfach bessern muss. Eine Liga-Mannschaft soll her, die Hansestadt soll endlich wieder ein Bundesstützpunkt werden, die Arbeit der Vereine muss miteinander und nicht gegeneinander laufen.
Märtin hat diese Vorschläge, konkrete Vorhaben, natürlich auch dem Präsidenten schriftlich mitgeteilt – und sie staunte nicht schlecht, als sie genau diese Punkte später im Jahresbericht zur Hauptversammlung nachlesen konnte. Allerdings ist der Präsident gleich noch einen Schritt weiter gegangen, wahrscheinlich aber einen zu weit. Hamel hat nämlich erklärt, dass an diesem Vorhaben schon lange gearbeitet wird, dass man auf dem beste Wege sei und alles nur noch ein Frage der Zeit ist. Doch da kommt Einspruch von BOX-OUT-Gechäftsführer Christian Görisch und Dirk Meyer vom HTB. Sie pflegen seit langem gute Kontakte zu den Vertretern der Stadt Hamburg und zum DBV, doch leider ist den zuständigen Herren und Damen von den fortgeschrittenen Aktivitäten des HABV-Präsidiums nichts bekannt. Görisch: „Ich will gerne bei der Jahreshauptversammlung die Anwesenden über den tatsächlichen Stand unterrichten“.
Auch in den Vereinen ist man nicht mit der Arbeit des Präsidenten zufrieden. Da wird beklagt, dass er die besten Hamburger Aktiven in andere Vereine/Stützpunkte ziehen lässt. Zum Beispiel nach Schwerin, wo auch seine beiden Kinder seit Jahren im Bundesstützpunkt trainieren. Harte Kritik deshalb von einem Trainer, der seinen Namen hier lieber nicht lesen will: „Wie soll man dieses Verhalten beurteilen. Das kann doch nur bedeuten, dass die Hamburger Trainer für die Präsidenten-Kinder nicht gut genug sind“.
Überraschend auch, was Ernst Mathiesen vom BC Hanseat berichtet. Danach musste er als Cheforganisator der herausragenden Ladies-Cup-Veranstaltungen jeweils 1000 Euro Miete an den Verband für die Halle am Braamkamp zahlen. Ein Insider: „Dabei hätte das doch genau umgedreht sein müssen, Mathiesen hätte jeweils 1000 Euro als Unterstützung für seinen Verein bekommen müssen, weil er diese tollen internationalen Veranstaltungen auf die Beine gestellt hat“.
Es rumort also kräftig im Verband. Bei den internationalen Frauen-Box-Tagen vor einer Woche in derselben Halle war Mathiesen nicht mehr mit von der Partie, er war nur als Zuschauer da. Aber er staunte dann doch, weil kein anderer HamburgerVerein die Ausrichtung der hochkarätigen Veranstaltung übernommen hatte. Die große Überraschung: Schweriner Funktionäre zogen an allen drei Veranstaltungstagen die Strippen. Stellt sich die Frage: Was mussten die Mecklenburger wohl dafür an den Hamburger Verband zahlen? Auch 1000 Euro oder vielelicht sogar mehr – oder gar nichts?
Viele Fragen, die zu beantworten sind. Präsidentschafts-Kandidatin Marlene Märtin will sie am Mittwoch ansprechen und hofft auf klare Antworten des Noch-Präsidenten., Schließlich hat Peter Hamel in seinem Schreiben doch angekündigt: „Gegen einen offenen Schlagabtausch habe ich nichts“!