Marco Huck verliert WBO Weltmeistertitel gegen Krzysztof Glowacki (+Video)

Huck gegen Glowacki

Es sollte Marco Hucks großer Abend werden, sein erster Abend als Boxer – als Superchampion der WBO – ohne Promoter, auf eigene Faust mit neuer eigens gegründeter Box-Promotion (Huck Sports Promotion) und einem neuen Team um Trainer Don House. Marco Huck hätte mit einer 14. erfolgreichen Titelverteidigung in Folge in die Annalen des Profiboxens eingehen können. Doch dann kam im Prudential Center in Newark, USA, alles anders als erhofft und im Vorfeld angekündigt.

Große Töne im Vorfeld – verhaltener Start in den Kampf

„Ich werde mit meinem Gegner den Ringboden wischen.“, sagte Huck im Vorfeld, selbstbewusst wie immer. Als der Gong zur ersten Runde ertönte und die ersten Hände flogen, sah man bereits, dass Marco Huck nicht der Huck ist, den Ulli Wegner mit Akribie über Jahre hinweg geformt hat. Davon abgesehen, dass er nicht richtig reinzufinden schien und etwas abwartend geboxt hat, konnte man auch Dinge beobachten, die einem jeden Boxanfänger in den Schädel gehämmert werden: Drehrichtung als Normalausleger (Huck) gegen einen Rechtsausleger (Glowacki) MIT dem Uhrzeigersinn, nicht dagegen.

Bild Punktrichterzettel Huck vs. GlowackiIn den folgenden Runden fand Huck mehr und mehr in den Kampf, konnte gute Treffer landen. Ab der 4. Runde, werteten zudem die Punktrichter zugunsten des gebürtigen Serbens, davor gewann der Pole jede Runde. Zu Beginn von Runde 6 schickte Huck seinen Gegner dann mit einem linken Haken auf die Bretter. Obwohl Glowacki beinahe ausgezählt wurde und benommen wirkte, schaffte es Käpt’n Huck nicht, seinen Widersacher erneut zu Boden zu befördern. Die auf den Niederschlag folgenden Szenen ähnelten eher einer wilden Prügelei – und diese kostete Kraft. Zudem kassierte Huck direkt einige Konterschläge, welche ihn zurück auf Distanz brachten. Doch er lag nun das erste mal auf den Punktrichterzetteln vorn.

Die darauf folgenden Runden 7 und 8 waren eher unspektakulär. Es flogen zwar die Fäuste, allerdings konnte man keine deutlichen Wirkungstreffer erkennen. Am Ende von Runde 9 wurde Huck wegen erneuten Nachschlagens nach dem Pausengong vom Referee ermahnt, ein Punktabzug folgte nicht. Sein ehemaliger Trainer Ulli Wegner, war alles andere als zufrieden: „Er muss mehr hingehen. Das ist zu wenig“.

Krzysztof Glowacki nutzt seine Chance und schickt Käpt’n Huck auf den Ringboden

In Runde 10 lies dann mehr und mehr die Kondition nach, Huck boxte viel zu offen, die Linke hing zu weit unten. Glowacki nutzte diese Situation aus und konnte einige gute Treffer landen. In Runde 11 passierte dann das, was wohl fast niemand für möglich gehalten hätte: Glowacki kam mit einem harten Jab durch, erwischte Huck mit voller Breitseite und schickte ihn somit zu Boden.

Sichtlich mitgenommen fand Marco Huck dann wieder auf die Beine, doch der Pole machte nun alles richtig und setzte mit einer Serie nach, traf Huck schwer – KO! Halb aus dem Ring hängend, landete Huck in den Seilen. Der Kampf war vorbei. Glowacki bleibt damit in seinem 25. Kampf ungeschlagen und darf sich nun Weltmeister im Cruisergewicht nach Version der WBO nennen. Für Marco Huck hingegen war es die dritte Niederlage im 42. Kampf.

„Sie haben gesagt, sie hätten an der Verteidigung gearbeitet, dann darf man sich nicht so präsentieren“, sagte Ulli Wegner gegenüber dem Pay-TV-Sender Sky, bei welchem er als Co-Kommentator fungierte. Doch nicht nur er war geschockt über den Ausgang des Kampfes. Auch seine ehemaligen Promoter, die Sauerland Brüder Kalle und Nisse waren geschockt und kritisierten zudem das neue Umfeld von Marco Huck über Twitter.

Zukunft ungewiss – sinkt Käpt’n Huck mit seinem Schiff?

Eigentlich wollte Marco Huck mit diesem ersten Kampf beginnen, die USA zu erobern. Er hatte Großes vor. Die Realität ist jetzt allerdings eine andere, eine bittere Realität. Ein völlig geschockter Ulli Wegner: „Das tut unheimlich weh. Da wieder rauszukommen, wird ganz, ganz schwer.“

Wie soll es also nun weitergehen? Bei Boxrec fiel der einstige Superchampion direkt von Platz 1 auf Platz 14, liegt nun sogar hinter Firat Arslan, welchen er zwei mal besiegen konnte. Eine Rückkampfklausel gab es zudem nicht, da es sich um eine Pflichtverteidigung handelte. Selbst wenn er reumütig zurück zu Sauerland gehen oder sich bei einem anderen Promoter vorstellen würde, wäre dies nicht möglich, da er an Verträge gebunden ist und Klagen drohen würden.

Laut Ebby Thust (ehem. deutscher Box-Promoter) gibt es nur eine sinnvolle Chance: „Ein Rückkampf gegen Glowacki wäre das einzig sinnvollste, was er machen könnte. Allerdings müsste er dem Polen einen hohen Betrag bieten, 1 Million Euro zum Beispiel, damit der Kampf in Deutschland stattfinden würde. So ein Angebot schlägt Glowacki sicher nicht aus. Zudem wäre ein deutscher TV-Partner nötig, damit das ganze finanziert werden würde. Marco würde dann ganz sicher nichts verdienen und müsste quasi umsonst boxen. Für Huck ist der Zug USA nach dieser Niederlage, zumindest erst einmal, abgefahren. In Deutschland hat er immer noch einen guten Namen und viele Fans. Man muss auch bereit sein, Fehler einzusehen und diese sofort abstellen, sobald man sie selbst erkannt hat. Ein Kampf gegen Klitschko ist nach dieser Niederlage auch erstmal Utopie geworden.“

Schaut euch hier den kompletten Kampf noch einmal an:

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