Auf der Benefiz-Boxgala in Koblenz, veranstaltete die AWR Abbruch GmbH zusammen mit dem Team Sauerland insgesamt 9 Kämpfe. Im Hauptkampf standen sich Leon Bunn und Enrico Kölling in fast leerer Halle gegenüber.
Aktiverer Bunn schlägt Kölling klar nach Punkten
Im Hauptkampf des Abends aus Koblenz, standen sich, im Kampf um den IBF International Titel im Halbschwergewicht, der Frankfurter Titelträger Leon Bunn und dessen Berliner Herausforderer Enrico Kölling gegenüber.
Das Duell der beiden Halbschweren startete mit Treffern auf beiden Seiten. Während Leon Bunn vor allem mit Geraden sein Ziel fand, arbeitete der Berliner Kölling meist über die Außenbahn und versuchte Haken beim Frankfurter zu platzieren. Bunn zeigte über weite Teile des Gefechts, dass er nicht nur variable, sondern auch schnelle Hände schlagen kann. Kölling, der seine Doppeldeckung in Verteidigungssituationen gut geschlossen hielt, zeigte sich davon jedoch aufgrund fehlender Schlaghärte nicht beeindruckt.
Während Kölling meist aus der Defensive heraus agierte und häufig mit Haken zu Körper und Kopf konterte, blieb Bunn stets auf der Hut. Vor allem zum Ende der Runden, wurde der Berliner bis zur Hälfte des Kampfes aktiver, offenbar um die Punktrichter von sich zu überzeugen. Der ehemalige WM-Herausforderer von Artur Beterbiev, nutzte seinen Jab nur wenig, legte hingegen jedoch mehr Wert auf seine teils explosionsartig geschlagenen Haken. Ab und an kam Kölling beim Frankfurter gut durch, doch eine Vielzahl der schweren Hände verpuffte in Bunns Deckung.
Leon Bunn bleibt ungeschlagen
Ab Runde 6 zeigten sich bei Kölling, der zum gestrigen Wiegen das Gewicht erst im zweiten Anlauf schaffte, erste Konditionsprobleme, die ihn im weiteren Kampfesverlauf zusetzten. Zwar konnte Kölling immer wieder Aktionen bringen, musste sich hingegen jedoch auch oft von Leon Bunn durch den Ring treiben und an den Seilen stellen lassen. Der Frankfurter fand zudem häufig ein Mittel, die Angriffsversuche Köllings zu stören oder zu unterbinden.
Nachdem der Kampf auch in den hinteren Runden mit Vorteilen für Bunn zu werten war, versuchte es Kölling des öfteren „mit der Brechstange“. Mit offenem Mund atmend, versuchte er gezielt, sich ihm bietende Chancen zu nutzen und attackierte den zwei Jahre jüngeren Bunn mit harten Schlägen. Dieser behielt jedoch weitestgehend die Kontrolle und konnte sich somit am Ende auch mit 2x 116-112 sowie 119-109 Punkten durchsetzten, wobei letztere Wertung definitiv nicht den Kampfverlauf widerspiegelte.
Bunn bleibt somit weiterhin ungeschlagen und steht als IBF International Champion im Halbschwergewicht nun bei 15-0. Wie es für Enrico Kölling, der bereits im Vorfeld vermeldete, Probleme mit dem Limit des Halbschwergewichts zu haben, weitergeht, bleibt abzuwarten. Im 30. Kampf verbuchte der Berliner nun seine vierte Niederlage. Dennoch lieferten sich beide Boxer ein ansehnliches deutsch-deutsches Duell, von welchen es in Zukunft definitiv mehr geben muss. Dass die Halle nahezu leer war, hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack.
„Ich hatte im Kampf schon das Gefühl, dass ich vorne liege“, so Leon Bunn nach seinem Sieg. „Am Ende hatte ich mehr Treffer im Ziel und war aktiver. Ich genieße jetzt die Titelverteidigung, dann kommen hoffentlich die ganz großen Aufgaben!“
„Das war ein toller Sieg von Leon und total verdient“, freute sich Promoter Nisse Sauerland. „Er hat den Kampf gegen einen gefährlichen Herausforderer dominiert und war nie in Gefahr. Das Jahr 2020 wird ein sehr spannendes für Leon Bunn!“
„Das war ein klares Ding, es ist aber über den Kampf gekommen“, äußerte sich Trainer Ulli Wegner. „Enrico konnte dieses Tempo nicht über die volle Distanz gehen, das war uns von vorneherein klar. So haben wir den Sieg über die Kondition auch verdient eingefahren!“
Spomer mit Punktsieg, Pervizaj unterliegt überraschend durch Split Decision, Alisch weiter auf dem Vormarsch
Im Vorprogramm konnte der Mittelgewichtler Slawa Spomer von Thomas Holefelds Boxpromotion gegen den erfahrenen Polen Pavel Semjonov einen weiteren Sieg einfahren. Spomer blieb über 10 Runden hinweg stets der bessere Mann und konnte am Ende die Punktrichter einstimmig überzeugen.
A superb performance from 17-year-old Sophie Alisch see’s her overcome the toughest test of her career as she beats world title challenger Irma Adler by UD, winning 80-72 on all three judges cards ?
⚫️ #TeamSauerland pic.twitter.com/9W9hYwLvsh
— Team Sauerland (@TeamSauerland) 2. November 2019
Die erst 17-jährige Sophie Alisch konnte im fünften Kampf ihrer Karriere ihre weiße Weste bewahren. Gegen die Titelkampf-erprobte Irma Balijagic Adler aus Bosnien und Herzegowina zeigte Alisch taktisch starkes und überlegenes Boxen. Der 20 Jahre älteren Gegnerin rang sie am Ende einen verdienten Punktsieg ab und bleibt weiter ungeschlagen.
Die Überraschung des Abends lieferte der 24-jährige Bosnier Dusan Veletic, der für Albon Pervizaj als Aufbaugegner gebucht wurde, nachdem dieser gut zehn Monate nicht mehr im Ring stand. In einem Schwergewichtskampf über acht Runden musste Pervizaj im Verlaufe des Kampfes immer wieder unnötigere Treffer nehmen und lies seinen Gegner so gut aussehen. Dieser konnte Pervizaj mehr und mehr vor Probleme stellen und siegte am Ende völlig überraschend via Split Decision über den Hamburger Pervizaj, der sichtlich enttäuscht den Ring verließ.
Die Ergebnisse der Boxgala in Koblenz
Mittelgewicht – 4 Runden:
Eduard Janzen vs. Stas Kindsvater
Cruisergewicht – 6 Runden:
Hizni Altunkaya vs. Samet Yaser
Superleichtgewicht – 6 Runden:
Verena Kaiser vs. Myriam Dellal
Supermittelgewicht – 6 Runden:
Enis Agushi vs. Giorgi Jintcharadze
Halbschwergewicht – 6 Runden:
Yasin Altunkaya vs. Yosko Stoychev
Schwergewicht – 8 Runden:
Albon Pervizaj vs. Dusan Veletic (MD)
Federgewicht – 8 Runden:
Sophie Alisch vs. Irma Adler (UD)
Mittelgewicht – 10 Runden:
Slawa Spomer vs. Pavel Semjonov (UD)
IBF International im Halbschwergewicht – 12 Runden:
Leon Bunn vs. Enrico Kölling (UD)