Bleibt Halbschwergewichts-Europameister Igor Mikhalkin nach seinem Dopingbefund eine Sperre erspart?
Der 30-Jährige war nach seiner Titelverteidigung gegen Patrick Bois am 12. März in Paris positiv auf die Substanz Meldonium getestet worden, das seit Beginn diesen Jahres auf der WADA-Liste für verbotene Substanzen steht.
Nach neuen Forschungsergebnissen muss die World Anti-Doping Agency (WADA) ihren Umgang mit Meldonium aber offenbar überdenken. Wie Vertreter des Instituts für Biochemie und der Deutschen Sporthochschule in Köln unter der Woche bestätigten, ist Meldonium laut einer aktuellen Studie länger im Körper nachweisbar als bislang angenommen.
„Die Studie zeigt, dass es offenbar zwei Phasen der Ausscheidung gibt, eine sehr schnelle und eine sehr langsame, die möglicherweise einige Monate andauern kann, und dies ist so nicht erwartet worden“, sagte Mario Thevis von der Deutschen Sporthochschule dem Sport-Informations-Dienst (sid).
Igor Mikhalkin hatte eingeräumt, Meldonium genommen zu haben, sagte aber auch, dass er es abgesetzt habe, sobald er davon erfahren hat, dass das Mittel verboten ist. Soll heißen: Der in Hamburg lebende Russe hat die Substanz zu sich genommen, als sie noch erlaubt war, und ist deswegen zu Unrecht des Dopings bezichtigt und überführt worden.
„Wir haben die EBU sofort informiert, als wir von der neuen Studie erfahren haben“, sagt Promoter Erol Ceylan. „Wir gehen davon aus, dass Meldonium entweder wieder von der Liste der verbotenen Substanzen genommen wird oder dass es zumindest eine längere Übergangszeit geben muss, in der der Nachweis des Mittels nicht zu sperren oder anderweitigen Sanktionen führen kann. Man kann einen Sportler ja nicht dafür bestrafen, dass er etwas getan hat, das zu diesem Zeitpunkt erlaubt war. Insofern muss Igor aus unserer Sicht seinen Europameistertitel behalten und wie geplant am 27. Mai gegen Mehdi Amar verteidigen dürfen. Die Verträge für den Kampf sind ja bereits lange unterschrieben.“
Die Europäische Box-Union (EBU) hat sich bislang noch nicht abschließend zu dem Fall geäußert und wartet wohl erst mal die Entscheidung der WADA ab, wie in Zukunft mit Meldonium umgegangen werden soll.
„Wir vertrauen darauf, dass die EBU das Richtige tun wird“, so Ceylan weiter. „Aber natürlich behalten wir uns auch rechtliche Schritte vor, falls Igor gesperrt werden sollte und man ihm den Titel aberkennt.“