So angespannt wie die Giants-Verantwortlichen vor Kampfbeginn waren, so erleichtert und gelöst war die Stimmung im Nachgang. „Wir wollten unbedingt gewinnen und uns endlich belohnen, nach den engen Kämpfen gegen Schwerin und Hannover war es mehr als überfällig“, erklärt Teammanager Christian Morales. Nachdem sich die Hamburger Bundesliga-Boxer an den ersten drei Kampftagen jeweils knapp geschlagen geben mussten, landeten sie nun mit 14:10 auswärts in Schwedt/Oder den ersten Saisonerfolg. An der deutsch-polnischen Grenze ebneten die Elbstädter durch vier Siege in den ersten vier Kämpfen vor der Halbzeit bereits den Weg zum so sehr ersehnten Mannschaftssieg.
Pünktlich zum wichtigen Auswärtskampf in Schwedt meldeten sich der in Berlin krankheitsbedingt fehlende Domenik Hirsch, der beim internationalen Turnier in Ungarn siegreiche Leichtgewichtler Roland Gálos und der in der Vorwoche noch geschonte Weltergewichtler Nawid Asefi zurück. Zudem präsentierte Teammanager Christian Morales im Mittelgewicht bis 75 Kilogramm mit Naziri Piraki, dem Bronzemedaillengewinner der Deutschen Meisterschaft 2016, einen vielversprechenden Neuzugang.
Die Rückkehr des Trios in den unteren Gewichtsklassen brachte gegen die Gastgeber aus der Uckermark die erhoffte Wirkung. Domenik Hirsch setzte sich gegen den starken amtierenden Norddeutschen Meister Achraf Godje durch. Anschließend hatte Roland Gálos keine Probleme mit Mirko Michael, spielte seine internationale Klasse aus und schickte seinen Gegenüber bereits in der ersten Runde zu Boden. Nachdem er auch in der zweiten Runde weitere Wirkungstreffer setzte, brach die Ringrichtern den Kampf vorzeitig ab. An die starken Leistungen seiner Teamkollegen knüpfte auch der in der Bundesliga noch ungeschlagene Leistungsträger Edison Zani im dritten Kampf des Abends an. Mit dem Dänischen Serienmeister Frederik Lundgaard bekam er allerdings einen unangenehmen, unorthodox boxenden Gegner vor die Fäuste, zeigte aber erneut, dass er zurecht als einer der besten Halb-Weltergewichtler in Deutschland gilt. Das Sahnehäubchen vor der Halbzeitpause setzte mit Nawid Asefi der dritte Rückkehrer, womit den Giants mindestens bereits ein Unentschieden sicher war. „Die erste Runde habe ich gebraucht um mich auf den Gegner einzustellen, danach konnte ich die taktische Marschroute aus der Ecke gut umsetzen und ihn früher mit der Führhand stören“, so Asefi nach seinem Kampf gegen Firat Tekin.
Nur noch ein Sieg trennte die Hamburger nun vom ersten Mannschaftssieg und es war bereits Neuzugang und Giants-Debütant Naziri Piraki vorbehalten, diesen perfekt zu machen. Dabei lieferte er sich gegen Vezir Agirman, den Drittplatzierten der Weltmeisterschaft der U19, einen engen Kampf, bei dem der für die Riesen startende Nordrhein-Westfale aber immer den Vorwärtskampf suchte, dadurch eine Hand mehr im Ziel unterbrachte und nach einem knappen 2:1-Urteil der Punktrichter verdient gewann.
Auch in den noch folgenden drei Vergleichen blieben die Riesen hungrig. Ammar Abass lieferte dem Polnischen Meister Arkadiusz Swedowicz eine Ringschlacht auf Augenhöhe, trug aber in der dritten Runde einen Cut davon, der ihn für eine kurze Zeit aus dem Konzept brachte und im direkten Vergleich die erste Niederlage im vierten Kampf mit Swedowicz bescherte. „Das ist etwas schade, da Ammar keineswegs schlechter war. Er hat den Kampf gemacht“, so Morales. Für den sechsten und letztlich letzten Einzelsieg sorgte im vorletzten Fight des Abends Max Degenhardt. Nachdem er sich noch in der Vorwoche in Berlin nach einem umstrittenen Urteil geschlagen geben musste, ließ er diesmal gegen Nino Rinkau keine Zweifel am Kampfausgang aufkommen. In der Königsklasse im Superschwergewicht behielt der für Schwedt kämpfende Lettische Meister Evanders Servuts die Oberhand. Gegen den EM- und WM-Teilnehmer zeigte der erst 20-Jährige Collin Biesenberger aber insbesondere in der dritten Runde sein ganzes Potenzial und brachte den erfahrenen Servuts immer wieder in Bedrängnis. „Wäre der Kampf eine Runde länger gegangen, hätte er ihn noch besiegen können“, schätzt Morales ein. Am Ende rettete Servuts einen knappen Punktsieg über die Zeit.
Trotz der Niederlage im letzten Duell sicherten sich die Hamburger Riesen einen souveränen 14:10-Auswärtserfolg beim UBV Schwedt und tanken damit pünktlich vor dem Beginn der Rückrunde mit dem Auswärtskracher im Derby gegen Traktor Schwerin in zwei Wochen am 3. März Selbstvertrauen. „Wenn wir die Leistungen des heutigen Abends wiederholen, können wir uns für die knappe Niederlage im Hinkampf revanchieren. Die Jungs sind heiß auf das Derby und wollen die Schweriner ärgern“, blickt Morales voraus.
Text: Hamburg Giants