Boxen im Norden: Rigas stoppt Lo Zito / Parwani neuer Deutscher Meister

Alexander Rigas (Mitte) mit Promoter Thomas Nissen (links) Foto: Torsten Helmke

Zwei packende Hauptkämpfe brachten die legendäre Große Freiheit 36 in Hamburg zum Beben. Lokalmatador Sebastiano Lo Zito musste dabei eine bittere Niederlage hinnehmen.

Deutscher Meistertitel geht nach München

Foto:Torsten Helmke

Die Überschrift kennt man für gewöhnlich aus den Fußball-Teilen der Gazetten dieses Landes, doch diesmal ging es um den Boxsport. Vor ausverkauftem Haus kam es mitten auf St. Pauli zum Duell Nord gegen Süd. Der bis dato unbesiegte Deutsche Meister im Super-Mittelgewicht, Sebastiano Lo Zita (nun 14-1-0, 7 KOs), trat an, um im Heimspiel seinen Titel gegen den weit angereisten Alexander Rigas (8-0-0, 5 KOs) zu verteidigen.

Und so schlecht sah das ganz zu Beginn auch gar nicht aus für den 28-jährigen Schützling Khoren Gevors. Die teilweise etwas ungestümen Attacken Rigas’ ließ er ein ums andere Mal ins Leere laufen und kontrollierte die Distanz. Der italienischstämmige Lo Zito konnte zudem aus der Rechtsauslage heraus einige kleine Treffer landen, auch wenn nicht viel Kraft in diesen lag. Nach den ersten Runden wurde es dann ein wenig ruppig und beide landeten einige Male im Clinch.

Gegen Ende der vierten Runde passierte dann dass, worauf die Ecke Rigas spekuliert hatte. Der Münchener setzte seine physischen Vorteile ein, um Lo Zito mehr aus der Reserve zu locken. In einem Schlaghagel landete Rigas einen deftigen linken Haken an womöglich gleichgewichtsstörender Stelle. „The Sicilian Stallion“ musste mit äußerst wackeligen Beinen zu Boden. Er kam nochmal hoch und versuchte sich in die Pause zu klammern, doch Rigas war nicht mehr aufzuhalten.

Nach weiteren harten Händen musste Lo Zito abermals runter. Prompt kam das Handtuch aus seiner Ecke in das Seilgeviert geflogen. Aus der Traum von der ersten erfolgreichen Titelverteidigung. Der Jubel auf Seiten von Rigas und seinem Team war grenzenlos. So grenzenlos, dass sich sein Promoter Levent Cukur im Getümmel am Fuß verletzte und anschließend noch im Ring behandelt werden musste. 

Lautstark bejubelt von seinen mitgereisten Fans, darf sich der 27-jährige Rigas jetzt nicht nur „Derbysieger“, sondern auch Deutscher Meister nennen. 

Parwani und Kurnaczan liefern sich mitreißenden Fight

Foto:Torsten Helmke

Bei der zweiten Deutschen Meisterschaft an diesem Abend hieß das Duell „Hamburg vs. Koblenz“. Die bis dato ungeschlagenen Shokran Parwani (12-0-0, 9 KOs) und Cem Kurnaczan (nun 10-1-0, 4 KOs) kämpften um den vakanten Titel des BDB im Halbschwergewicht. Zunächst ging es noch etwas ruhig zur Sache, ein Abtasten beider Boxer. Es wurde jedoch schnell klar, dass Kurnaczan der weniger aktive Boxer sein würde, der mehr auf Konter setzt. Parwani sicherte sich früh die Ringmitte, brauchte aber eine Weile, um seine Distanz und seinen Rhythmus zu finden. 

Kurnaczan versuchte noch vereinzelt das Tempo zu erhöhen, viele seiner Hände trafen aber nur Handschuhe und Ellenbogen seines Gegners. Parwani war zudem oft schnell raus aus der Distanz, nachdem er zuvor immer wieder kurze Kombinationen ablud. Trotzdem blieb das Duell spannend, da der Koblenzer nicht aufsteckte und dem Lokalmatador viel entgegenwarf. Der konnte von Runde zu Runde mehr Serien unterbringen, insbesondere wenn er Kurnaczan durch geschicktes Drehen mit dem Rücken an die Seile brachte. 

Bis zum finalen Schlussgong kämpften beide Athleten beherzt, doch der Eindruck bestand, dass Parwani schlussendlich einfach mehr gemacht und letztendlich auch getroffen hatte. Aufgrund der vor allem starken zweiten Hälfte werteten die Punktrichter einstimmig für den vom Waliser Gary Lockett gecoachten Parwani (Wertungen: 97-94, 98-92, 97-93).

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