Paukenschlag bei der WSB: Deutschland Chef Ulrich Bittner schlägt zurück

WSB Präsident Bitter: „Ich werde vielleicht ins Lager der Profis wechseln. Kontakte mit dem BDB sind schon geknüpft.“

Ein Bericht von Ebby Thust

Beim Viertelfinalkampf in der World Series of Boxing (WSB) kam es gestern Abend in der August-Schärtner-Halle zu Hanau zu einem Eklat. Im Viertelfinale der WSB standen sich das Team Deutschland und der WSB Favorit Kasachstan vor einer völlig leeren Halle gegenüber. Bisher waren die Hallen bei den Heimkämpfen des deutschen Teams meist mit bis zu 4.000 Zuschauern bis zum letzten Platz gefüllt, doch dieses mal hatte Bittner die Kassen vor der Boxhalle erst gar nicht geöffnet und die Türen blieben für die Zuschauer geschlossen. Bittner war verärgert weil man ihm seitens der WSB schon mündlich zugesagt hatte, dass er diesen Viertelfinalkampf gegen Kasachstan auf Mallorca promoten dürfe. Auf Mallorca war schon die Halle angemietet und mehr als 2.000 Karten waren im Vorverkauf weggegangen. Doch vierzehn Tage vor dem Veranstaltungstermin teilte ihm die WSB  Büro aus Lausanne dann schriftlich mit, dass man ihm dies nun doch nicht genehmigen würde, da gemäß den Statuten Heimkämpfe nur innerhalb des eigenen Landes durchgeführt werden dürfen. So musste Bittner zum gleichen Termin innerhalb von nur 14 Tagen in Deutschland veranstalten. Bittners Rache an die WBS war die „Geisterveranstaltung“ vor leeren Rängen in Hanau.

Bittner schockt WSB Funktionäre

Vor Beginn der Veranstaltung griff der deutsche WSB Präsident Ulrich Bittner zum Mikrofon und erklärte vor leeren Rängen den anwesenden Boxern und Funktionären, dass man ihm von Anfang an, seit dem er Lizenzträger der WSB ist, seitens der WSB und des DBV nur immer Knüppel zwischen die Beine geworfen hat, ihm immer nur Auflagen und Verbote erteilt habe und Null Kooperation gezeigt hätte. Bittner sagte: „Bereits in den letzten Wochen und Monaten gab es immer wieder Dispute mit der WSB. Die geschlossenen Vereinbarungen wurden von Seiten der 2010 gegründeten Organisation WSB nicht eingehalten. Unter dem Vorwand, dass die Veranstaltungen in Deutschland angeblich nicht regelkonform seien, bleibt die WSB bis heute Ihren Verpflichtungen gegenüber dem Lizenznehmer Bittner, auch im Hinblick der finanziellen Abrechnungen aus TV- Geldern in erheblichem Maß schuldig“.

 Bittner scheint endgültig die Nase voll zu haben, aber er will seinen mit der WSB geschlossenen Vertrag noch bis zum Saisonende erfüllen, ob es dann mit der WSB weitergeht scheint fraglich.  Aber es wird auf jeden Fall auch weiterhin Boxen mit Bittner in Deutschland geben. „Ich werde vielleicht bei den Profis einsteigen und habe inzwischen schon Kontakt zum Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) geknüpft,“ so Bittner.

Nach dieser klaren Ansage an die Adresse der WSB schienen die Funktionäre und vor allem der Supervisor der WSB regelrecht geschockt. Der Supervisor verließ die Halle und ließ erst verkünden, dass die Veranstaltung abgebrochen würde, um dann nach langem hin und her und unzähligen Telefonaten mit dem WSB Weltbüro dann doch die Boxer in den Ring zu lassen. Man untersagte allerdings Ulrich Bitter auch nur ein einziges Wort ins Mikrofon sprechen zu dürfen, andernfalls würde man die Veranstaltung sofort abbrechen. Da waren sie dann wieder: Die Maßreglungen und Verbote der WSB.

Bittner hat in den Amateurboxsport investiert

Ulrich Bittner hatte zu Saisonbeginn die WSB Lizenz für Deutschland für sage und schreibe 300.000 Euro erworben. Die Boxer für das deutsche WSB Team, die sich aus den besten Boxern des Deutschen Boxverbandes (DBV) zusammen setzen, bekommen für jeden Sieg zwischen 4.000 und 7.000 Euro an Kampfbörse von Bittner ausbezahlt und bei einer Niederlage immerhin noch zwischen 500 und 800 Euro. Zusätzlich musste Bittner alle Veranstaltungen selbst bezahlen, wie etwa die Hallenmiete, Security, Bestuhlung, Beleuchtung, Werbung, Ringaufbau und TV gerechte Ringbeleuchtung. Zusätzlich musste Bittner für die weltweite TV-Übertragungen das gesamte TV Team stellen und die gesamten Produktionskosten bezahlen. Die Übertragungsrechte sowie die Vermarktungsrechte liegen aber alleine bei der WSB und alle Einnahmen hieraus fließen alleine der WSB zu. Man hatte hierfür Bittner zwar Gelder aus der weltweiten TV-Vermarktung zugesagt, die er aber niemals erhalten hat. Ein ganz großer Unkostenfaktor waren auch die Kosten der WBS Funktionäre. So wurden seitens der WSB zu jedem Kampf ein Ring- und drei Punktrichter und einen Supervisor benannt, die aus allen Herrenländern zu honorigen Kosten eingeflogen wurden. Alles musste Bittner bezahlen. Hinzu kamen Übernachtungskosten, Spesen und Verköstigung. Alles in allem kostet Bittner ein Heimkampf in der WSB zwischen 70 und 80.000 Euro. Für die Auswärtskämpfe musste Bittner dann alle Flüge in die jeweiligen Länder der Gegner (Argentinien, USA, Ukraine, Algerien u.a.m.) bezahlen, auch das kostet unterm Strich jedes mal etwa 30.000 bis 40.000 Euro. Man kann sagen dass Bittner das Unternehmen WSB unterm Strich für nur ein Jahr rund eine Million Euro gekostet hat.

Weder Dankbarkeit noch Respekt seitens des DBV

Solch einem Investor in den Boxsport hätte man seitens des Deutschen Amateurbox Verbandes eigentlich einen roten Teppich ausrollen müssen, denn ohne die Einnahmen aus der WSB wären sicher einige Top-Amateure sicher längst zu den Profis abgewandert. Aber das Gegenteil war der Fall, statt Bittner symbolisch eine Kerze ins Fenster zu stellen wollte ihn der DBV nur ausnutzen und dominieren. Er war das goldene Kalb das man melken wollte, aber bestimmen und sich den Lorbeer ans Reviere heften wollten sich alleine die DBV Funktionäre. Dies hatte zur Folge, dass Bittner schon nach der zweiten Veranstaltung erkennen lies: „Wer die Musik bezahlt (und das war er) der bestimmt auch was gespielt wird.“ Der DBV mochte Bittner nicht, aber man mochte sein Invest in den Amateurboxsport. Man zollte Bittner weder Dankbarkeit noch Respekt, was sich schon dadurch ausdrückte, dass DBV Präsident Kyas nicht eine einzige von Bittners WSB Veranstaltungen mit seinem persönlichen Besuch beehrte. Man sollte Kyas mal die Frage stellen wie oft er denn nur einem einzigen Amateurboxer einen Flug oder ein Hotelzimmer aus eigener Tasche bezahlt hat, aber noch interessanter wäre ihn zu fragen ob er denn schon einmal selbst seinen eigenen Flug oder sein eigenes Hotelzimmer aus seiner privaten Schatulle bezahlt hat wenn er als Funktionär zu Länderkämpfen, Welt- und Europameisterschaften oder zu Olympischen Spielen gereist ist. Der Deutsche Amateurbox Verband wird mit einem Millionenbetrag aus Steuergeldern finanziert und meist sind es bei einer Reise des Nationalkaders zu internationalen Meisterschaften seltsamerweise mehr Betreuer und Funktionäre als Boxer die hier auf Kosten der Steuerzahler mitreisen.

Nur Verbote und Respektlosigkeit seitens der Funktionäre

Bittner wollte mit der WBS neue Wege im deutschen Amateur-Boxsport gehen. Er wollte Show mit Sport verbinden. So traten bei seiner ersten Veranstaltung Stars aus der Musikbranche im Rahmen seiner Boxveranstaltung auf. Den Zuschauern gefiel es, aber der WSB nicht. Man verbot Bittner künftige Gesanges-Auftritte im Rahmen einer WSB Veranstaltung. Bittner verpflichtete den früheren Europameister Rene Weller und den früheren Doppel-Weltmeister Graciano Rocchigiani, beides frühere verdiente Amateurboxer, die im wahrsten Sinne des Wortes in über 100 Länderkämpfen ihren Kopf für den DBV hingehalten haben. Aber der DBV Vorstand verbot Bittner den Einsatz von Rene Weller und Graciano Rocchigiani als Trainer, es ging sogar soweit, dass man den Beiden verbot sich bei der Veranstaltung keine 10 Meter dem Boxring zu nähern. Bittner ließ die Nationalmannschaften theatralisch über einen fly over Laufsteg in den Ring einmarschieren. Die WSB verbot es ihm. Bittner ließ vor Beginn des Kampfes, nach dem Einmarsch der beiden National-Teams die jeweilige Nationalhymne der Heim- und Gastmannschaft abspielen. Auch das wurde Bittner seitens der WSB untersagt.  Es ist eigentlich verwunderlich, dass Bittner nicht schon viel früher der Kragen geplatzt ist.

WSB – wirtschaftlich ein Fass ohne Boden

Rein wirtschaftlich gesehen war der Ausflug Bittners in die WSB ein Fass ohne Boden. Er wurde nur zur Kasse gebeten und es gab keine wirtschaftliche Möglichkeit das investierte Geld auch nur annähernd wieder hereinzuholen. Schon alleine die jährlich wiederkehrende Lizenzsumme in Höhe von 300.000 Euro ist nicht nachvollziehbar. Eine Lizenz bei den Profis, etwa beim Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) kostet hierzu vergleichbar gerade mal jährlich 200 Euro oder bei den jeweiligen Weltverbänden wie WBC, WBA, IBF und WBO nur 200 Dollar, warum die WSB für eine Amateurlizenz jährlich 300.000 Euro veranschlagt ist eigentlich nicht erklärbar. Für viele Boxsport-Insider war die WSB von vorne herein ein „totgeborenes Kind.“ Inzwischen ist England und China schon aus der WSB ausgeschieden, weil man dort sicher, genau wie Bittner, inzwischen festgestellt hat, dass das Unternehmen WSB nur Geld kostet und dass der Einzige der an der WSB verdient eben nur die WSB selbst ist und auch in Polen und in Italien ist man sich uneinig und nicht mehr gut auf die WSB zu sprechen. Hinzu kommt, dass die Dachorganisation der WSB, die AIBA, jetzt auch noch selbst einen eigenen Profiverband, die APB, ins Leben gerufen hat, der im Herbst dieses Jahres starten soll. So wirbt jetzt die AIBA unter den weltweit besten WSB Boxern, dass diese einen Profivertrag bei der APB unterschreiben. Wenn ein Spitzenamateurboxer diesen Vertrag unterschreibt, der über 50 DIN A 4 Seiten umfasst und auch nur in englischer Sprache abgefasst ist, wobei die meisten jungen Boxer das Fachenglisch gar nicht verstehen, wird er irgend wann einmal feststellen, dass dann dort unter Punkt 9.1 festgeschrieben ist, dass es ihm nach Unterschrift unter diesen APB Vertrag ab sofort verboten ist künftig bei der WSB zu starten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da verlangt die WSB, die ein Unternehmen der AIBA ist, von einem Lizenznehmer für die WSB Lizenz jährlich 300.000 Euro und dann wirbt die ABP, die ebenfalls ein Unternehmen der AIBA ist, einem Lizenznehmer der gerade 300.000 Euro bezahlt hat die besten Boxer wieder ab und verbietet diesen unter Strafandrohung, dass sie ab sofort nicht mehr für die WSB starten dürfen. Diese Verträge sollten sich ganz schnell mal die Gerichte anschauen.

Die Entscheidung Bittner für Jeden verständlich

Jeder der die Internas des Twists zwischen Ulrich Bittner und der WBS und dem DBV kennt wird verstehen, dass Bittner die Nase gestrichen voll und er ab sofort nicht mehr gewillt ist sich nur das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen. Die Ankündigung Bittners, dass er aber künftig weiterhin dem Boxsport erhalten bleiben wird und überlegt künftig zu den Profis zu wechseln, freut sicher die deutsche und die internationale Profi-Boxsportszene. Der Bund Deutscher Berufsboxer wird Ulrich Bittner sicher mit offenen Armen empfangen und ihm keine solchen Steine in den Weg legen wie die Amateur-Funktionäre es getan haben. Die WSB und der DBV treiben Bittner mit ihren hochnäsigen und selbstherrischen Entscheidungen regelrecht in die Arme der Profis. Und es ist auch anzunehmen, dass ganz sicher einige Amateure bald auch zu den Profis wechseln werden, denn ohne die Gelder des Ulrich Bittner gibt es für unsere Top-Amateure nichts mehr zu verdienen, denn der DBV wird sicher nicht tausende von Euros für den Sieg eines deutschen Amateurboxers aus der Verbandskasse bezahlen.

Zwei Siege für Team Deutschland durch Michael Conlan und Artem Harutyunyan

Geboxt wurde übrigens auch noch am gestrigen Abend. Die deutsche Mannschaft verlor äußerst und unerwartet knapp mit 2:3 gegen Kasachstan. Für Team Deutschland gewann der irische Vize-Europameister und Bronzemedaillengewinner von London Michael Conlan seinen ersten Kampf für das deutsche WSB Team klar nach Punkten. Für den zweiten Sieg sorgte der deutsche Halbweltergewichtler Artem Harutyunyan. Es steht jetzt noch der Rückkampf in Kasachstan an, aber ob dieser überhaupt noch stattfindet ist nach dem gestrigen Paukenschlag nicht mehr sicher. Es ist eher anzunehmen, dass das Tuch zwischen Bittner und der WSB endgültig zerschnitten ist. Es bleibt abzuwarten wie die WSB reagiert. Bittner wird sich auf jeden Fall künftig nicht mehr ausnehmen lassen, wohl aber noch seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Ob Bittner allerdings für die nächste WSB-Saison noch einmal 300.000 Euro Lizenzgebühr an die WSB überweist scheint mehr als fraglich.

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