Oliver Vlcek übernimmt DBV Nachwuchsarbeit

Wachablösung in der Jugendarbeit
Wachablösung in der Jugendarbeit / Foto: DBV

Wachablösung im DBV

Hansi Birka, der den Nachwuchs im Deutschen Boxsport-Verband (DBV) betreute, tritt in den Ruhestand ein und übergibt sein Aufgabengebiet an Oliver Vlcek. „So gerne ich dieses Amt ausgefüllt habe, für mich ist der Zeitpunkt gekommen, loszulassen.“ sagte Birka.

Es ist kein harter Schnitt, mit dem der scheidende DBV-Trainer sein Amt übergibt. Mehrere Monate arbeitete er seinen designierten Nachfolger ein. Zuletzt sah man die beiden auf Meisterschaften immer gemeinsam.

Vlcek ist 37 Jahre alt und beim Zoll angestellt. Seine Kollegen hat der Baden-Württemberger schon lange nicht mehr gesehen. Sein Dienstherr hat ihn für die Tätigkeiten im Boxverband freigestellt. Der DBV hat ihn beauftragt, bis einschließlich 2016 alle Bereiche des Nachwuchsleistungssports zu analysieren, von der U 15 bis zur U 21

In komplexen Strukturen denken

Der neue DBV-Trainer denkt in den komplexen Strukturen aus Verbänden, Stützpunkten und Vereinen. Ohne Verbände gäbe es keine Strukturen, sowie keine Vertreter in den sportpolitischen Gremien und damit keine finanzielle Beihilfe. Ohne Stützpunkte gäbe es keine zentralisierte Spitzenförderung und somit keine Möglichkeit für die Landeskader, sich nach oben zu orientieren. Die direkte Verbindung zu den Bundesstützpunkten wird durch die Landestrainer an den Landesleistungszentren hergestellt. Die Leistungszentren sind genauso wie die Bundesstützpunkte auf die Vereine angewiesen. Die Boxvereine bilden die Basis und sind zugleich der Lebensnerv des Leistungssports. Noch hindert Argwohn die gemeinsame Zusammenarbeit. Viele Vereine geben ihre Talente nur zögerlich an die Stützpunkte. Sie haben Angst, dass ihre Besten von den stützpunktnahen Vereinen abgeworben werden. Hier ist Vlcek gefordert, Vertrauen zu schaffen, und zwar in allen siebzehn Landesverbänden.

Neue Akzente setzen

Vlcek kündigte nicht nur Kontinuität an, sondern will auch neue Akzente setzen. Der Baden-Württemberger muss darauf achten, dass der deutsche Boxnachwuchs nicht den Anschluss an die europäische Spitze verliert.

Diese Gefahr erkannte DBV-Vizepräsident, Erich Dreke, schon 2012 und für Vlcek ist sie so präsent wie nie zuvor. Er muss die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen und den Stützpunkten schnellstmöglich verbessern. Erreichen will er dies durch Transparenz über die Ziele des DBV. Bei jeder Gelegenheit sucht er das Gespräch mit den Vereinen und den Landestrainern. Er hat er sich angewöhnt, auf Meisterschaften nicht am Delegiertentisch zu sitzen. Vlcek hat seinen Arbeitsplatz dahinter eingerichtet. Zu seiner Linken ist ein freier Platz. Er will zu jederzeit und für jeden ansprechbar sein.

DBV stellt Talentsichtung auf dem Prüfstand

In einem gemeinsamen Projekt mit dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT, Leipzig) wird die DBV-Talentsichtung auf den Prüfstand gestellt. Schwerpunkte sind Förderstrukturen und Organisation.

Nach gemeinsamer Auswertung der Ergebnisse durch den Lenkungsstab – IAT Leipzig und dem Nachwuchstrainerteam wird die Neukonzeption des Nachwuchsleistungssports entwickelt und ab 2017 in die Praxis umgesetzt.

Nachwuchstrainerteam bestimmt die Richtung

Richtungsweisende Entscheidungen fällt Vlcek nicht allein, sondern gemeinsam mit erfahrenen Nachwuchstrainern.

Hierfür wurde das Nachwuchstrainerteam geschaffen, das nach dem wissenschaftlich anerkannten Verfahren des Expertrating Systems arbeitet. Ihm gehören Egon Omsen, Andreas Schulze, Andy Schiemann, Lukas Wilaschek, Vladimir Pletnev, Sandro Schaer und Michael Gratschow an. Alle sind Fachmänner und bestens mit der Nachwuchsarbeit vertraut. Geleitet wird das Gremium von Vlcek. Sein Stellvertreter ist Roland Kubath.

U21 gehört zum Jugendbereich

Bislang umfasste die DBV-Nachwuchsarbeit die U15, U17 und U19 Boxer und Boxerinnen. Der Lenkungsstab hat erkannt, dass die wichtige Altersklasse der U21 keiner Domaine zugeordnet war, obwohl sie die Schnittstelle zwischen den Männern und dem Jugendbereich ist. Zukünftig wird die U21 in den Jugendbereich eingegliedert.

Dieser Schritt ist wichtig, denn die Förderung der Spitzenboxer muss auf die unterschiedlichen Altersklassen abgestimmt werden. Die verschiedenen Altersstrukturen verlangen unterschiedliche Ansätze. Es ist klar, dass ein 14-jähriger Nachwuchsboxer anders betreut werden muss, als ein U21-Boxer, der zur Schwelle zum Erwachsenen-Boxen steht. Der Schwebezustand der U21 ist damit beendet.

Vlcek ist Realist. Er ist sich bewusst, dass über alle Maßnahmen gegensätzlich diskutiert werden wird, denn die Erwartungen sind hoch. Damit die Veränderungen wirken, müssen sie tatsächlich durchgesetzt werden. Dass Vlcek hierfür das nötige Standing hat, braucht er nicht mehr zu beweisen.

Quelle (Text/Fotos): Wolfgang Wycisk, DBV

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