Nachbericht Boxen Bundesliga: Nordhäuser SV gegen BSK Hannover-Seelze

Max Keller (blau) / Fotograf: Christoph Keil
Max Keller (blau) / Fotograf: Christoph Keil

Den Bundesliga-Boxern des Nordhäuser SV gelang der Hattrick. Auch im dritten Saisonkampf setzten sich das Team von Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling souverän mit 15:8 durch. Nachdem Straubing (15:8) und Chemnitz (15:9) bereits klar bezwungen wurden, bestand auch gegen den BSK Hannover-Seelze nie ein wirklicher Zweifel.

Erneuter Kantersieg: NSV-Boxer auch gegen Hannover unbezwingbar

„Trotzdem haben wir viele spannende Kämpfe gesehen, die enger waren, als es das Ergebnis am Ende ausdrückt. Hannover war oftmals ebenbürtig“, so Dietrich-Scherfling. Bereits in zwei Wochen kommt es zum Rückkampf in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Es war bereits das 13. Aufeinandertreffen mit dem Dauerrivalen aus der Leinestadt, indem die Südharzer den siebten Sieg feierten. „Hannovers Trainer Arthur Mattheis setzt wie kein Zweiter auf mannschaftliche Geschlossenheit. Schon in der Vorsaison machten sie uns das Leben schwer, gewannen zuhause und hatten uns in der Ballspielhalle am Rande einer Niederlage. Wir müssen 200 Prozent geben“, fand NSV-Coach Dietrich-Scherfling im Voraus mahnende Worte für seine Sportler.

Wie schon gegen Straubing sollte der erste Fingerzeig aber bereits vor dem eigentlichen Kampfbeginn erfolgen. Genau wie die Bayern mussten die Hannoveraner kurzfristig auf ihren Batamgewichtler Dominik Hirsch verzichten, sodass nicht nur der Sieg an die NSV-Boxstaffel in Person von Raman Sharafa ging, sondern ebenfalls der Wiegepunkt auf Seiten der Gäste fehlte. 2:0 stand es bereits vor dem zweiten der acht Kämpfe – um diesen Rückstand wieder aufzuholen, bedarf es zweier Siege.

Mit dem Polster im Rücken startete der Ungar Roland Galos forsch in seinen Kampf. In seinem dritten Einsatz bereits einer der Leistungsträger und Konstanten im Team, bekam er diesmal den früheren Asienmeister Ameer Khadim Chanim vor die Fäuste. Der gebürtige Iraker verstrecke sich aber keinesfalls und suchte immer wieder den Weg nach vorne. „Für mich war es bis zur letzten Runde ein offenes Duell, bei dem sich Roland letztlich verdient durchsetzte“, schildert Dietrich-Scherflich.

Als dritte Paarung stiegen Youngster Wladislaw Baryshnik und sein niedersächsischer Kontrahent Sevak Miroyan in den Ring. Die BSK-Truppe musste unbedingt gewinnen, sollten sie noch etwas Zählbares aus der Rolandstadt mitnehmen wollen. Die Zuschauer sahen einen spannenden Fight, bei dem sich Miroyan leichte, wenn auch manchmal technisch etwas unsauber, leichte Vorteile erarbeitete. Trotzdem sahen die Punktrichter Baryshnik vorne, was im folgenden Kampf den ersten „Matchball“ für die NSV-Boxer bedeutete: „Leider gelang es Wladislaw nicht komplett unsere Vorgaben umzusetzen, sodass sich seinem Gegner immer wieder Chancen geboten haben. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn er verloren hätte. Es war ein Urteil, dass man in beide Richtungen geben konnte.“

Ungeachtet des strittigen Urteils zuvor, ließ NSV-Debütant Abass Baraou vor der Halbzeit gar keine Zweifel mehr am NSV-Mannschaftserfolg aufkommen. Der zweifache Chemiepokalsieger bestach immer wieder durch seine variablen Treffer und Kombinationen – schon nach vier der acht Kämpfen führten die Nordhäuser aufgrund des kampflosen Erfolges durch Raman Sharafa zu Beginn uneinholbar mit 8:3. Dabei sah sich der gebürtige Offenbacher, selbst sein größter Kritiker, noch gar nicht in Topform. „Das Training ist komplett auf den Chemiepokal im März ausgerichtet, sodass ich heute auch aus dem Training heraus boxte. Es fehlte etwas die Frische, konnte es aber gut kompensieren“, erklärt Baraou.

Wer dachte die NSV-Boxstaffel ließe es nach der Pause ruhiger angehen, der hatte sich getäuscht. Erst bezang Stefan Nikitin, diesmal anstelle des Thüringer Eigengewächses Silvio Schierle im Ring, in einem erneuten Aufeinander auf Augenhöhe Naziri Piraki (BSK), bevor Peter Mullenberg frenetisch bejubelt und angefeuert durch „Peter, Peter“-Sprechchöre erstmals für die Südharzer die Boxhandschuhe schnürte. Nachdem der Niederländer seit Olympia 2016 sechs Monate keinen Kampf absolvierte, fand er von Runde zu Runde immer besser in das Gefächt hinein und gewann verdient nach Punkten.

Peter Mullenberg (blau) / Fotograf: Christoph Keil
Peter Mullenberg (blau) / Fotograf: Christoph Keil

Den Ehrenpunkt für die Gäste holte ausgerechnet der frühere Nordhäuser Eugen Waigel im Schwergewicht bis 91 Kilogramm. Er bezwang NSV-Boxer Dragan Veljkovic, wobei dieser nach einem schweren Treffer Waigels in der zweiten Runde zu Boden ging und das Kräftemessen durch K.o. vorzeitig abgebrochen wurde. Nordhausen wäre aber nicht Nordhausen, wenn sie den Abend nicht mit einem Happy End beendet hätten.

Superschwergewichtler und Kapitän Max Keller traf auf den starken Polen Pawel Wierzbicki, der ihm in der ersten Runde einige Treffer zufügte. Doch der für Nordhausen boxende Kölner steckte nicht auf: Nach einer taktischen Umstellung in der ersten Pause agierte der Psychologiestudent in der Offensive nun deutlich gefährlicher. Angepeitscht durch das Publikum entschied er die zweite und dritte Runde noch für sich und machte den 15:8-Mannschaftssieg perfekt. „In der ersten Runde war ich etwas unaufmerksam, anschließend habe ich versucht den Druck zu erhöhen. Das hat Wirkung gezeigt“, freut sich Keller nach Kampfende.

Nordhäuser SV / Fotograf: Christoph Keil
Nordhäuser SV / Fotograf: Christoph Keil

Trotz des auf dem ersten Blick deutlichen Ergebnisses warnt Trainer Andreas Dietrich-Scherfling davor, voreilige Schlüsse im Hinblick auf den Rückkampf am 18. Februar zu ziehen: „Es waren einige Kämpfe so eng, dass das ganze in Hannover schon wieder ganz anders aussehen kann. Chemnitz ist uns weiter auf den Fersen. Wir dürfen uns weiter keine Schwächephase erlauben.“

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