Der frisch gebackene WBA-Weltmeister Manuel Charr bedauert die Verwirrung in der Diskussion um seine Staatsangehörigkeit sehr.
„In meinem Herzen bin ich Deutscher – das habe ich immer gesagt, und das stimmt auch“, sagt Charr.
„Die Missverständnisse rund um meinen Pass tun mir sehr leid. Es war sicher nicht meine Absicht, meine Fans zu täuschen oder falsche Tatsachen vorzugaukeln.“
Der „Diamond Boy“ war nach seinem einstimmigen Punktsieg gegen Alexander Ustinov am Samstag in Oberhausen als erster deutscher Schwergewichts-Weltmeister seit Max Schmeling gefeiert worden.
„In einem Atemzug mit Schmeling genannt zu werden, ist eine Riesenehre für mich. Das hätte ich mir nie träumen lassen“, so Charr weiter. „Ich habe mich wahnsinnig gut gefühlt. Und was ich im Ring direkt nach dem Kampf gesagt habe, ist genau das, was ich fühle: Ich bin Deutschland unendlich dankbar dafür, wie meine Familie und ich aufgenommen wurden. Deutschland ist das beste Land der Welt, deswegen habe ich den Titel für Deutschland gewonnen.“
Dass er in diesem Zusammenhang auch behauptet habe, deutscher Staatsbürger zu sein, beruhte auf Fehlinformationen seiner Anwälte und Berater. „Ich habe mir über das Thema nie Gedanken gemacht, weil ich mich sowieso als Deutscher fühle – Pass hin oder her“, sagt Charr. „Ich bin Kölner durch und durch. Jeder, der mich kennt, weiß das. Um die Einbürgerung habe ich mich selber nie gekümmert, sondern hatte immer Anwälte, die das gemacht haben. Die haben mir auch gesagt, dass der Pass schon ausgestellt ist und beim Amt auf mich wartet. Ich hätte die Information nicht einfach so weitergeben dürfen, ohne das selber zu überprüfen. Aber nach dem Kampf ist so viel auf mich eingestürzt – so viele Interviewanfragen, so ein Trubel. Da habe ich mich zu Äußerungen hinreißen lassen, die nicht besonders geschickt waren. Dafür möchte ich mich von Herzen entschuldigen. Man sollte nicht vergessen, dass ich vor fünf Tagen einen WM-Kampf über zwölf Runden bestritten und gewonnen habe. Ich habe immer noch nicht vollständig realisiert, was das bedeutet. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben Weltmeister, das fühlt sich alles noch sehr irreal an.“
Wenn sich der Trubel gelegt hat, will sich Charr um die Einbürgerung bemühen. „Wie gesagt: Ich liebe dieses Land und möchte nirgendwo anders leben“, so der „Diamond Boy“. „Diesmal werde ich mich selber um den Pass bemühen und das nicht mehr anderen Leuten überlassen. Ich hoffe, dass ich meine erste Titelverteidigung dann schon als deutscher Staatsbürger bestreiten kann.“
Bis Ende März muss Charr laut Anordnung der WBA gegen Pflichtherausforderer Fres Oquendo antreten. Wann und wo der Kampf stattfinden wird, steht noch nicht fest. „Darüber konnte ich mir beim besten Willen noch keine Gedanken machen, aber das liegt auch in den Händen meines Managers Christian Jäger. Der wird sich mit Sicherheit gut darum kümmern.“
Text: Global Sports Management