Fritz Sdunek: Ich habe Angst um Vitali

Mit Blin, Honhold und Baumgarten zu Gast in Linauer Trachtengalerie

Ein Bericht von Wolfgang Weggen

Wenn der passionierte Jäger und Box-Fan Erwin Schumacher aus dem kleinen Örtchen Linau in Schleswig-Holstein einlädt, dann strömen Kunden aus ganz Norddeutschland in sein Modehaus, in Ankes Trachtengalerie. Nach 55 Jahren will der 79-Jährige jetzt das Geschäft an seine Tochter übergeben – und das muss natürlich gefeiert werden…

Und beim Feiern half am Wochenende eine ganz starke Boxer-Truppe, angeführt von Ali-Gegner Jürgen Blin, Weltmeister-Macher Fritz Sdunek und Meisterboxer Karsten Honhold. Dazu gesellte sich Motorrad-Artist Jürgen Baumgarten. Bei leckerer Erbsensuppe und kühlem, trockenen Wein hatten die Sport-Stars viel zu erzählen.

Vor allem Fritz Sdunek, der sich um seinen Schützling Vitali Klitschko sorgt. Weil der Ex-Weltmeister in Kiew bei den Demonstrationen gegen Ukraine-Präsident Janukowitsch als Oppositionsführer in der ersten Reihe steht, mitten im Brennpunkt des Geschehens. Sdunek: „Jetzt habe ich Vitali schon ein paar Tage nicht mehr ans Handy gekriegt, ich mache mir große Sorgen um ihn, habe manchmal richtig Angst.“ Aber der Coach weiß auch, dass er Vitali nicht davon abbringen kann, sich für sein ukrainisches Volk, für die Demokratie-Bewegung, einzusetzen. Klar, dadurch begibt er sich in große Gefahr. Sdunek: „Aber so ist Vitali eben. Wenn er sich etwas vorgenommen hat, dann zieht er das auch konsequent durch“.

Erfreulicher, was der „alte Fritz“ über seine aktiven Boxer zu berichten weiß: „Schon Anfang Februar gehe ich nach Budapest, um dort Zsolt Erdei auf seinen Kampf im März in seiner Heimatstadt vorzubereiten“. Die meisten Fans sehen da zwar schon den Abschiedskampf des früheren Doppel-Weltmeisters, aber Sdunek, der Erdei zum Halbschwer- und Cruisergewichts-Champion machte, ist davon noch nicht überzeugt: „Wir wollen mal abwarten…“

Klar aber ist, auch Juan Carlos Gomez wird in Badapest auch in den Ring steigen. Fritz: „Ja, ich trainiere ihn, werde ihn auch sekundieren. Juan ist wieder ehrgeizig, er hat schon mächtig Gewicht abgebaut. Ich denke, alle die ihn bereits abgeschrieben haben, werden noch eine große Überraschung erleben“.

Und Jürgen Blin? Was soll der Ex-Europameister im Schwergewicht wohl erzählen? Na klar, immer wieder wird er nach dem Kampf gegen Muhammad Ali 1976 in Zürich gefragt – und dann der Zusatz: Weißt Du , wie es Ali heute geht? Und: Hast Du Kontakt zu ihm?

Kontakt zum Größten hat Jürgen nicht, aber gerade der Kontakt, den er nach dem Gewinn der Deutschen Amateur-Meisterschaft 1964 aufgebaut hat, der hält immer noch. Damals lernte der Schwergewichtler nämlich Box-Fan Erwin Schumacher kennen, der auch bei seinen Urtain-Kämpfen 1970 und 1972 in Barcelona und Madrid am Ring saß – und mit dem er jetzt immer noch in der Trachtengalerie gern über „die guten alten Zeiten“ plaudert.

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