Bittere Rematch-Niederlage für Firat Arslan

K.O.-Sieg für neuen und alten Weltmeister Marco Huck

Ein Bericht unserer BOXING.pro Redakteurin Sandy Spiess

Boxen in Oberschwaben – Stuttgart: über 10.000 tobende Fans brachten die ausverkaufte Hanns-Martin-Schleyer-Halle zum beben. Was für ein Kracher-Kampf gleich zu Beginn des neuen (Box-) Jahres!

Bereits beim Einmarsch beider Boxer zeigte sich, wo die Sympathien des Publikums liegen: Weltmeister Huck wurde größtenteils ausgepfiffen. Dieser zeigte sich davon unbeeindruckt.

Firat begann den Kampf wie gewohnt in der Marschrichtung nach vorne. Er versuchte vor allem mit seinen gefürchteten Aufwärtshaken, dem Titelverteidiger zuzusetzen. Er dirigierte aus der Ringmitte. Sich selbst versiegelte er in der Doppeldeckung. Huck lies alles über sich ergehen und wartete ab.

Ab etwa der dritten Runde zeigte sich Huck aktiver und kam auch mehrmals zum Körper durch. Es entwickelte sich ein Kampf, der kaum einen auf den Sitzen hielt.

In der 6. Runde spitzte sich die Lage zu und Huck wendete taktisch das Blatt: Er setzt zum Frontalangriff an und übermannte den sichtlich überraschten und hilflosen Arslan mit einem Schlaghagel der Extraklasse. Ihm gelingen zwei Niederschläge, Arslan wird prompt angezählt. Arslan raffte sich – sichtlich gezeichnet – wieder auf, aber Huck setzt nach und bearbeitet Arslan zum finalen Knockdown. Er stellt ihn in der Ringecke, der Ringrichter brach darauf hin den Kampf völlig zu Recht vorzeitig ab.

Arslan war zum Kampfende sichtlich gezeichnet. Der neue und alte Weltmeister Huck fasst in der Abschlussrede kurz zusammen: „Im ersten Kampf habe ich Firat deutlich unterschätzt. Ich dachte im Vorfeld: diesen alten Mann schlage ich locker. Diesen Fehler habe ich bereut und dieses mal kein zweites Mal gemacht. Und es hat funktioniert, darüber bin ich sehr erleichtert. Mein großer Respekt an Firat Arslan für diese Leistung und diese Fitness. Danke an alle die mich unterstützt haben!“

Wie es nun für die Beiden Cruisergewichtler aus dem Sauerland-Lager weiter geht, bleibt abzuwarten. Auf der Pressekonferenz wurde bereits verkündet, dass Marco Huck seine nächste Titelverteidigung am 3. Mai 2014 bestreiten wird. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Stimmen von der Pressekonferenz

Wilfried Sauerland: „Huck hat gezeigt dass er ganz oben in das Cruisergewicht gehört. Im Kampfverlauf hat man mal wieder gesehen, dass es ganz schwer ist, ihn zu bremsen wenn er erst einmal los legt.“

„Firat würde ich nahelegen nicht mehr weiter zu boxen und an seine Gesundheit zu denken.“

Marco Huck: „Dieser Kampf geht in die Geschichte ein. Ich bin froh dass ich immer noch der Champion bin. Ich ziehe meinen Hut vor Firat und seiner Leistung.“ (Huck steht auf und reicht Firat die Hand).

Kalle Sauerland: „Es waren zwei Krieger im Ring. Marco hat gezeigt dass er ein sehr würdiger Weltmeister ist. Er ist außerdem ein genetisches Wunder was die Kondition betrifft.“

Ulli Wegner: „Ich bin froh dass Huck mitgezogen hat im Kampf. Bereits im Sparring hat er gezeigt, wie man einen Firat Arslan schlagen kann. Huck hat auch fleißig und solide gelebt, und das ganze Team hat zusammengehalten. Im Kampf hat er gemacht was wir uns vorgenommen haben. Ich gebe die Linie an, und diese wird dann durchgezogen.“

Schmunzelnd fügt Ulli Wegner hinzu: „Wie alle wissen: ich arbeite nicht für´s Geld, sondern für den Erfolg.“

Dieter Wittmann (Trainer Firat Arslan): „Marco, jetzt steht es 1 zu 1. Jetzt könnte man doch einen dritten Kampf machen.“

„Respekt an Marco, er hat gut gekämpft und er kann hauen.“

Firat Arslan: „Mir tut es sehr leid, vor allem für mein Team. Aber so ist das Leben und der Sport. Ich werde mir den Kampf erstmal anschauen müssen, davor kann ich noch nichts Genaues sagen.“

Frage von der Presse: „Wie geht es jetzt weiter mit Marco, geht es jetzt in´s Schwergewicht?“

Ulli Wegner: „Das wird das Management entscheiden. Die werden sich erstmal zusammen setzen. Für mich wäre es ein Traum, ich habe noch keinen Schwergewichtsweltmeister.“

Marco Huck: „Ich habe meinem Trainer versprochen, dass ich sein erster Schwergewichtsweltmeister werde.“

Weitere Ergebnisse aus Stuttgart / Die Vorkämpfe:

1. Kampf: Schwergewicht, angesetzt auf 4 Runden
Ferenc Zsalek vs. Otto Wallin

Ergebnis: Der Kampf ging über die Runden. Am Ende entschieden die Punktrichter den Kampf zugunsten des 23-jährigen Otto Wallin.

2. Kampf: Cruisergewicht, angesetzt auf 8 Runden
Loris Emiliani vs. Noel Gevor

Ergebnis: Der Ringrichter beendete den Kampf in der 7. Runde nach 1:45 Min. Für den weiterhin ungeschlagenen Noel Gevor war das der 10. Sieg im 10. Profikampf.

3. Kampf: Schwergewicht, angesetzt auf 8 Runden
Istvan Ruzsinsky vs. David Price

Ergebnis: Knockdown des Ungarischen Price-Gegners in Runde 1. Sieger durch KO in Runde 1 nach 2 Min. ist David Price aus England.

Der 30-jährige David Price (17 Kämpfe, 15 Siege (13 K.O.), 2 Niederlagen) ist die britische Schwergewichtshoffnung, die sich kürzlich dem Sauerland-Team angeschlossen hat. Zuvor ging er in zwei Kämpfen hintereinander gegen Tony Thompson K.O. Mit dem Promoterwechsel steht nun ein neuer Abschnitt bevor: Der Kampf in Stuttgart war das Debüt für seinen neuen Boxstall. „Für David ist dies der erste Schritt in die richtige Richtung“, so Promoter Kalle Sauerland. „Es gibt kaum Zweifel daran, dass Price das Zeug zum Weltmeister besitzt. Den ersten Schritt dorthin wird er in der Schleyer-Halle machen.“

Mit dem K.O.-Sieg in der ersten Runde konnte Price seinen Debüt-Erwartungen somit vorerst gerecht werden. Wie sich der Profiboxer in der Königsgewichtsklasse gegen anspruchsvollere Gegner weiterhin schlägt, bleibt abzuwarten. Der Fahrplan steht schon fest: „Wir haben große Hoffnung auf David, wir wollen ihn weiter aufbauen und an größere Aufgaben heranführen.“

4. Kampf: WBO Youth Meisterschaft im Halbschwergewicht, angesetzt auf 10 Runden
Paata Aduashvili vs. Enrico Kölling

Ergebnis: In der 3. Runde kam es für Paata Aduashvili zu drei Niederschlägen, er musste mehrmals angezählt werden. Enrico Kölling gewann durch K.O.-Sieg in Runde 3 nach 2:08 Minuten.

Enrico Kölling (11 Kämpfe, 11 Siege (3. K.O.) war dies die erste Chance im Profigeschäft einen Titel zu gewinnen. Souverän gewann der 23-jägrige das Duell um die WBO Youth Meisterschaft. Sein Baustein zum Erfolg: „In der Analyse haben wir gesehen, dass mein Gegner durch Körpertreffer, besonders an der Leber, empfindlich ist. Also haben wir darauf hin gearbeitet ihn dort zu treffen“.

5. Kampf: EU Meisterschaft im Mittelgewicht, angesetzt auf 12 Runden
Emanuele Blandamura vs. Marcos Nader

Ergebnis: Titelträger Nader wurde entthront. Die Punktbewertung war 115:113 und 117:11 für Blandamura, 115:113 für Marcos Nader.

Die „Mission Titelverteidigung“ für den aus Österreich stammenden Marcos Nader (19 Kämpfe, 18 Siege (3 K.O.), 1 Unentschieden) ist trotz Spitzentrainer Otto Ramin in der Ringecke schief gegangen. Der Italienische Pflichtherausforderer Emanuele Blandamura zeigte sich aggressiv, zäh und aktiv. Zusammen lieferten die beiden den wohl zweit-spannendsten Kampf des Abends. Bis zur letzten Sekunde war alles drin.

6. Kampf: WBO Youth Meisterschaft im Supermittelgewicht, angesetzt auf 10 Runden
George Beroshvili vs. Tyron Zeuge

Ergebnis: Einstimmiges Punktergebnis mit je 100:89 für den Deutschen Profinachwuchs Tyron Zeuge.

Für den jungen und ungeschlagenen Tyron Zeuge (11 Kämpfe, 11 Siege (6. K.O.) war dieser Kampf der erste Titelgewinn. Bereits in Runde 2 kam es zum Knockdown für seinen Kontrahenten. Zeuge boxte über die vollen Runden souverän weiter, er verließ sich besonders auf seine Führungshand. Nach einstimmigem Punktsieg erhielt er den vakanten Titel um die WBO Youth Meisterschaft.

Besonderes Highlight für Zeuge: Dies war sein erster Profikampf der Live im Fernsehen übertragen wurde.

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