Die 27-jährige Susi Kentikian ist WBA-Weltmeisterin im Fliegengewicht. Von bisher 37 Profikämpfen hat sie 34 gewonnen (17 durch K.O.), 2 Niederlagen eingesteckt und eine „no contest“-Wertung.
In ihrer Karriere hat die Hamburgerin schon mehreren Boxställen angehört. Anfang 2005 unterschrieb sie einen Drei-Jahres-Vertrag beim Hamburger Boxstall Spotlight Boxing, einem Schwesterunternehmen der „Universum Box-Promotion“. Im März 2011 wechselte Kentikian zum SES-Boxstall nach Magdeburg.
Anfang September 2012 schloss sie sich dann Felix Sturms Boxpromotion in Köln an. Im April dieses Jahres verkündete sie das Ende der Zusammenarbeit mit Promoter Felix Sturm.
Boxen1.com hat mit der „Killer-Queen“ über ihren Weggang von der Sturm-Boxpromotion und ihre Zukunftspläne mit ihrer eigenen Boxpromotion gesprochen.
Boxen1: Vor diesem Interview haben wir in unserer Boxen1-Facebook-Gruppe einen Aufruf gemacht und unsere Leser konnten uns Fragen an Dich schicken. Diese werde ich im Laufe des Interviews stellen. Es gab aber auch Zuschriften, in denen darum gebeten wurde, Dir liebe Grüße und viel Mut und Erfolg für Deine neuen Wege zu übermitteln.
Susi Kentikian: Ich freue mich wirklich sehr über die netten Worte eurer Leser. Bitte richte jedem einzelnen aus, dass ich mich gefreut habe!
Gründe Susi Kentikians für Ausstieg bei Sturm
Boxen1: Warum hast Du die Sturm-Boxpromotion verlassen?
Susi Kentikian: Es gab keinen konkreten Ärger oder Streit. Mein Vertrag war zu Ende. Ich dachte wir sprechen über die Verlängerung und planen weiter. Dann hat sich aber herausgestellt, dass sie mich nicht mehr bezahlen konnten. Ein weiteres „Problem“ war, dass Felix im Fokus von allem war. Es dreht sich alles hauptsächlich um ihn. Ich will das aber eigentlich nicht weiter thematisieren und aufarbeiten.
Boxen1: Könntest Du Dir vorstellen zu Sturm zurück zu gehen wenn ein entsprechendes Angebot kommt?
Susi Kentikian: Ich habe abgeschlossen mit der Sturm-Promotion und würde für kein Geld der Welt mehr für sie boxen.
Boxen1: Welches Fazit ziehst Du aus der gemeinsamen Zusammenarbeit mit Sturm?
Susi Kentikian: Das Gute war, dass ich regelmäßig meine Kämpfe bekommen habe. Außerdem hatte ich mit Magomed Schaburow einen super Trainer zur Seite, den ich schon von meinen Universum-Zeiten her kannte und mit dem ich sehr gut zusammen gearbeitet habe. Mit den restlichen Jungs der Sturm Boxpromotion bin ich auch super ausgekommen, sie haben mich wie eine Schwester aufgenommen sind mir richtig ans Herz gewachsen. Ich habe auch heute teilweise noch Kontakt mit ihnen.
Egal wie alles gelaufen ist, ich wünsche den Sturm-Jungs inklusive Felix nur das Beste! Ich hätte mir so gewünscht, dass bei der letzten Sturm-Boxnacht alle Sturm-Boxer gewinnen. Besonders Maurice Weber hätte ich den Sieg über Jack Culcay gegönnt. Und Felix hätte ich gewünscht, dass er Fedor Chudinov bezwingt und nochmals Weltmeister wird. Ich hoffe einfach, dass es den Jungs gut geht und sie ihren Weg machen werden.
Schade ist nur, dass ich einige Zeit verloren habe und etwas hingehalten wurde, bis es bei Sturm zu Ende ging mit meinen Verhandlungen. Ich hätte in der Zeit schon vieles klären können für meine neuen Pläne.
Boxen1: Also bist Du trotz dieses Cuts sehr positiv gestimmt?
Susi Kentikian: Es ist in Ordnung wie es gelaufen ist. Ich habe wie gesagt damit abgeschlossen. Irgendwann geht ein Weg zu Ende und eine andere Türe öffnet sich. Die Zeit ist jetzt reif für etwas Neues, Besseres.
Susi Kentikian über ihre Zukunftspläne
Boxen1: Wie geht es nun weiter mit Deiner Karriere?
Susi Kentikian: Viele dachten an ein Ende meiner Karriere. Ich kann nur darüber lachen, für eine Susi Kentikian gibt es kein Karriereende! Ich fange ganz neu an und gebe Gas, ich bin jetzt nicht mehr gebunden.
Ich nehme jetzt alles selber in die Hand. Gerade als Frau ist es nicht einfach, das Boxbusiness ist heftig. Aber ich habe mich immer durchgekämpft und am Ende gewonnen. Das wird schon. Gott hat meinen Weg bestimmt, er wird besser weiter gehen als bisher. Außerdem habe ich starke Leute hinter mir und an meiner Seite die mich unterstützen. Ich bin jetzt meine eigene Promoterin und nehme auch Boxer unter Vertrag.
Mit meinem neuen Plan hat keiner gerechnet oder geglaubt dass ich dazu fähig bin. Jetzt habe ich eine bessere Plattform für mich selbst und kann zudem noch andere Boxer unterstützen. Es wird auch TV-Übertragungen von dem Kämpfen geben.
Ein genaues Kampfdatum steht noch nicht fest, dies wird noch geklärt und dann verkündet. Meinen Gürtel muss ich bis zum 8. November verteidigen.
Boxen1: Mit wem trainierst du?
Susi Kentikian: Seit meiner Trennung vom Sturm-Boxstall halte ich mich selbstverständlich sportlich fit. Ich hätte gerne meinen langjährigen Trainer Magomed Schaburow behalten. Aber das geht ja leider nicht, da er im Sturm-Boxstall tätig ist. Ich arbeite jetzt mit meinem ehemaligen Amateur-Trainer Frank Ried. Er hat mich damals groß gemacht und mich zur Profiboxerin geformt. Mein Profitrainer wird Arthur Gregorian sein, der dann im Ring in meiner Ecke steht.
Boxen1: Wer gehört sonst noch zu deinem Team?
Susi Kentikian: Ich bin sehr stolz auf mein neues Team, ich arbeite mit sehr guten und echten Profis zusammen. Es fehlen noch ein paar Details bis ich das Ganze offiziell verkünden kann. Ich werde Euch dann auf dem Laufenden halten.
Zurück in die Heimat
Boxen1: Wo ist Dein neuer Lebensmittelpunkt seitdem Du Köln verlassen hast?
Susi Kentikian: Ich bin wieder in meine Heimat Hamburg zurückgezogen. Ich lebe und trainiere dort.
Perspektive für das Frauenboxen
Boxen1: Wie schätzt Du die derzeitige Lage im Frauenboxen ein?
Susi Kentikian: Im Frauenboxen ist leider nicht viel los. Es wird Zeit für meine Veranstaltung und meine Rückkehr in den Ring. Es muss weiter gehen im Frauenboxen. Nicht mehr lange, dann geht´s da wieder rund und dieser Sport bekommt wieder mehr Aufmerksamkeit. Ich werde auch Frauen unter Vertrag nehmen und somit weibliche Sportlerinnen unterstützen.
Vielen Dank an Susi Kentikian für das freundliche Interview mit Boxen1.com!