BOX-OUT: Diese Lehrlinge sind schon Meister

Ein Bericht von Wolfgang Weggen

Da würde sich jeder Chef freuen, wenn er ein so lernwilliges, ehrgeiziges und schlagstarkes „Lehrlings-Trio“ in seiner Firma hätte…

BOX-OUT-Geschäftsführer Christian Görisch ist der Glückliche, der mit Leyla Horn (19), Cihan Ince (18) und Chatschik Abramov (19) gleichzeitig drei Box-Asse und Auszubildende in seinem gemeinnützigen Verein unter den Fittichen hat.

„Mir macht die Arbeit hier Riesenspaß,“ sagt Leyla, die Deutsche Jugendmeisterin 2012, „ich kann den Jugendlichen Vorbild sein, ihnen den richtigen Weg zeigen“. „Feder“ Leyla, die für den BC Hanseat boxt (22 Kämpfe), befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr zur Sport- und Fitness-Kauffrau. „Aber auch alles, was mit Pädagogik zusammenhängt, hauptsächlich die Trainerarbeit an den Schulen interessiert mich, da setze ich mich voll ein, da will ich etwas erreichen. Ich will Vorbild sein und auch ein Zeichen gegen Gewalt setzen“. Drei Mal pro Woche trainiert sie in ihrem Klub, drei Mal bei BOX-OUT. Ihr großes Ziel: „Ich träume davon, Weltmeisterin zu werden – zumindest möchte ich es schaffen, bei einer WM zu starten“.

Ganz konkrete sportliche Ziele hat auch Cihan Ince, der für die Nordschmiede in den Ring steigt (33 Kämpfe – 25 Siege). Der Vizemeister 2013 der U21: „Ganz klar, ich bin 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei“. Und dafür ist das 1,83 Meter große Leichtgewicht („ich werde sicher mal ein starker Mittelgewichtler“) auch bereit, schwer ranzuklotzen. Zurzeit sortiert Cihan, der nach wie vor von seinem Vater trainiert wird („er ist mein großes Vorbild – als Boxer und als Mensch“) die Angebote aus der 2. Bundesliga.

Erst mit 15 Jahren fing Cihan mit der Boxerei an. „Vorher habe ich Fußball gespielt“. Das letzte Jahr verbrachte das große Talent im Leistungszentrum Schwerin bei Michael Timm, wohnte dort im Internat. Warum jetzt nicht mehr, Cihan? „Ich habe einfach meine Familie zu sehr vermisst, deshalb bin ich nach Hamburg zurückgekommen“.

Doch nicht nur im Boxring strotzt Cihan vor Ehrgeiz. Er will es auch im Beruf weit bringen. „Als Einstiegsqualifikant bei BOX-OUT werde ich den Realschulabschluss nachholen und mich gleichzeitig zum Fitness-Kaufmann und im Rahmen des 10-Plus-Programms zum sozialpädagogischen Assistenten ausbilden lassen. Weiterbilden, das ist wichtig. denn ohne Bildung bist du heute eine Null“. Bedeutet: Montags und Dienstags geht Cihan zur Schule „Auf der Veddel“, an den anderen Tagen wird geboxt.

Den gleichen Weg will Chatschik Abramov gehen, der aber weiterhin für seinen Klub in Elmshorn in den Ring steigen wird (74 Kämpfe – 56 Siege). Zweimal war der 19-Jährige bereits Internationaler Deutscher Meister (Jugend und Kadetten), 2012 belegte er bei der U21 den 2. Platz. Für Wismar schlug er in der 2. Liga zu, jetzt wird er zu einem anderen Liga-Verein wechseln. Wie Cihan Ince hat der gebürtige Armenier ein großes Ziel vor Augen. „Ich will bei Olympia starten, möglichst schon 2016 in Rio“!

In Brasilien würde der selbstbewusste Leichtgewichtler („ich bin auch ein guter Samba-Tänzer, der Star in der Disco“), der seit 2005 „geduldet“ in Deutschland lebt, dann auch als Deutscher in den Ring steigen. Chatschek: „Seitens der Behörde habe ich die Zusage, dass ich noch in diesem Jahr einen deutschen Pass bekomme“.

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