Nachbericht Boxen Bundesliga Motor Babelsberg – Nordhäuser SV

Mannschaftsbild / Foto: Ulrich Friebel

Vize-Titel in diesem Jahr Gold wert: Ersatzgeschwächte Nordhäuser in Babelsberg geschlagen

Autor: Johann Reinhardt / Foto: Ulrich Friebel

Der letzte Auswärtskampf bei Tabellenführer Motor Babelsberg war die erwartet schwere Aufgabe für die Bundesliga-Boxer des Nordhäuser SV. Zwar verlor man ersatzgeschwächt das entscheidende Duell um den Meistertitel deutlich mit 7:14, feierte nach dem Gewinn im Vorjahr nach 2011/12 und 2012/13 aber die dritte Vize-Meisterschaft. „Nach den Abstellungen, Verletzungen und Verstärkungen der anderen Teams haben wir das optimale aus der Saison herausgeholt und unseren Fans in eigener Halle wieder tolle Kämpfe geliefert“, freut sich NSV-Manager Michael Döring trotz der verpassten Titelverteidigung. Kritik gab es derweil für die Kamprichter-Ansetzung in Babelsberg. „Man hätte denken können, dass der Kampf schon vor Beginn, egal mit welcher Mannschaft wir antreten, in eine Richtung gelenkt werden sollte“, kritisiert Döring die Entscheidung.

Niederländische Kampfrichter sorgen bei NSV-Verantwortlichen für Kopfschütteln

Schon vor Beginn war für Zündstoff gesorgt: Mit Enrico La Cruz, Max van der Pas und Peter Mullenberg  kamen drei der sieben Babelsberger Boxer aus den Niederlanden, zudem ist auch Nationaltrainer Hennie van Bemmel bekanntermaßen als Co-Trainer im Bundesliga-Team der brandenburgischen Landeshauptstadt tätig. Eigentlich wurde mit einer neutralen Besetzung der vier Punktrichter gerechnet, doch schon vor einigen Wochen gab Supervisor Erich Dreke, mit der obersten Veranstaltungsaufsicht ausgestattet, bekannt, dass diese ebenfalls aus den Niederlanden kommen. „In allen anderen Sportarten schafft man es neutrale Schiedsrichter einzusetzen, nur im entscheidenden Duell um die Meisterschaft im Boxen, indem vorher bekannt ist dass einige Niederländer im Kader sind, wählt man deren Landsleute als Kampfrichter“, wundert sich Nordhausens Mannschaftsleiter Döring. Dreke argumentierte hingegen mit dem Willen der Fairness, ein internationales Kampfgericht zu stellen. „Am kommenden Wochenende startet das europäische Olympia-Qualifikationsturnier, bei dem auch die drei Niederländer dabei sind. Wir haben deshalb nicht damit gerechnet, dass sie heute ebenfalls kämpfen. Eigentlich war die Voraussetzung, dass sie hier nicht an den Start gehen“, erklärt der Vizepräsident des Deutschen Boxsport-Verbandes. Dass, wie in Prag, keine neutralen österreichischen Kampfrichter gewählt wurden, begründete Dreke mit „dem langen Anreiseweg“ aus der Alpenrepublik.

Trotz großem Kampf: Nordhäuser Septett diesmal chancenlos

Im Ring war diesmal schnell klar, dass es für die NSV-Riege schwer werden würde, etwas zählbares oder gar die Meisterschaft mit nachhause zu bringen. Nachdem sich der in Weimar trainierende Alan Digidov in einem beherzten Auftritt mit Atdhe Gashi dem Olympiateilnehmer des Jahres 2012 geschlagen geben musste, verloren auch Radomir Obrusniak und Viktor Galos ihre Kämpfe, sodass die Nordthüringer mit einem 7:10 Rückstand in die Halbzeitpause gingen. In Person von Abass Baraou gegen Slawa Kerber nutzten die Babelsberger schon ihren ersten Matchball, um den Mannschaftssieg und die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte perfekt zu machen. „Heute haben sie verdient gewonnen. Selbst wenn bei ihnen einer ausfällt, können sie ihn adäquat ersetzen. Bei uns merkte man das Fehlen von Balázs Bacskai, Denis Radovan und Leon Bunn gegen solch international erfahrene und abgebrühte Boxer“, bilanziert Michael Döring. Während sich in den drei noch ausstehenden Gewichtsklassen auch Ibrahima Diallo und Vladimir Ivanov gegen den extra für dieses Duell eingeflogenen Europameister Filip Hrgovic aus Kroatien geschlagen geben mussten, sah es im vorletzten Kampf des Abends zwischen Ibragim Bazuev und dem Niederländer Peter Mullenberg lange so aus, als könnte Bazuev den Ehrenpunkt für den NSV holen. „In den ersten beiden Runden war er für mich der bessere, hat aus der Distanz klarere Treffer gesetzt. Erst in der dritten Runde und einer streitbaren Verwarnung gab er den Sieg noch ab“, zeigt sich Michael Döring etwas unzufrieden mit dem Verlauf des Kampfes.

Vize-Titel in diesem Jahr Gold wert – Manager Döring bringt „Transferfenster“ ins Spiel

„Trotz der Niederlage muss ich unseren Boxern erneut ein großes Kompliment machen, denn jeder ging heute noch mal an seine Grenzen und hat bis zum Ende gekämpft. Auch der Vize-Meistertitel ist in diesem Jahr Gold wert“, lobt Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling seine Mannen. „Wir haben die ganze Saison fast komplett auf unseren Kader des Vorjahres vertraut, während Hannover kurz vor dem Kampf gegen uns drei Iren einfliegen lässt oder Babelsberg extra den kroatischen Europameister im Superschwergewicht verpflichtet. Unsere Philosophie ist es jüngere Sportler weiter zu entwickeln und nicht nur fertige einzukaufen, natürlich kann dann mal ein schwächerer Kampf dabei sein und wir geben dem Athleten trotzdem wieder die Chance sich zu zeigen. Balázs Bacskai oder Leon Bunn, heute einer der deutschen Hoffnungsträger im Halbschwergewicht, boxen beide bereits seit Jahren für uns“, ergänzt Döring, der gleichzeitig ein Transferfenster für Verpflichtungen ähnlich wie im Fußball ins Spiel bringt. „Dann wäre es natürlich noch wichtiger, dass man mit seinen Verpflichtungen zu Saisonbeginn am Ende ein glückliches Händchen hat“, stellt Nordhausens Mannschaftsleiter die Herausforderung der Idee dar. Ob es mit der Bundesliga auch im kommenden Jahr weiter geht und welche Teams dann daran beteiligt sind, entscheidet sich wohl erst im August oder September diesen Jahres nach den Olympischen Spielen: „Nun steht für uns erst mal die sportliche und organisatorische Auswertung der vergangenen Wochen im Vordergrund. Ein großer Dank geht auf jeden Fall an unsere Sponsoren, denn ohne sie wäre ein solches Unterfangen erneut nicht möglich gewesen.“

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