Der Vorschlag von Turki Alalshikh bringt die Boxwelt zum diskutieren.
Es gibt Aufregung um das Flüstern darüber, was die Saudis da planen: Das Boxen weltweit zu konsolidieren. Aber es gibt auch Fragen.
In Anbetracht dessen, was Turki Alalshikh, Vorsitzender der General Entertainment Authority des Königreichs Saudi-Arabien, erreicht hat, indem er die erste unbestrittene Schwergewichts-Weltmeisterschaft seit einer ganzen Generation inszenierte, wobei er rivalisierende Promoter zur Zusammenarbeit gebracht und in seinem neuesten Projekt eine gestapelte FightCard in Los Angeles, USA, auf die Beine gestellt hat, ist der Optimismus von Medienberichten vom vergangenen Montag, dass sich eine neue Welt-Boxliga in der Erkundungsphase befindet, inzwischen hart diskutiert.
Wie genau diese Liga existieren würde, ist unbekannt – würde sie Boxen im UFC-Modell präsentieren oder Turniere über verschiedene Gewichtsklassen hinweg organisieren? Der Eifer, es herauszufinden, ist spürbar.
„Bisher war das, was Turki Alalshikh zum Boxen gebracht hat, fantastisch“, sagte Chris Algieri in der Mittwochsepisode von „Deep Waters“ von ProBox TV. „Der Sport war auf einem Allzeithoch, mit einigen großartigen Kämpfen in den unteren Klassen, und dann ist Turki hereingekommen und hat die Schwergewichtsklasse wieder heiß gemacht. Wirklich heiß“.
Algieri wiederholte das Axiom, dass Boxen nur so gesund ist wie es die Schwergewichtsklasse ist.
„Jetzt ist es von oben nach unten gesund und wir bekommen einige dieser Ideen, diese frischen Gedanken“, sagte der ehemalige Leichtgewichts-Weltmeister Algieri.
Wie zuerst vom Nachrichtendienst Reuters berichtet wurde, erwägt Saudi-Arabien eine Multi-Milliarden-Dollar-Investition, die eine Allianz von Veranstaltern bilden soll und sie als Interessengruppen zusammenhalten würde, während diese dann versucht, eine Reihe von Kämpfen auf Weltmeisterschaftsebene zu inszenieren, die zuvor durch Promoter- oder Rundfunkbindungen verweigert wurden, oder auch durch die Einmischung von Weltverbänden nicht sanktioniert wurden.
Trotz alledem fragen sich die erfahrenen Boxer, wie sich eine Allianz, die sich wie ein Monopol anfühlt, entwickeln würde.
„Als dies zum ersten Mal aufkam – ich bin ein Boxfan, pessimistisch – und ich dachte an all die schlechten Dinge, die eine Macht im Boxsport absolut korrumpiert“, sagte Algieri. „Aber dann fing ich an, an all die guten Dinge zu denken“.
Die Frage, wie dieses Konzept eingeführt werden kann, bleibt zu dieser Stunde schwer fassbar, aber es würde Elemente wie eine globale Kommission zur Gewährleistung der Gesundheit und Sicherheit der Boxer und ganzjährige Drogentests vorsehen.
Malignaggi ist kein Fan der „Fantasy-Kämpfe“, die Alalshikh erwähnt hat, wie z.B. der Super-Mittelgewichts-Champion Saul „Canelo“ Alvarez, der vorhat gegen den unbestrittenen Weltergewichts-Champion Terence Crawford zu kämpfen.
Wenn eine Möglichkeit darin besteht, ein Turnier mit mehreren bestehenden Champions zu veranstalten – z.B. im Leichtgewicht – tragen vier der Boxer Weltmeistertitelgürtel – schlägt Malignaggi vor, die Champions zu säen und die verbleibende Klammer mit jungen Anwärtern zu füllen, die dort von qualifizierten Beratern platziert werden.
„Ich möchte nicht, dass die gleichen acht Jungs kämpfen“, sagte Malignaggi. „Ich möchte sehen, wie der ungeschlagener Drei-Gewichtsklassen-Champion Shakur Stevenson gegen den Top-Champion kämpft. Wenn dies passieren soll, muss es richtig geführt werden. Das Potenzial ist phänomenal“.
Ein ganz interessanter Aspekt dabei ist auch die Frage: „Werden denn dann die vier oder fünf großen Weltverbände (WBA, WBO, WBS, IBF und IBO) eigentlich noch gebraucht? Denn sollte es dann eine Weltboxliga a la UFC geben, wird diese ganz sicher auch ihre eigenen unbestrittenen WM-Titel vergeben und dieses Titelwirrwar der einzelnen Weltverbände entwirren.
Hier nur einmal ein Beispiel welche Titel alleine die WBC zur Zeit vergibt:
- Baltischer Meister (WBC Baltic Champion)
- Baltischer Silber-Meister (WBC Baltic Silver Champion)
- Internationaler Meister (WBC International Champion)
- Internationaler Silber-Meister (WBC International Silver Champion)
- Lateinamerikanischer Meister (WBC Latino Champion)
- Mittelmeer-Meister (WBC Mediterranean Champion)
- Hispanoamerikanischer Meister (WBC Mundo Hispano Champion)
- Silber-Meister (WBC Silver Champion)
- Jugendweltmeister (WBC Youth World Champion)
- Jugend-Silber-Meister (WBC Youth Silver Champion)
- Interkontinentaler Jugendmeister (WBC Youth Intercontinental Champion)
- Kontinentaler Amerika-Meister (WBC Continental Americas Champion)
- Europäisch-asiatischer Pazifik-Meister (WBC Eurasia Pacific Boxing Council Champion)
- US-amerikanischer Meister (WBC United States Champion) (USNBC)
- US-amerikanischer Silber-Meister (WBC United States Silver Champion) (USNBC)
- Weltmeister (WBC World Champion)
- Asiatischer Meister (WBC Asian Boxing Council Champion)
- Asiatischer Silber-Meister (WBC Asian Boxing Council Silver Champion)
- Kontinentaler Asienmeister (WBC Asian Boxing Council Continental Champion)
- Fecombox-Meister (WBC FECOMBOX Champion)
Diese Titelflut, die erstrangig nur den Einnahmen des jeweiligen Boxverbandes dient, kann man nun mal mit vier oder fünf multiplizieren (je nachdem ob man die IBO mit ins Boot nimmt), dann hat man ingesamt ca. 100 Titel, die alleine bei den großen Weltverbänden im Angebot sind. Nur um alleine diese Titelflut einzudämmen, so dass es künftig nur einen einzigen Weltmeister in einer Gewichtsklasse gibt, dafür wäre eine Boxing-Weltliga eine gute Sache.
Hoffen wir, dass seine Excellence Turki Alalshikh, Vorsitzender der General Entertainment Authority des Königreichs Saudi-Arabien, seine Idee bald umsetzt, dies wäre nicht nur ein Gewinn für alle Boxer weltweit, sondern das größte Geschenk für alle Boxfans auf der Welt.