Weltrekord verhindert! Jessica McCaskill entthront Cecilia Braekhus

Ed Mulholland/Matchroom Boxing

In Tulsa, Oklahoma schickte sich Cecilia Brakehus an, einen 72 Jahre alten Rekord von Joe Louis zu brechen. Diese Mission scheiterte jedoch. 

„McCaskilla“ unnachgiebig

In den Straßen von Tulsa sollte am Samstagabend Geschichte geschrieben werden. 25 erfolgreiche Titelverteidigungen waren Cecilia Braekhus (36-1-0, 9 KOs) – der Undisputed Championesse im Weltergewicht – in einem Zeitraum von 11 Jahren hintereinander gelungen. Für viele war sie u.a. deswegen die „Pound for Pound“ beste Boxerin der Welt in den letzten Jahren. Gegen die Weltmeisterin im Super-Leichtgewicht, Jessica McCaskill (9-2-0, 3 KOs), ging die Norwegerin als Favoritin ins Rennen. 

All das Vorgeplänkel besaß ab dem Moment jedoch keine Relevanz mehr, als die Protagonistinnen im Ring standen und der Gong ertönte. McCaskill ging nämlich von der ersten Sekunde an nach vorne und zeigte sich äußerst bemüht, die begabte Distanzboxerin Braekhus nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Diese Strategie schien auch Früchte zu tragen, denn die Titelverteidigerin ließ sich auf die ruppige Gangart ein. So entstand schon in der Anfangsphase ein physisch intensives Duell im Infight.

Dort konnte Braekhus ihre Stärken nicht voll ausspielen und machte vor allem mit McCaskills kurzem linken Haken Bekanntschaft. Trotzdem waren die Aktionen der US-Amerikanerin eher von der der Sorte „Quantität statt Qualität“ – viele Hände trafen lediglich die Unterarme und Ellenbogen. Demnach war die erste Hälfte dieses auf 10 Runden angesetzten Gefechts trotz alle dem ein enges Unterfangen. Es kam also darauf an, wer fortan das Geschehen an sich reißen würde.

Faires Urteil?

Braekhus musste nun Anpassungen vornehmen, um sich klar absetzen zu können. Insbesondere ab der siebten Runde besann sie sich auf ihre Stärken, indem sie sich beweglicher auf den Beinen zeigte und mit schnellen Geraden punktete. So kontrollierte sie die Distanz, während McCaskill deutlich weniger Zugriff bekam. Erst in der letzten Runde legte auch Braekhus nochmal volle Power in ihre Aktionen, wohl in dem Wissen, dass dies eine enge Angelegenheit auf den Punktzetteln sein könnte.

Nun stand der Moment der Verkündung an. Der Moment, der über Boxgeschichte entscheiden sollte. Eine Punktrichterin sah den Kampf unentschieden, was zu einer erfolgreichen Titelverteidigung für Braekhus hätte beitragen können. Die anderen Offiziellen überstimmten sie jedoch und werteten mit 97-93 bzw. 97-94 für McCaskill, die ihr Glück kaum fassen konnte. Sie war es, die an diesem Abend Geschichte schreiben konnte: Die 35-Jährige ist nun die erste Frau, die Cecilia Braekhus bezwingen konnte. 

Mit allen WM-Titel im Weltergewicht ausgestattet, stehen ihr nun vielerlei Optionen offen. Aufgrund des nicht unumstritten Urteils könnte es sowohl ein Rematch geben als auch zu einem Aufeinandertreffen mit Katie Taylor oder Delfine Persoon kommen. Diese beiden werde nächste Woche erneut gegeneinander in den Ring steigen.

Madrimov knockt Walker aus – und dann doch nicht! 

8 Runden lang war es für Shootingstar Israil Madrimov (6-0-0, 5 KOs) der mit Abstand schwerste Kampf seiner Profikarriere. Gegner Eric Walker (20-3-0, 9 KOs) was absolut auf Augenhöhe mit dem usbekischen Super-Weltergewichtler und hatte durchaus die Gelegenheit, hier für eine dicke Überraschung zu sorgen. Dann kam jedoch der neunte Durchgang – und hier wurde es kontrovers. Madrimov erwischte den im Rückwärtsgang agierenden Walker mit einem eingesprungenen linken Haken und erzielte einen schweren Niederschlag. Walker war kampfunfähig und hätte ausgezählt werden müssen. Ringrichter Gary Ritter wertete den leichten Kontakt von Madrimovs Schulter mit Walkers Bauch allerdings als Foul und gab dem US-Amerikaner 5 Minuten Zeit, um sich zu erholen.

Ed Mulholland/Matchroom Boxing

Eine schier unglaubliche Fehlentscheidung, die sich keiner so recht erklären konnte. Walker nutze seine Zeit und stellte sich dem Kampf – ihm konnte man keinen Vorwurf machen. Darüber hinaus zeigte er nun seinen unglaublichen Willen, hier nicht (ein zweites Mal) ausgeknockt zu werden. Madrimov hingegen wollte um jeden Preis Schluss machen, war dabei aber etwas zu aggressiv. Ein Tiefschlag brachte ihm in der zwölften Runde einen Punktabzug ein, den er aber durch einen kurz darauf erzielten Niederschlag egalisierte. 

Madrimov wurde am Ende dieses kuriosen Gefecht zum einstimmigen Sieger erklärt und ist nun Pflichtherausforderer der WBA. 

Die restlichen Ergebnisse der Undercard:

Super-Leichtgewicht – Shakhram Giyasov besiege Winston Campos durch KO in der dritten Runde

Federgewicht – Raymond Ford besiegte Eric Manriquez einstimmig nach Punkten 

Mittelgewicht – Nikita Ababiy besiegte Jarvis Williams einstimmig nach Punkten 

4.6/5 - (8 votes)