
Am 7. November fordert Supermittelgewichtler Petro Ivanov in Montreal den IBO-Weltmeister Osleys Iglesias heraus. Vor seiner Abreise sprach der Ukrainer mit Boxen1 über seinen ersten großen Kampf in Übersee.
Petro Ivanov vor Titelkampf in Kanada: „Ich glaube, dass ich Iglesias schlagen kann.“
Petro Ivanov steht vor der wohl größten Chance seiner bisherigen Karriere. Am 7. November kämpft der 28-jährige in Montreal um die IBO-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht (18-0-2, 13 KOs). Sein Gegner, der kubanische Titelträger Osleys Iglesias (12-0-0, 11 KOs), gilt als technisch versiert und enorm schlagstark. Viele Fans und Experten sehen ihn daher als kommenden Superstar. Weshalb Ivanov der Auseinandersetzung dennoch zuversichtlich entgegenblickt, hat er Boxen1 vor seinem Abflug nach Kanada im Interview verraten.
Boxen1: Hi Petro, erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst. Du stehst vor dem wahrscheinlich größten Kampf deiner Karriere – in knapp zwei Wochen geht es in Montreal gegen den Kubaner Osleys Iglesias um die IBO-WM im Supermittelgewicht. Deine letzten Kämpfe hast du allesamt auf Veranstaltungen in Deutschland bestritten. Wie kam es jetzt zu diesem Auswärtskampf in Kanada?
Petro Ivanov: Ich arbeite seit einiger Zeit mit meinem Manager Jürgen Hengherr zusammen. Vor rund einem Monat kam dann noch Benny Blanko dazu, und er vermittelte mir die Möglichkeit, um diese WM zu kämpfen. Mein Trainer Dominik Junge, mit dem ich seit einem Jahr trainiere, unterstützt mich dabei und steht hinter mir.
Boxen1: Dein Gegner, Osleys Iglesias, gilt für viele Fans und Experten als der kommende Mann im Supermittelgewicht. Er ist in 12 Kämpfen ungeschlagen und hat 11 seiner Gegner vorzeitig bezwungen, darunter auch deine ehemaligen Fächersport-Kollegen Evgeny Shvedenko und Andrii Velikovskyi. Man hört, dass er selbst von einigen Top-Leuten gemieden wird. Wieso hast du trotzdem nicht gezögert, den Kampf anzunehmen?
Petro Ivanov: Weil es um eine Weltmeisterschaft geht. Ich glaube jeder Profiboxer träumt davon, irgendwann diese Möglichkeit zu kriegen und um einen WM-Titel zu kämpfen. Außerdem – wenn man an der Spitze stehen will, muss man akzeptieren, dass alle Jungs, die in den Top 15 sind, stark sind. Da oben ist die Luft dünn. Ich denke, wir haben beide die Möglichkeit, den Kampf zu gewinnen. Ich sehe das als einen 50:50-Fight. Das ist Boxen, da kann alles passieren. Natürlich, der Gegner ist ziemlich stark. Er hat Schlagkraft und technisch ist er auch gut. Aber er hat noch nie gegen jemanden wie mich gekämpft. Ich habe einen etwas anderen Stil und gehe davon aus, dass wir den Kampf gewinnen können.
Boxen1: Natürlich ohne zu viel zu verraten – hast du dich denn speziell auf deinen Gegner vorbereitet?
Petro Ivanov: (lacht) Mein Trainer und ich haben uns eine Taktik zurechtgelegt. Daran arbeiten wir, zum Beispiel probieren wir genaue Kombinationen an den Pratzen. Und während des Kampfes werden wir versuchen, diese Taktik umzusetzen.
Boxen1: Ihr habt beide einen deutschen Trainer und ein deutsches Management. Trotzdem findet der Kampf in Kanada statt und Osleys ist so etwas wie der Heimkämpfer, weil er beim Veranstalter „Eye of the Tiger“ unter Vertrag steht. Hat diese Konstellation Einfluss auf deine Herangehensweise?
Petro Ivanov: Ich finde es eigentlich sogar besser, in Kanada zu boxen und mich dort als Kämpfer zu präsentieren. In Kanada, den USA oder Saudi-Arabien ist das Boxen derzeit populärer als in Deutschland, und durch diesen Kampf kann ich mehr internationale Aufmerksamkeit bekommen.
Boxen1: Also siehst du dich eher auf der internationalen Bühne, anstatt hier im deutschen Boxen ein wenig Aufbauhilfe zu leisten?
Petro Ivanov: Ich glaube ja. Ich habe mehr als vier Jahre in Deutschland gekämpft. Deswegen finde ich es sehr gut, dass ich mich jetzt auswärts präsentieren kann.
Boxen1: In deiner Gewichtsklasse gab es am vergangenen Wochenende einen WM-Kampf auf deutschem Boden – der AGON-Boxer William Scull hat gegen Vladimir Shishkin den IBF-Gürtel geholt. Natürlich hast du jetzt erstmal einen anderen Kubaner vor der Brust. Aber wärst du grundsätzlich an einem Kampf gegen Scull interessiert?
Petro Ivanov: Ich habe den Kampf gesehen. William Scull hat gewonnen und ich gratuliere ihm zum Sieg. Natürlich wäre er ein sehr guter nächster Gegner, und wahrscheinlich könnten wir den Kampf sogar in Deutschland auf die Beine stellen. Aber wir müssen zuerst den Kampf gegen Iglesias gewinnen. Danach können wir gucken, wie es weitergeht.
Boxen1: Du bist jetzt seit rund fünf Jahren in Deutschland, trainierst hier und sprichst die Sprache sehr gut. Ist Deutschland mittlerweile nicht nur sportlich, sondern auch privat ein bisschen deine zweite Heimat geworden?
Petro Ivanov: Ich würde sagen, ja. Ich beherrsche mittlerweile die deutsche Sprache und kann mich gut mit anderen Leuten unterhalten. Ich habe mich auch schon ein bisschen an die deutsche Mentalität und die Regeln gewöhnt. Ich finde das Leben in Deutschland super und fühle mich wohl. Außerdem habe ich in Deutschland so viele nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt. Ich habe hier immer Unterstützung gehabt, egal ob es um die Arbeit, das Training oder andere Dinge ging. An dieser Stelle möchte ich mich insbesondere bei meinem Sponsor DYNAMIKPLUS bedanken, der mir für das Training den Rücken frei hält.
Boxen1: Jetzt sind es noch rund anderthalb Wochen bis zum Kampf. Wie sehen die Tage bis dahin aus?
Petro Ivanov: Wir haben diese Woche die letzten Sparringseinheiten gemacht. Jetzt bleibt nur noch, ein bisschen Gewicht abzunehmen und das war‘s.
Boxen1: Und zum Schluss: Wie geht der Kampf aus, was ist deine Prognose?
Petro Ivanov: Auf jeden Fall wird dieser Kampf schwer, aber machbar, und ich glaube, dass ich gegen Iglesias gewinnen kann. Ich habe schon einmal einen ähnlichen Kampf gehabt. Das war mein erster Titelkampf. Ich habe damals in Frankreich um die WBC-Juniorenweltmeisterschaft gekämpft. Der Gegner, Louis Toutin, hatte damals auch keine Niederlage in zwölf Kämpfen, elf davon hatte er durch KO beendet. Aber ich habe durchgezogen und den Kampf gewonnen. Und ich denke, in diesem Fall wird es genauso aussehen.
Boxen1: Dann vielen Dank für deine Zeit und alles Gute!
Petro Ivanov: Vielen Dank für das Interview!
Bleib zuhause junge.