Das Interview mit Artem Harutyunyan
Artem Harutyunyan (GER)
© Torsten Helmke
Boxen1: Hallo, Artem. Am Samstag steht der große Weltmeisterschaftskampf gegen Shakur Stevenson an. Wie fühlst du dich?
Du bist ja schon seit einigen Wochen in den USA, um dich zu akklimatisieren. Beschreibe bitte, wie die Vorbereitung verlaufen ist.
Für die Vorbereitung auf den bevorstehenden Kampf bin ich mit meinem Team extra einen Monat zuvor nach Las Vegas geflogen, um diese in den Staaten zu absolvieren. Sie ist super verlaufen. Ich habe viel Sparring gemacht, sehr gut trainiert und mich an das Wetter sowie die Zeitverschiebung angepasst. Es ist so, als wäre ich hier daheim.
Die USA sind dir nicht unbekannt. Im vergangenen Jahr hast du schon in Las Vegas gegen Frank Martin gekämpft. Wie sehr hilft dir dieser Erfahrungsschatz?
Da ich letztes Jahr schon in Amerika war und gegen Frank Martin gekämpft habe, konnte ich dadurch viele Erfahrungen sammeln. Nicht nur boxerisch, sondern ich habe auch die Denkweise und Mentalität der Amerikaner kennengelernt.
Ich habe dadurch sehr viel Erfahrung gewonnen und viele Boxexperten von mir überzeugen können
v.l.: Robert Harutyunyan, Artem Harutyunyan (GER), Marlon Esteban und Artur Grigorian
© Torsten Helmke
Auch wenn du den Kampf gegen Martin nicht gewonnen hast, so hat dir dieser Kampf eine Menge an internationaler Reputation eingebracht. Wie bewertest du rückblickend deine Leistung?
Bei meinem Kampf gegen Frank Martin haben die Punktrichter gegen mich entschieden. Jedoch bedeutet eine Punktniederlage auf dem Papier nicht, dass ich unbedingt verloren habe. Ich habe dadurch sehr viel Erfahrung gewonnen und viele Boxexperten von mir überzeugen können. Dieser Umstand hat mir viele Türen in Amerika geöffnet.
Martin gilt als technisch starker Mover, was man sicherlich auch über Stevenson sagen kann. Wie vergleichbar sind die beiden Herausforderungen?
Es ist schwierig, zwei unterschiedliche Boxer miteinander zu vergleichen. Natürlich gibt es Ähnlichkeiten zwischen Frank Martin und Shakur Stevenson, jedoch sind es zwei individuell unterschiedliche Boxer. Beide sind Rechtsausleger, aber im Großen und Ganzen kann man sie nicht vergleichen. Shakur Stevenson ist amtierender Weltmeister und die Nummer 1 in der Gewichtsklasse, während Frank Martin ein aufstrebender junger Boxer ist, der seine Ziele verfolgt und die jüngste WM-Chance leider verpasst hat.
Wenn man sich die statistischen Zahlen anschaut, dann gehört Stevenson in vielen Kategorien zur Elite bezüglich Defensive und Präzision. Was sind deiner Meinung nach seine größten Stärken?
In meiner Gewichtsklasse gibt es einige Superstarboxer, und Shakur Stevenson gehört zur Crème de la Crème. Er ist ein Topfavorit in Amerika und allgemein auf der Welt. Seine größte Stärke ist der Mut, dass er sich getraut hat, mit mir in den Ring zu steigen.
Ich werde den Kampf bestimmen, vom Anfang bis zum Ende, immer mehr Druck aufbauen und meine Schläge platzieren, um Weltmeister zu werden!
Shakur Stevenson (USA, l.) und Artem Harutyunyan (GER)
© Torsten Helmke
Was wird am Samstag nötig sein von dir, damit du neuer WBC-Weltmeister wirst – welche Stärken, über die du verfügst, musst du ausspielen, um siegreich zu sein?
Um WBC-Weltmeister zu werden, muss ich so sein, wie ich bin – und auch so bleiben. Ich darf mich nicht einschüchtern lassen und Shakur Stevenson keine Möglichkeit geben, sich zu entfalten. Ich werde den Kampf bestimmen, vom Anfang bis zum Ende, immer mehr Druck aufbauen und meine Schläge platzieren, um Weltmeister zu werden!
Mit Artur Grigoryan hast du einen ehemaligen Leichtgewichts-Weltmeister als Trainer, der im vergangenen Jahr nicht dabei sein konnte. Wie sehr kann seine Anwesenheit als X-Faktor fungieren?
Ich bin froh darüber, dass ich einen Weltklasse-Boxtrainer wie Artur Grigoryan an meiner Seite habe. Wir sind seit vielen Jahren unzertrennlich. Wir trainieren jeden Tag zusammen und er kennt meine Stärken und Schwächen. Seine Anwesenheit bei meinem Kampf gibt mir zusätzlich mehr Kraft.
Lasst uns gemeinsam diese Reise antreten, damit wir allen zeigen können, dass ich nicht alleine kämpfe. Wir kämpfen gemeinsam und können den WBC-Titel nach Hause holen!
Max Schmeling hat vor über 90 Jahren als letzter Deutscher in den USA einen WM-Kampf gewonnen. Wie sehr spornt dich auch dieser historische Kontext an, etwas Großes zu schaffen?
Es ist eine lange Zeit vergangen, seit Max Schmeling in den USA einen WM-Kampf gewonnen hat. Es ist an der Zeit, dass ein Deutscher, wie ich, den WM-Titel aus Amerika nach Deutschland holt. Dieses Ziel habe ich mir für diesen Kampf fest vorgenommen.
Du hast Deutschland sehr erfolgreich bei den Olympischen Spielen in Brasilien repräsentiert und eine Medaille gewonnen. Du verstehst Dich wohl auch als deutscher Repräsentant am Samstag, oder?
Es ist Zeit, das deutsche Boxen wieder auf die Karte zu setzen. Ich freue mich über jede Unterstützung. Lasst uns gemeinsam diese Reise antreten, damit wir allen zeigen können, dass ich nicht alleine kämpfe. Wir kämpfen gemeinsam und können den WBC-Titel nach Hause holen!