Harte Arbeit zahlt sich aus! Dieses Motto ist bei Enrico Kölling Programm. Vor seiner Titelverteidigung der WBA-Intercontinental Meisterschaft am 1. Oktober gegen Ryno Liebenberg spricht der Halbschwergewichtler über den Umgang mit Kritik, seiner Diabetes-Erkrankung und wieso Einstellung und Fleiß wichtiger sind als Talent.
Enrico Kölling, ist das Box-Gym Ihr zweites Zuhause?
Enrico Kölling: Wohl eher mein Einziges – hier verbringe ich mehr Zeit, als in meiner Wohnung. Meine Freundin bezeichnet es geradezu als Wunder, wenn ich, außer zum Essen und Schlafen, daheim bin.
Kein Wunder, dass Sie so etwas wie der „Marathon-Mann“ im Team Sauerland sind. Bereits seit knapp fünf Monaten befinden Sie sich fast ununterbrochen im Training. Andere Boxer bereiten sich maximal acht bis zehn Wochen auf einen Titelkampf vor und sind dann froh, erst einmal eine längere Pause einzulegen. Wieso sind Sie da anders?
Enrico Kölling: Die lange Vorbereitungszeit hat verschiedene Gründe. Zum einen hasse ich es, auf der faulen Haut zu liegen – ich muss immer sportlich aktiv sein. Zum anderen will ich für meine Trainingskollegen da sein, die abwechselnd in der Wettkampfvorbereitung standen und stehen. Egal ob Sparring oder wertvolle Tipps – ich bin gerne für sie da.
Nach Ihrem letzten Ringauftritt, bei dem Sie sich die WBA-Intercontinental Meisterschaft sichern konnten, wurde Ihnen eine klare Leistungssteigerung attestiert. Inwiefern war und ist das ein Ansporn für Sie?
Enrico Kölling: Das motiviert definitiv. Allerdings habe ich gelernt, Kritik richtig einzustufen – zum Glück, denn ansonsten macht sie einen kaputt. Als ich Anfang 2015 meine erste Niederlage kassierte, haben sich die Box-Experten mit ihren negativen Kommentaren auf eine ähnliche Weise nicht zurückgehalten, wie jetzt mit ihren positiven Schlagzeilen. Wichtig ist, sich selbst realistisch einzuschätzen und da bin ich auf einem guten Weg.
Kann man durch viel Arbeit fehlendes Talent wettmachen?
Enrico Kölling: Ich denke, dass Einstellung und Fleiß deutlich wichtiger als Talent sind. Natürlich hat man mehr Hindernisse zu überwinden, braucht länger, um seine Ziele zu erreichen. Erfolg ist im Endeffekt eine Charakterfrage. Wer es schafft, immer wieder seine Grenzen zu überwinden und somit besser wird, der hat auch langfristig mehr Erfolg.
Ihr kommender Gegner Ryno Liebenberg sagt, dass Sie für Ihn maßgeschneidert sind, keine große Gefahr ausstrahlen und K.o. gehen werden. Nehmen Sie solche Kampfansagen ernst?
Enrico Kölling: Nicht wirklich. Natürlich weiß ich, was da auf mich zukommt – da muss ich mir nicht noch unnötig Gedanken über solche Sprüche machen. Liebenberg behauptet ja auch, mich so klar abzufertigen, dass Jürgen Brähmer danach Angst haben würde, gegen ihn anzutreten. Erst einmal muss er es mit mir aufnehmen. Reden können sie vorher alle – im Ring ist dann spätestens alles nach dem ersten Rundengong vergessen.
Im Ring bekommen Sie es aber nicht nur mit dem wort- und schlaggewaltigen Liebenberg zu tun. Seit nunmehr 18 Monaten heißt Diabetes Ihr zweiter Gegner im Ring. Wie kommen Sie mit diesem Handicap klar?
Enrico Kölling: Sehr gut! Ich muss echt gestehen, dass meine Diabetes-Erkrankung Glück im Unglück war und ist. Dadurch bin ich gezwungen, ein sehr gesundes Leben zu führen und noch besser auf meinen Körper zu hören. Außerdem bin ich ja nicht der erste Boxer mit Diabetes. „Smokin“ Joe Frazier und „Sugar“ Ray Robinson sind beide Legenden des Sports geworden. Das zeigt mir doch, dass der WM-Titel, trotz Krankheit, keine Utopie ist!
Vor knapp drei Jahren boxten Sie schon einmal in Neubrandenburg. Welche Erinnerungen haben Sie ans Jahnsportforum?
Enrico Kölling: Und das war nicht das erste Mal. Als Amateur habe ich dort einige große Turniere, wie die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Tatsächlich bin ich hier noch unbesiegt und daran soll sich auch nichts ändern!
Gibt es schon eine Idee, mit was Sie sich bei einem Sieg am 1. Oktober belohnen wollen?
Enrico Kölling: So weit denke ich nicht. Aber egal ob Sieg oder Niederlage – ich werde meinen Kollegen für ihre anstehenden Wettkämpfe im November und Dezember als Trainingspartner zur Seite stehen. Einer für alle und alle für einen!
Im Hauptkampf des Abends will Jürgen Brähmer dann die WBA-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht gegen Nathan Cleverly verteidigen. Eintrittskarten für die Box-Nacht in Neubrandenburg sind bei www.tickethall.de und www.eventim.de sowie unter der telefonischen Ticket-Hotline 01806-570044 erhältlich. Der komplette Kampfabend, inklusive aller Vorkämpfe, ist am 1. Oktober zudem live auf www.ranFIGHTING.de zu sehen.
Quelle: Team Sauerland