VERGESSENE BOX-STARS: Was macht… Tony Tucker?

Sie waren die Stars ihrer Zeit: Boxer, Fighter – Champions. Dennoch droht das Vergessenwerden! In der neuen BOXEN1-Reihe „VERGESSENE BOX-STARS“ blicken wir auf frühere Helden des Seilgevierts zurück, die noch zur Gegenwart gehören – aber von der Vergangenheit leben. HEUTE: Ex-IBF-Schwergewichtsweltmeister Tony Tucker.

Tony „TNT“ Tucker: Härtetest für Tyson, Lewis und Co!

Wenn der junge Tony Tucker in der heutigen Schwergewichts-Szene mitmischen würde, so munkeln manche Insider, würde dem einen oder anderen Star (vermutlich) das Lachen vergehen. Als hochexplosiv galt Tony „TNT“ Tucker zu seinen besten Zeiten, dessen Kampfname nicht von ungefähr kam. Doch außer den eingefleischten Box-Historikern nimmt kaum noch jemand Notiz vom inzwischen 61-jährigen Ex-Weltmeister.

Nach einer ausgesprochen erfolgreichen Amateurlaufbahn (115 Siege – nur 5 Niederlagen) wechselte der 1,96 große Linksausleger Ende 1980 zu den Profis. Dabei hätte Tucker’s Leben im März 1980 fast ein tragisches Ende gefunden, als er wegen einer Schulterverletzung nicht nach Polen reisen konnte, um dort bei einem Box-Turnier teilzunehmen. Bei jenem Flug kam es zur Katastrophe: Alle 87 Passagiere der Maschine – darunter 22 Sportler des US-Boxteams – starben bei einem Absturz.

Das Glück und der Erfolg sollte Tony Tucker, der am 27. Dezember 1958 in Grand Rapids (Michigan, USA) zur Welt kam, auch in den folgenden Jahren begleiten! Tucker bestritt bis 1987 insgesamt 33 Profikämpfe, die er allesamt gewann – die meisten davon vorzeitig. Mit einem starken Jab und einer beeindruckenden Physis verschaffte sich „TNT“ hervorragende Weltranglistenpositionen. Am 30. Mai 1987 boxte Tucker um die vakante IBF-Weltmeisterschaft gegen James „Buster“ Douglas. Gegen jenen Douglas, der drei Jahre später für eine der größten Box-Sensationen der Geschichte sorgen sollte, gelang Tony Tucker ein TKO-Sieg in Runde 10 – und ein neuer Champion war geboren.

Jedoch sollte der Besitz des IBF-WM-Gürtels nicht von allzu langer Dauer sein! Gegen den jungen, aufstrebenden „Iron“ Mike Tyson verlor Tony Tucker in einem Unification-Match jenen Titel, den er nur zwei Monate zuvor gewann. Immerhin schaffte es Tucker über die volle Distanz von zwölf Runden. „Ich habe Tyson anfangs sogar ins Wanken gebracht, aber er hat dennoch zurecht gewonnen!“, blickte Tony Tucker einige Jahre später zurück.

Tony Tucker (links) beim Vereinigungs-Kampf gegen Mike Tyson im August 1987.

Nach der Tyson-Pleite blieb Tucker knapp sechs Jahre lang ungeschlagen. Mit Siegen über Orlin Norris und Oliver McCall konnte sich der einstige „Kurzzeit-Champ“ für eine WM-Chance empfehlen. Diese kam im Mai 1993 gegen WBC-Weltmeister Lennox Lewis. Der inzwischen 34-jährige Tucker blieb jedoch hinter seinen Möglichkeiten zurück und verlor – nach mehreren Niederschlägen – wiederum nach Punkten.

Tony Tucker – heute

Einen erneuten Titelkampf, um die vakante WBA-WM, verlor er gegen Bruce Seldon 1995 sogar vorzeitig. Danach folgten Niederlagen gegen Henry Akinwande, Herbie Hide und John Ruiz. Seinen letzten Kampf bestritt Tony Tucker im Mai 1998, welchen er durch Ko gegen Billy Wright gewann. Er verabschiedete sich mit einer respektablen Kampfbilanz von insgesamt 57 Siegen (47 Ko’s), bei nur 7 Niederlagen. Seither wurde es ruhiger um „TNT“ Tucker, der später nur noch bei Charity-Galas für Show-Kämpfe die Fäuste schwingen ließ.

In den USA genießt er bei Boxfans immer noch einen Promi-Faktor. Aber in den Vordergrund stellen, ist nicht mehr seine Sache. Glaubt man einigen Quellen aus dem Internet, ist Tucker als Trainer in einem Box-Gym in Clearwater (Florida) tätig. „Die letzten großen Schlagzeilen über mich, wird man lesen, wenn ich gestorben bin!“, scherzte Tucker einst in einem Interview. Traurig nur, dass er damit wohl sogar Recht haben könnte! Im Dezember feiert Tony Tucker seinen 62. Geburtstag.

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