Spätestens seit dem letzten Wochenende ist klar, Dmitry Bivol gehört zu den ganz Großen! Dass der sympathische 31-Jährige gut ist, war zwar immer offenkundig – doch den Status eines Superstars, den der amtierende Halbschwergewichts-Weltmeister (WBA) inzwischen genießt, trauten ihm nur Wenige zu. BOXEN1 wirft einen Blick auf den außergewöhnlichen Aufstieg des Dmitry Bivol.
Dmitry Bivol – Vom langweiligen Box-Roboter zum „Canelo-Schocker“!
Die Wahl zum „Boxer des Jahres 2022“ dürfte wohl seit Samstagabend entschieden sein! Mit einem souveränen, deutlichen und eindrucksvollen Punktsieg über den Mexikaner Gilberto „Zurdo“ Ramirez konnte Dmitry Bivol seinen WM-Gürtel (WBA) im Halbschwergewicht erneut verteidigen (BOXEN1 berichtete). Es war bereits das zehnte Mal, dass der 31-jährige Bivol seinen WM-Titel auf’s Spiel setzte. Doch es war nicht erst jener Punktsieg in Abu Dhabi, der am vergangenen Wochenende für allgemeine Anerkennung sorgte. Noch vor gut einem Jahr war nicht so recht abzusehen, in welche Richtung die Reise des russischen WBA-Weltmeisters im Halbschwergewicht gehen würde.
Obwohl Dmitry Bivol bereits seit Oktober 2017 offizieller Titelträger eines bedeutenden Weltverbandes ist, blieb der große Durchbruch im internationalen Box-Business lange Zeit aus. Dabei hat Bivol seine Kämpfe stets deutlich und zweifelsfrei gewonnen. Nicht immer spektakulär – nicht immer überragend. Dennoch entwickelte sich der Halbschwergewichtler schnell zu einem Geheimtipp. Und das nicht nur in seiner russischen Heimat! Dmitry Bivol kam im Dezember 1991 in Tokmok (Kirgisistan, Zentralasien) zur Welt. Sein Vater brachte ihn im Kindesalter zum Boxen. Papa Bivol war es auch, der großen Wert auf die boxerischen Feinheiten legte.
Vor allem das Thema Verteidigungsbereitschaft, sich nicht treffen zu lassen – den Gegner trotzdem zu bestimmen, war dem Vater ausgesprochen wichtig. „Jedes Mal, wenn ich im Ring stand und hin und wieder den einen oder anderen Treffer kassierte, schimpfte mein Vater. Er drohte sogar, das Handtuch zu werfen, wenn ich unnötige Treffer nahm. Das hat mich geprägt!“, so Dmitry Bivol. Die harte Schule des „alten Herrn“ hat sich offensichtlich ausgezahlt. Schon bei den Amateuren war Bivol besser als seine meisten Gegner. Glaubt man dem offiziellen Kampfrekord auf „Boxrec.com“, verbuchte Bivol ganze 268 Siege – bei nur 16 Niederlagen.
Auch wenn eine olympische Medaille in seiner Vita fehlt, reichte es (immerhin) zu einer Vielzahl internationaler Trophäen. Seit November 2014 verdient Dmitry Bivol seine Brötchen nunmehr bei den Profis. Nachdem Bivol seinen WBA-Gürtel im Halbschwergewicht achtmal erfolgreich verteidigte und dabei jahrelang auf einen großen Zahltag verzichten musste, kam es am 7. Mai dieses Jahres zum Höhepunkt seiner Karriere. Gegen den mexikanischen Box-Überflieger Saul „Canelo“ Alvarez wollte Dmitry Bivol beweisen, dass er zu Unrecht unterschätzt wurde. Als „stereotyper Box-Roboter“ wurde Bivol einst in einer renommierten Fachzeitschrift verunglimpft.
Einen Sieg gegen Canelo trauten ihm daher nicht allzu viele Experten zu. Doch an jenem Maiabend belehrte Bivol seine ärgsten Kritiker eines Besseren. Die Zuschauer in der T-Mobile-Arena (Las Vegas) sahen ein überraschend einseitiges Duell! Mit einfachsten boxerischen Werkzeugen entzauberte er jenen „Pound for Pound“-König, der neun Jahre zuvor einzig allein an Floyd Mayweather Jr. scheiterte. Das Kampfgericht errechnete einen einstimmigen (wenn auch viel zu knappen) Punktsieg für Dmitry Bivol. Der Durchbruch war gelungen – endlich!
Doch die ewigen Kritiker, Nörgler und Pessimisten kehrten wieder zurück, als bekannt wurde, dass Gilberto „Zurdo“ Ramirez als nächster Widersacher feststeht. Ramirez, der in 44 Profikämpfen ungeschlagen war, hatte Reichweitenvorteile und schien – zumindest in physischer Hinsicht – auf Augenhöhe boxen zu können. Am Ende ließ Dmitry Bivol seinem Herausforderer null Chance, führte Ramirez nahezu vor. BOXEN1 meint: Sollten sich noch immer „Fachleute“ finden, die an Bivol’s Klasse zweifeln, wäre es jenen Herrschaften wohl zu raten, die Sportart zu wechseln!
Beterbiev – Bivol wäre ein echter Kracher.
Bin gespannt, wie Bivols Defensivkünste gegen die KO-Maschine ausgeprägt sind. Schnelle Hände hat er ja und Beterbiev verlor als Amateur lediglich zweimal gegen Usyk.