In der altehrwürdigen Royal Albert Hall hatte die zweifache Olympiasiegerin Nicola Adams jede Menge Probleme. Um ein Haar wäre die Mexikanerin Maria Salinas mit dem WM-Gürtel der WBO nach Hause gefahren.
„Lioness“ ungewohnt handzahm
So hatte sich Nicola Adams (5-0-1, 3 KOs) ihr Comeback nach einjähriger Pause mit Sicherheit nicht vorgestellt. In der Londoner Royal Albert Hall sollte sie wieder zurück in die Spur finden und ihren WM-Titel im Fliegengewicht verteidigen. Am Ende hagelte es jedoch Buhrufe des heimischen Publikums. Herausforderin Maria Salinas (21-7-4, 7 KOs) stellte sich als undankbare Aufgabe für die eigerostete Britin heraus und warf einige Fragen auf. Ist Adams mit ihren mittlerweile fast 37 Jahren vielleicht schon über ihren leistungsmäßigen Zenit hinaus?
Vor allem die Rechtsauslage Salinas’ machte ihr von Beginn an zu schaffen. Ihre Führhand wurde oft geblockt, während die Mexikanerin bedingungslos in den Infight ging. Nur allzu selten konnte Adams so die Distanz wahren und verließ sich meist auf Einzelhände, mit denen sie Salinas versuchte abzufangen. Oft konnte diese Adams an die Seile drücken und mit wilden, aber durchaus effektiven Attacken bearbeiten. Doch auch als der „Lioness“ der Kampf komplett zu entgleiten drohte, erhöhte sie kaum den Druck und ließ sich stattdessen einlullen.
In der Schlussphase boxte Adams etwas konstruktiver, doch es blieb sehr eng. Am Ende der 10 Runden rissen beide die Hände hoch. Man konnte fast davon ausgehen, dass das Resultat von kontroverser Natur sein würde, und so kam es auch. Alle drei Punktrichter werteten den Kampf unterschiedlich, eine Wertung sah Adams vorne (97-93), eine Salinas (96-94), der dritte Offizielle sah den Kampf unentschieden (95-95). Für die Titelverteidigerin war die einzige positive Nachricht, dass sie ihr Gold behalten durfte.
Archie Sharp mit brutalem Knockout
Auch Top-Talent Archie Sharp (17-0-0, 9 KOs) sah sich am Freitagabend einem Rechtsausleger gegenüber. Auch er hatte so seine Schwierigkeiten, Gegner Declan Geraghty (19-5-0, 4 KOs) ließ ihn oft ins Leere laufen und konterte einige Male effektiv. Doch dann kam die vierte Runde. In einem wilden Schlagabtausch bestrafte Sharp die Deckungsschwächen von Geraghty und platzierte einen linken Haken punktgenau an dessen Kinn. Dieser krachte zu Boden und der Kampf war vorbei. Sharp verteidigte somit seinen WBO-EM-Titel im Super-Federgewicht erfolgreich.