© Torsten Helmke
Am Samstag fand die große IBF-Weltmeisterschaft in Falkensee statt. Auf der Undercard waren Veletic, Wall und Gualtieri erfolgreich.
Am Samstag verlagerte sich die internationale Wahrnehmung von Las Vegas in das beschauliche Falkensee in Brandenburg! Vor den Toren Berlins fand nämlich eine große Boxgala statt, im Hauptkampf ging es um die IBF-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht. Jenen Titel also, den Boxsuperstar Saul „Canelo“ Alvarez neulich vakant gestellt hatte.
Doch zu jedem guten Event gehört auch eine Undercard, die das Spektakel gebührend abrundet. So präsentierten die beiden Promotions, AGON Sports und Kuc Boxing Promotion, gleich acht Kämpfe auf der Undercard, die das fachkundige und wählerische Boxpublikum überzeugen sollten.
Dusan Veletic ist neuer BDB-International-Titelträger im Schwergewicht
Intern. Deutsche Meisterschaft: Dusan Veletic (BIH) – Tomas Salek (CZE)
© Torsten Helmke
Im Co-Main-Event fand ein Titelkampf im Schwergewicht statt. Almin Kucs Schützling Dusan Veletic (9-1-1) traf auf Tomas Salek (22-6). Gekämpft wurde um den International-Titel des BDB. Veletic ist durchaus bekannt für seinen beweglichen Stil, der eher einem Leichtgewicht ähnelt als einem Schwergewicht. Dies demonstrierte er direkt in den ersten Runden. Salek kam zwar häufiger nach vorne, doch klare Treffer konnte er kaum setzen, da Veletic den Druck aus den Schlägen konstant nahm. In Runde 3 fing er sich jedoch einen Cut am Auge ein, der stärker zu bluten begann. In Runde 4 wurde Salek erfolgreicher und konnte Veletic zusetzen, der Kampf blieb offen.
Intern. Deutsche Meisterschaft: Dusan Veletic (BIH) – Tomas Salek (CZE)
© Torsten Helmke
Bei den mittleren Runden war der Kampf sehr ausgeglichen. Veletic zeigte zwar weiterhin sein lockeres Boxen, doch er erzielte damit nur bedingt ein Plus bei den Treffern. Auch Salek, der manches in der Offensive versuchte, konnte nicht wirklich viele Argumente liefern, um die Runden klar für sich zu entscheiden. Es waren vermutlich ausgeglichene Runden mit einer Tendenz zu Veletic. Der Kampfverlauf deutete darauf hin, dass Salek eine große Schlussoffensive benötigen würde, um den Titel mit in seine Heimat zu nehmen.
Diese Schlussoffensive blieb jedoch aus. Zwar drückte Salek in der letzten Runde noch einmal etwas und gewann sie, doch dies reichte am Ende nicht. Die Antwort gaben die Punktrichter, die Veletic einstimmig mit 2x 98-92 und 97-93 vorne sahen, was durchaus dem Kampfverlauf entsprach. Zwar war Salek stets im Kampf und es blieb eng, doch er traf zu selten, um in Falkensee zu gewinnen.
Paul Wall gewinnt vorzeitig
© Torsten Helmke
Mit Paul Wall (8-0) stand eines der interessantesten deutschen Talente im Ring. AGON Sports sicherte sich die Dienste des Talents und möchte ihn künftig zu einem Weltmeister formen. In Falkensee traf er im Superweltergewicht auf Nourdeen Toure (12-3), einen Ghanaer, der in Finnland lebt.
Paul Wall (GER) – Nourdeen Toure (FIN)
© Torsten Helmke
Der Kampf begann relativ abwartend. Toure hatte eine Pause von über drei Jahren hinter sich, was man ihm auch anmerkte. Oftmals fand er sich nicht in der richtigen Distanz und schlug die Hände zu kurz. Wall wurde in der zweiten Runde aktiver und konnte harte Treffer setzen. Toure war sichtlich beeindruckt und wackelte, fiel jedoch nicht. Es schien, als habe Wall den Kampf im Griff, doch plötzlich wurde Toure in der vierten Runde aktiver und landete sogar einen Wirkungstreffer! Wall suchte den Clinch, und es zeigte sich erneut, dass im Boxen kein Kampf sicher ist und der Schein trügen kann.
Paul Wall (GER) – Nourdeen Toure (FIN)
© Torsten Helmke
Weltmeisterlichen Rat bekam Wall fortan auch von Ex-Weltmeister Felix Sturm, der lautstark Anweisungen in den Ring rief. Sturm forderte nicht nur, den Kopf des Gegners zu fixieren, sondern auch verstärkt zum Körper zu arbeiten. In den folgenden Runden nahm Wall die Kontrolle über den Kampf zurück und setzte Toure stärker unter Druck. Am Ende der siebten Runde fand der Kampf dann sein Ende. Wall stellte Toure in der Ringecke und traf mit einem satten Haken, der Toure hart zu Boden schickte. Im Eifer des Gefechts folgte noch ein weiterer Schlag von Wall. Toure stand sichtlich benommen wieder auf, und der Ringrichter brach den Kampf sofort ab. Damit baute Wall seine makellose Bilanz auf 8-0 aus.
Sanel Hasanovic gewinnt einen wilden Schwergewichtskampf
Sanel Hasanovic (BIH) – Christian Demaj (GER)
© Torsten Helmke
Im Eröffnungskampf der Main-Card, die live auf Bild+ übertragen wurde, ging es ins Schwergewicht. Dort trafen Sanel Hasanovic (8-1-1) und Christian Demaj (7-4) aufeinander. Hasanovic, ein Schützling von Almin Kuc, ist ein über 2 Meter großer Mann, der dennoch den Infight liebt. Demaj, deutlich kleiner, hatte jedoch einen fundierten Amateurbackground, den er in Falkensee ausspielen wollte.
Der Kampf begann wie gewohnt, wenn Hasanovic in den Ring steigt. Er machte Druck und suchte die Nahdistanz, die er schnell fand. Demaj schien das recht zu sein, er schlug munter mit, und die Zuschauer sahen von Beginn an einen lebhaften Kampf mit einigen Highlights. In der zweiten Runde versuchte Demaj, das Zepter in die Hand zu nehmen, und der Kampf wurde noch intensiver. In der dritten Runde begann Demaj stark, baute jedoch von Minute zu Minute ab und wirkte gezeichnet. Nasenbluten und Schwellungen unter dem Auge ließen es fortan schlechter für ihn laufen.
Sanel Hasanovic (BIH) – Christian Demaj (GER)
© Torsten Helmke
In der vierten Runde fand der muntere Kampf dann sein Ende. Hasanovic landete harte Serien, die Demaj in die Knie zwangen. Dieser stand zwar noch einmal auf, doch wenig später winkte der Ringrichter den Kampf ab, wodurch Hasanovic seine Bilanz mit einem TKO-Sieg weiter ausbaute.
Ex-Weltmeister Vincenzo Gualtieri siegt durch sehenswerten KO
Vincenzo Gualtieri (GER) – Job Ezequiel Herrera (ARG)
© Torsten Helmke
In der Hauptattraktion der kostenlosen Prelims auf YouTube stand der deutsche Ex-Weltmeister Vincenzo Gualtieri (23-1-1), der im Juli 2023 sensationell in Wuppertal Weltmeister wurde und damit Geschichte schrieb. Als Ex-Weltmeister durfte Gualtieri natürlich auf einer Weltmeister-Veranstaltung nicht fehlen, weshalb er Matchpraxis sammeln sollte. Sein Kontrahent war der Argentinier Job Ezequiel Herrera (12-3-1), der mit seiner Härte zumindest einige Runden garantieren sollte.
Vincenzo Gualtieri (GER) – Job Ezequiel Herrera (ARG)
© Torsten Helmke
Das war vielleicht die Intention des Matchmakers, doch Gualtieri hatte vor seinen lautstarken Anhängern eigene Pläne. Bereits in der ersten Runde kam er mit einem verheerenden Uppercut durch, der Herrera hart zu Boden schickte. Dieser versuchte zwar, nochmals aufzustehen, doch der Treffer saß so klar, dass ihm dies nicht gelang, und der Kampf war vorbei.
Jan Meiser stoppt überzeugend Yaser Yüksel
Jan Meiser (GER) – Yaser Yüksel (GER)
© Torsten Helmke
Ein Highlight der Prelims war auf dem Papier das Superweltergewichtsduell zwischen Jan Meiser (17-2-1) und Yaser Yüksel (15-9-1). Yüksel brachte zwar keinen besonders beeindruckenden Rekord mit, doch er ist ein unerschrockener Kämpfer, der zur Not auch ohne wirkliche Vorbereitung antritt. Gegen Meiser bekam er über vier Wochen Vorbereitungszeit und war motiviert, in Falkensee eine Überraschung zu liefern. Das war jedoch keine leichte Aufgabe gegen Lokalmatador Jan Meiser, der vor zahlreichen Unterstützern einen Sieg einfahren wollte.
Der Kampf begann überraschend ruhig. Beide Boxer tasteten sich ab und studierten einander. In Runde 2 wurde Meiser aktiver, brachte den Jab konstant ins Ziel und setzte Yüksel damit unter Druck, der die ersten beiden Runden abgab. In Runde 3 wurde Yüksel aktiver, versuchte, Meiser in die Enge zu drängen und unter Druck zu setzen. Meiser bewies jedoch flinke Beinarbeit und war immer schon außer Reichweite, wenn Yüksel eine Offensive startete. In der vierten Runde fand der Kampf dann sein Ende. Meiser traf Yüksel hart, der benommen zu Boden ging. Yüksel bewies Kämpferherz, stand wieder auf – doch Meiser setzte beherzt nach, und der Ringrichter sah sich gezwungen, den Kampf abzubrechen.
Mit dieser überzeugenden Leistung empfahl sich Meiser für weitere große Kämpfe und äußerte nach dem Kampf den Wunsch, vielleicht demnächst in Berlin zu boxen.
Weitere Resultate der Undercard – Shadalov, Gubeladze und Chamdid erfolgreich
Hamsat Shadalov (GER) – Janos Czifrik (HUN)
© Torsten Helmke
Im Superfedergewicht gewann Hamsat Shadalov (9-0) mühelos gegen seinen ungarischen Kontrahenten Janos Czifrik (1-1). Shadalov landete bereits in der ersten Runde drei Niederschläge, woraufhin der Ringrichter den Kampf prompt abbrach. Ähnliches widerfuhr dem tschechischen Schwergewicht Pavel Siska (6-64-1), der nach drei Niederschlägen in der ersten Runde gegen Eyman Chamdid (1-0) verlor. Für Chamdid war es ein lockerer Einstieg ins Profigeschäft.
Einen sehenswerten Kampf sah Falkensee hingegen im Halbschwergewicht, wo sich Georgy Gubeladze (2-0) den zweiten Profisieg sicherte. Im September gewann er sein Debüt mühelos, traf nun aber auf den Polen Grzegorz Mardyla (1-2-1), einen zähen Gegner, mit dem er sich über sechs harte Runden duellierte. Am Ende sicherte sich Gubeladze den einstimmigen Punktsieg.