Umzug nach Hamburg: Sauerland verlässt Berlin (aber nur fast)

Kalle Sauerland / Foto: Sebastian Heger
Kalle Sauerland / Foto: Sebastian Heger

Die größte deutsche Boxpromotion Sauerland Event zieht von Berlin nach Hamburg. Ab März soll die Leitung des deutschen Boxstalls von der Hafenstadt an der Elbe gesteuert werden. Berlin bleibt jedoch weiterhin als Trainingsstandort erhalten.

Hamburg wieder auf dem Weg zur Boxhauptstadt

Vom einstigen Platzhirsch Universum Boxpromotion, welche von 1984 bis 2011von Klaus-Peter Kohl in Hamburg zu finden war und mit zur größten deutschen Boxpromotion zählte, ist keine Spur mehr. Lediglich Erol Ceylans EC-Boxpromotion und Klitschkos Management Firma KMG haben sich in der Hansestadt angesiedelt. Jedoch könnte Hamburg nun wieder zur Boxhochburg werden.

Sauerland-Geschäftsführer Frederick Ness und Feigenbutz-Manager Rainer Gottwald / Foto: Heiko Schmitt
Sauerland-Geschäftsführer Frederick Ness und Feigenbutz-Manager Rainer Gottwald / Foto: Heiko Schmitt

Palmaille 55, so heißt die neue Adresse von Sauerland Event. Vom neuen Hamburger Hauptsitz soll künftig die Führung des Unternehmens gesteuert werden. Sechs der acht Sauerland-Mitarbeiter werden künftig von Hamburg aus arbeiten. Diese Entscheidung ist vor allem strategischer Natur: Wilfried Sauerland hat die Geschäfte zum Großteil an seinen Sohn Kalle Sauerland übertragen. Dieser lebt seit 2009 mit seiner Familie in Hamburg.

Auch Sauerlands Geschäftsführer Frederick „Freddy“ Ness, der seit 2011 sein Amt bestreitet und Mediendirektor Jan Kucht, sind Hamburger. „Wir glauben, dass es unsere Arbeit vereinfacht, wenn der strategische Bereich künftig aus Hamburg gesteuert wird“, so Ness gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Berlin soll jedoch weiterhin unter der Leitung von Ulli Wegner und Georg Bramowski Trainingsstätte bleiben. „Unser Gym unter Cheftrainer Ulli Wegner bleibt bestehen, Berlin bleibt sportlich unser Hauptsitz“, so Ness. Sauerlands zweiter Geschäftsführer Chris Meyer soll zwischen Hamburg und Berlin pendeln und vor Ort Ansprechpartner für Wegners Trainingsgruppe sein, während Pressesprecher Thomas Schlabe fest vor Ort bleibt.

Sauerland strukturiert Leistungsbereich um

Neben dem Umzug wird es weitere Änderungen bei Sauerland Event geben. Viele Jahre war Berlin Leistungsstützpunkt, an welchem die meisten Sportler trainiert haben. Zukünftig möchte Sauerland jedoch auf mehrere über Deutschland verteilte Standorte setzen. „Unser Bestreben ist, den Sportlern die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen. Natürlich werden wir aber kontrollieren, ob die Leistung darunter nicht leidet, sondern besser wird.“, so Ness.

Georg Bramowski, Ulli Wegner und Arthur Abraham (Foto: Jonny Orban)
Georg Bramowski, Ulli Wegner und Arthur Abraham (Foto: Jonny Orban)

Für die derzeit 19 unter Vertrag stehenden Profiboxer wird es jedoch weitere wichtige Änderungen geben. Da Sauerland die Kostenstruktur aufgrund geringerer TV-Gelder verschlanken muss, sind die Sportler demnächst selbst verantwortlich, sich den Standort zu finanzieren. Weiter soll zukünftig auf das im Ausland verbreitete Modell gewechselt werden, bei welchem die Boxer ihre Trainer teilweise mit bezahlen. Lediglich Cheftrainer Ulli Wegner und dessen Assistent Georg Bramowski bleiben fest angestellt. Die anderen Trainer werden damit künftig auf Erfolgs- oder Honorarbasis bezahlt.

„Wir müssen unsere wirtschaftliche Struktur anpassen, weil wir nicht mehr die Fernseheinnahmen wie vor fünf Jahren haben. Deshalb haben wir alles auf den Prüfstand gestellt und die jetzige Lösung gefunden“, sagte Ness dem Hamburger Abendblatt. Nach dem die TV-Partnerschaft mit der ARD im Herbst 2014 endete und nun bei Sat.1 ein neues Zuhause gefunden wurde, sind die TV-Gelder geringer als zuvor. Die ARD soll pro Jahr zwischen 12 und 15 Millionen Euro gezahlt haben, bei Sat.1 dürfte es weitaus weniger sein.

Neuplatzierung mit 5 deutschen Standorten

Derzeit plant Sauerland mit insgesamt 5 deutschen Standorten, in welchen die Boxer künftig trainieren sollen: Berlin, Schwerin, Karlsruhe, Wolfsburg und Hamburg.

Arhur Abraham und Ulli Wegner
Foto: Sebastian Heger

In Berlin werden derzeit Arthur Abraham (37/Supermittel), Jack Culcay (31/WBA-Weltmeister Superwelter), Burak Sahin (25, Schwer), Albon Pervizaj (21, Schwer), Michael Wallisch (31/Schwer), Emir Ahmatovic (19/Cruiser) und Leon Bunn (24/Halbschwer) durch Wegner und Bramowski trainiert. Am gleichen Standort arbeitet Cruisergewichtler Artur Mann (26) mit Hartmut Schröder. Einzig die Berliner Stefan Härtel (29/Supermittel) und Enrico Kölling (26/Halbschwer) suchen derzeit noch nach einem neuen Trainer, seitdem Karsten Röwer nicht mehr Teil von Sauerland ist.

Ex-Weltmeister Jürgen Brähmer, der am 8. April einen Rückkampf mit dem jetzigen WBA-Champion Nathan Cleverly bestreiten wird, ist bekannterweise seit einigen Monaten ebenfalls als Trainer aktiv. Der 38-Jährige betreut am Schweriner Standort WBA-Weltmeister Tyron Zeuge (24/Supermittel), Denis Radovan (24/ Supermittel) und Olympiateilnehmer Araik Marutjan (24/Mittel). Sowohl Radovan als auch Marutjan, der oft auch als Rayko Löwe vorgestellt wird, sind Neuverpflichtungen von Sauerland.

Tyron Zeuge und Jürgen Brähmer / Foto: Brähmer Facebook
Tyron Zeuge und Jürgen Brähmer / Foto: Brähmer Facebook

Brähmer zur BILD: „Ich freue mich, dass Sauerland jetzt diesen norddeutschen Touch bekommt. Wir sind jetzt nur noch eine knappe Autostunde auseinander. Klar, dass wir dann auch in Hamburg veranstalten werden. Mein Traum ist es immer noch, gegen Arthur Abraham im Tennisstadion am Rothenbaum zu kämpfen.“

Am von Manager Rainer Gottwald aufgebauten Karlsruher Standort sollen die Youngstars Vincent Feigenbutz (21/Supermittel), Leon Bauer (18/ Supermittel) und Alexander Peil (27/Cruiser) trainieren. Einzig Mittelgewichtler Patrick Wojcicki (25) und Cruisergewichtler Noel Gevor (26) bleiben in ihrer Heimat Wolfsburg und Hamburg um dort fortan zu trainieren.

Sauerland plant zwar derzeit keinen größeren Trainingsstandort in Hamburg zu eröffnen, jedoch möchte man dort nun regelmäßiger veranstalten. Einen Grundstein dazu legte Sauerland bereits mit der Veranstaltungsreihe „Friday Night Boxing“.

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