
Im Maritim Hotel in Ulm findet der große Kampfabend von Schwarzkopf Boxing statt. Im Hauptkampf wird Simon Zachenhuber stehen.
Schwarzkopf Boxing wird am Samstag ein großes Box-Event in Ulm ausrichten. Die Universitätsstadt hat einiges zu bieten, Profiboxen gehörte jedoch schon länger nicht mehr dazu. Umso reizvoller erscheint es also, wenn sich das am Samstag mit einer vollen und vielversprechenden Fightcard ändert.
Insbesondere die Hauptkämpfe versprechen einiges. So wird mit Simon Zachenhuber einer der populärsten Boxer des Landes im Ring stehen. Aber auch das Co-Mainevent verspricht große Action und Spannung, wenn zwei ungeschlagene Boxer um die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht kämpfen werden.
Deutsche Boxhoffnung Simon Zachenhuber bestreitet den Hauptkampf in Ulm
WBA-Continental Europe Title: Simin Zachenhuber (GER) – Armen Yepremyan (ARM)
© Torsten Helmke
Zu jeder guten Veranstaltung gehört ein interessanter Hauptkampf – das weiß auch Schwarzkopf Boxing und hat mit Simon Zachenhuber (26-0) einen sehr attraktiven Hauptkämpfer für die Veranstaltung gewinnen können. Das ungeschlagene Supermittelgewicht hat sich mit seinen zahlreichen Siegen bereits einige Titel sichern können und ist bei der IBF und WBO jeweils in den Top 15 gerankt, was ihn als potenziellen WM-Herausforderer qualifiziert.
Die Weltmeisterschaft ist gewiss ein Ziel für Zachenhuber, doch er muss sich noch gedulden. Große Kämpfe erfordern große Investitionen – etwas, das im deutschen Boxsport aktuell nicht zwingend gegeben ist. So konnte der Bayer nach seinem triumphalen Erfolg über Emre Cukur nur noch kleinere Kämpfe bestreiten. Die ganz großen internationalen Spitzengegner blieben bisher aus. Das wird sich am kommenden Samstag mit dem in Deutschland ansässigen Leonardo Di Stefano (16-4) nicht ändern, doch jeder Kampf bedeutet für Zachenhuber eine weitere Chance zur Verbesserung.
Unter dem strengen Blick von Trainer Conny Mittermeier schuftet der Vorzeigeprofi hart im Training, verbessert sich sukzessive von Kampf zu Kampf, von Einheit zu Einheit. So ist er auch gespannt darauf, seine neueste Entwicklung im Kampf gegen Di Stefano zu zeigen.
„Es ist mein 27. Kampf und ich entwickle mich in jeder Vorbereitung weiter – das Gefühl habe ich schon. Auch in dieser Vorbereitung habe ich einen großen Schritt gemacht – im Vergleich zum letzten Kampf und zum letzten Jahr. Das motiviert mich und macht mir Freude. Ich habe große Freude am Training und an der Entwicklung“, erklärte Zachenhuber bei der Pressekonferenz zum Kampf.
Leonardo Di Stefano träumt vom Upset
Foto: Schwarzkopf Boxing
Mit Leonardo Di Stefano wartet nun ein hochmotivierter Gegner auf Simon Zachenhuber, der gerne die Rolle des Underdogs in Ulm annimmt und für eine Überraschung sorgen möchte. Di Stefano hat im Boxring schon viel erlebt und forcierte zwischenzeitlich seine Karriere in Mexiko, wo er knallharte Erfahrungen sammelte. Insgesamt vier Kämpfe absolvierte er zudem in den USA, wo er sich mit sehr starken Gegnern messen konnte.
Nun führte ihn sein Weg zurück nach Deutschland, wo er zuletzt drei Siege in Folge einfahren konnte – und jetzt hungrig auf mehr ist. Zwar gilt der Mann mit spanischen Wurzeln als Außenseiter gegen den international aufstrebenen Zachenhuber, doch gerade diese Ausgangslage motiviert ihn, einen großen Kampf abzuliefern und Box-Deutschland zu schocken. Besonders angespornt wird Di Stefano durch den Gedanken, dass ein Sieg seine Karriere – und das Leben seiner Familie – grundlegend verändern könnte.
„Ich mache das alles für meine Familie, für meine Kinder. Wenn ich den Kampf gewinne, verändert sich einiges für sie. Mit diesem Gedanken gehe ich in den Ring.“
Promoter Timo Schwarzkopf sieht die internationale Erfahrung Di Stefanos als bedeutenden Vorteil: „Leonardo ist keinesfalls zu unterschätzen. Was internationale Erfahrung und Gegnerqualität betrifft, ist er Simon mindestens einen Schritt voraus.“
Fredi Knorpp und Kushtrim Tahirukaj boxen um die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht
Foto: Schwarzkopf Boxing
Großes Potenzial für den Kampf des Abends bietet der Titelkampf um die Deutsche Meisterschaft (BDB) im Halbschwergewicht zwischen Fredi Knorpp (7-0) und Kushtrim Tahirukaj (7-0). Beide Boxer sind ungeschlagen und heiß auf ihren ersten Titelkampf im Profibereich. Bereits bei der Pressekonferenz kam es zu einer ersten hitzigen Konfrontation – ein Vorgeschmack auf das, was Ulm am Samstag erwartet.
Knorpp, ein ehemaliger Bundesligaboxer, dürfte in puncto technischer Ausbildung und Ringintelligenz gewisse Vorteile mitbringen. Doch auch Tahirukaj wird diese Titelchance nicht ungenutzt lassen wollen und sich intensiv auf den Kampf vorbereitet haben. Für beide Boxer ist dieser Kampf eine echte Wegmarke, um ihre Profikarriere entscheidend voranzubringen – ideale Voraussetzungen also für ein packendes Duell.
Promoter Timo Schwarzkopf erwartet einen großartigen Titelkampf und richtet einen Appell an den deutschen Boxsport: „Genau das ist es, was dem deutschen Boxen lange gefehlt hat – zwei Kämpfer, die bereit sind, ihre 0 zu riskieren, um sich den ersten Gürtel ihrer Karriere zu sichern.“
Willi Knorpp erhält einen mexikanischen Ersatzgegner
Neben Fredi wird auch Willi Knorpp (6-0) einen Kampf im Supermittelgewicht bestreiten. Im vergangenen Jahr konnte er bei einer Hazrolli-Veranstaltung in München mit einem überzeugenden Sieg über den renommierten Dimitar Tilev seine Ambitionen eindrucksvoll unter Beweis stellen. Für den Auftritt in Ulm war ursprünglich ein Duell mit dem ungeschlagenen Schweizer Benjamin Claude (8-0) geplant, der jedoch kurzfristig absagen musste. Infolgedessen suchte das Team fieberhaft nach einem adäquaten Ersatz.
Fündig wurde man schließlich in Mexiko: Jesús Piña Nájera (24-9-1) wird als Ersatzgegner einspringen. Trotz seiner neun Niederlagen verfügt der Mexikaner über einen guten Kampfrekord, darunter ein Unentschieden gegen Ángel Ruiz Astorga, der im Anschluss Ex-Weltmeister Luis Collazo stoppte. Die meisten seiner Niederlagen erfolgten gegen international anerkannte Gegner und fielen oftmals knapp aus – auf dem Papier also ein echter Test für Knorpp. Ob Nájera ausreichend vorbereitet ist, bleibt jedoch abzuwarten.
Eduardo Bajak und Tommy Punch boxen auf der Undercard
Mit Tahir Kahrovic (22-0), besser bekannt unter dem Kampfnamen Tommy Punch, steht auch der amtierende WBO-Europameister im Cruisergewicht auf der Undercard. Der Schützling von Ex-Weltmeister Marco Huck bestreitet in Ulm einen stay busy-Kampf gegen Edwin Riascos (15-8), um im Rhythmus zu bleiben.
Der Schweizer Felix Meier (4-0) hingegen musste seinen geplanten Einsatz im Superweltergewicht kurzfristig absagen. Eine Verletzung am Trommelfell, zugezogen im finalen Sparring, macht einen Start unmöglich.
Im Superfedergewicht steigt Eduardo Bajak (5-1) in den Ring. Er boxte zuletzt bei der großen AGON-Veranstaltung im Februar in Neu-Ulm, wo er nach vielversprechender Leistung dem Olympiateilnehmer Hamsat Shadalov in einem Titelkampf nach Punkten unterlag. Nun möchte Bajak zurück in die Erfolgsspur und trifft mit Seiran Engel (5-32-5) auf einen kampferprobten Gegner. Engel ist bekannt für seinen unermüdlichen Einsatzwillen und liefert oft sehenswerte Gefechte – trotz seines sehr durchwachsenen Kampfrekords.
Zahlreiche weitere Duelle erfolgen ebenfalls in Ulm, sind aber reine Aufbaukämpfe. Darunter befinden sich zwei Profidebütanten. Gesonderte Erwähnung sollte zudem der Amateurkampf zwischen Aleksei Ivanov und Cenk Yasin Acar finden. Es handelt sich hierbei um ein lokales Rematch (Gingen vs. Ulm), was neben Spannung auch eine starke Atmosphäre verspricht.
Tickets sind auf Eventim verfügbar
Insgesamt erwartet die Zuschauer eine ambitionierte und vielversprechende Veranstaltung, die Schwarzkopf Boxing in Ulm auf die Beine gestellt hat. Ein potenzieller Livestream ist derzeit noch in Verhandlung und wurde bislang nicht final bestätigt.
Wer die Kämpfe live erleben möchte, kann dies am Samstag im Einsteinsaal des Maritim Hotels in Ulm tun. Einlass ist ab 17 Uhr, Tickets sind ab 30 € auf Eventim erhältlich. Auch eine Abendkasse für Kurzentschlossene ist vorgesehen.