Tony Bellew warnt alle Schwergewichtler: Haltet Euch fern von Oleksandr Usyk!

Eine Nachbetrachtung von Ebby Thust

Tony Bellew ist bei seinem tapferen Versuch, dem unbestrittenen Weltmeister im Cruisergewicht, Oleksandr Usyk, alle seine 5 WM-Gürtel zu entreißen, am gestrigen Abend in der Manchester Arena zu Manchester, durch eine brachialen KO Niederlage in der 8. Runde gescheitert. Boxen1 berichtete darüber.

In seinem letzten Profikampf seiner überaus erfolgreichen Boxsport-Karriere versuchte Tony Bellew gestern Abend, der erste Brite zu werden, der alle vier großen Weltmeistertitel, sowie den prestigeträchtigen Ring-Magazine-Gürtel, in einer Gewichtsklasse gleichzeitig erringt. Aber Bellew scheiterte an der Klasse eines Box-Gottes, an Oleksandr Usyk!

Das Ende kam in Runde 8. Tony Bellew schwer am Boden, zu diesem Zeitpunkt lag Usyk (seltsamerweise) bei keinem der drei Punktrichter am Ring in Front.

Bellew lag auf zwei der Punktzettel vorne, der dritte Punktrichter wertete den Kampf bis zum Abbruch unentschieden

Der krasse Außenseiter Bellew legte zwar einen mutigen Start – in einer elektrisierenden Atmosphäre in der Manchester Arena – hin, ihm wurde jedoch ein märchenhaftes Ende seiner Karriere verweigert, als Oleksandr Usyk (jetzt 16-0-0, 12 KO-Siege) zeigte, warum er der wohl zur Zeit beste Boxer der Welt ist und Bellew nach 2 Minuten in der 8. Runde stoppte. Trotz der beherzten Leistung von Bellew in den ersten Runden, ist die Wertung auf den Zetteln der Punktrichter zum Zeitpunkt des Kampfabbruches dann doch schwer nachvollziehbar. Bei keinem der drei Punktrichter lag etwa der Titelverteidiger und vierfache Weltmeister in Front: Bei Punktrichter Alejandro Lopez Cid aus Mexiko lag der Herausforderer Bellew mit 68:65  gar mit 3 Punkten vorne, was aussagt, dass der Mexikaner von den gewerteten 7 Runden, 5 an Bellew gegeben hatte, beim englischen Punktrichter Steve Gray lag Bellew mit 67:66 ebenfalls in Front, während der dritte Punktrichter, der Russe Yury Koptsev den Kampf mit 67:67 bis zum Zeitpunkt des Abbruches immerhin auch nur unentschieden sah.

Hier der Beleg, dass Usyk zum Zeitpunkt des Kampfabbruches auf keinem der Punktzettel in Front lag.

Usyk startete zwar relativ langsam in den Kampf, was auch seine Art ist. Der Ukrainer liest quasi anfangs eines Kampfes immer den Kampfstil seines Gegners und stellt sich darauf ein. Usyk wurde aber von Runde zu Runde stärker und gingt strikt, hinter einer guten und sicheren Doppeldeckung nach vorne und dominierte ab der Mitte der Distanz den Kampf dann doch relativ klar und deutlich. Das Ende kam dann nach zwei Minuten in der 8. Runde, nachdem Usyk Bellew mit einer krachenden Linken schwer zu Boden schickte und Ringrichter Terry O’Connor, nachdem er Bellew bis 8 angezählt hatte, den Kampf abbrach. Bellew war zu diesem Zeitpunkt ein geschlagener Mann.

Olaksandr Usyk behielt damit zwar seine WBC-, WBA-, IBF- und WBO-Titel im Cruisergewicht, aber er wird diese Titel wohl nicht mehr verteidigen, weil er in die Schwergewichtsklasse aufsteigen möchte und ganz besonders Anthony Joshua im Visier hat.

Immer wieder gratuliert der unterlegene Bellew seinem Bezwinger Usyk und herzt und küsst ihn.

Tony Bellew küsste und huldigte seinem Bezwinger

Eine emotionaler Tony Bellew küsste nach seiner Niederlage immer und immer wieder seinen Bezwinger, umarmte ihn mehrmals und hob Usyks Hand nach oben. Es schien fast als sei Bellew stolz darauf von dem ungeschlagenen Box-Hero besiegt worden zu sein. In die Mikrofone der übertragenden TV-Sender sagte Bellew: „Ich habe alles gegeben, alles was ich hatte und konnte, er ist ein außergewöhnlicher Champion. Er ist der Beste, gegen den ich jemals gekämpft habe.“

„Ich hatte einen großartigen Plan, ich habe mein Bestes gegeben, aber es war nicht genug. Dieser Usyk ist überwältigend und er ist größer und stärker als alle denken.“

„Schwergewichtler, haltet euch fern von diesem Mann, er ist der Allerbeste. Er ist sogar noch besser als es in seinem Rekord steht“.

„Das war mein letzter Kampf – ich mache das seit 20 Jahren und jetzt ist es vorbei.“

Der frühere WBC, IBF und WBA Super Champion im Super-Mittelgewicht Carl Froch (33-2-0, 24 KO-Siege) hält den unumstrittenen Cruisergewichts-Champion Oleksandr Usyk für eine ernsthafte Bedrohung in der Schwergewichtsszene.

Auch Ex-Champion Carl Froch warnt: „Usyk ist eine ernsthafte Bedrohung für die gesamte Schwergewichtsszene.“

Der Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele im Jahr 2012 ist der erste Cruisergewichtler in der Geschichte des Boxports, der die Gürtel von IBF, WBO, WBA und WBC gleichzeitig hielt und er hat nach seinem Sieg gestern Abend in Manchester kein Geheimnis daraus gemacht, dass er nun ins Schwergewicht aufsteigen und den amtierenden Weltmeister Anthony Joshua herausfordern möchte. Alleine um dies zu ermöglichen hat Usyk wohl auch einen Promoter-Vertrag bei Eddie Hearn, dem Promoter von Anthony Joshua unterschrieben.

Joshua, der die Schwergewichtsgürtel der WBA, IBF, WBO und IBO besitzt, war 2012 der Olympiasieger im Super-Schwergewicht, im gleichen Jahr, bei den gleichen Olympischen Spielen in London, gewann damals Oleksandr Usyk die Goldmedaille im Schwergewicht.

Die englische Boxsport-Legende und der frühere Weltmeister im Super-Mittelgewicht, Carl Froch, glaubt, dass Oleksandr Usyk eine ernsthafte Bedrohung für die gesamte Schwergewichtsszene darstellt.

Der Kampf zwischen Anthony Joshua und dem ins Schwergewicht aufrückenden Oleksandr Usyk wird wohl der nächste Jahrhundertkampf werden.

„Er ist eine ernsthafte Bedrohung für das Schwergewicht, das kann man guten Gewissens sagen. Ich möchte aber auch sagen, dass Tony Bellew eine wirkliche Spitzenleistung gezeigt hat, wahrscheinlich die beste Leistung seiner gesamten Karriere, aber heute Abend traf er auf einen fantastischen Usyk,“ sagte Carl Froch zu Sky Sports.

„Es ist für Bellew sicher nicht schön seine Karriere mit einer Niederlage zu beenden. Aber es ist keine Schande und es gibt eine Menge, auf das er stolz sein kann. Wir haben in Oleksandr Usyk wirklich einen ganz Großen unserer Zunft gefunden, einer der sehr, sehr speziell ist. Wir müssen das alle anerkennen.“

„Ich denke, aufgrund seiner Größe (Usyk ist 1,90 Meter) und der Tatsache, dass er als Amateur auch schon im Schwergewicht geboxt hat, glaube ich, dass er den Übergang vom Cruisergewicht ins Schwergewicht bei den Profis problemlos schaffen wird. Er ist stabil genug für diese Gewichtsklasse. Er wird sicher anfangs seine Gegner im Schwergewicht mit Bedacht auswählen und danach wissen wir wohl alle, dass er den Kampf mit dem großen AJ sucht, das könnte allerdings dann vielleicht doch zu ehrgeizig sein.“

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