Das ECB-Team konnte erwartungsgemäß „feuchtfröhliche“ Siege bei der kurzfristig angesetzten Boxgala in der Hamburger Szene-Lokalität „Die Bucht“ feiern.
Im Vorprogramm der ECB Open Air Veranstaltung, in deren Hautkampf Mahmoud Charr und Nikola Milacic standen, stiegen drei weitere Schwergewichte der EC Boxpromotion in den Ring. Neben Christian Hammer und Michael Wallisch, boxte auch Ali Eren Demirezen. Mit Branimir Malenica und Mohammed Bekdash konnten sich außerdem zwei Gastboxer vor den gut 150 VIP-Gästen präsentieren, die sich vom feuchtfröhlichen „Hamburger Schietwetter“ nicht beeindrucken ließen. Die von EC Boxpromotion in lediglich 10 Tagen auf die Beine gestellte Veranstaltung wurde live von BILDplus sowie BoxNation übertragen.
Kevin Johnson zwingt Ali Eren Demirezen über die Runden
Dass Kevin „Kingpin“ Johnson ein übler Gegner ist, der mit seinen 42 Jahren und seiner fast 20 Jahre andauernden Profikarriere mit allen Wassern gewaschen ist, dürfte kein Geheimnis sein. Umso logischer war es, dass Demirezen vs. Johnson der wohl interessanteste Kampf der Card werden dürfte. Und so kam es dann auch. Demirezen, der zuletzt in Florida den us-amerikanischen Lokalmatadoren und Ex-WM-Herausforderer Gerald Washington in Runde 8 stoppen konnte, arbeitete sich mühsam an Johnson ab.
Der US-Ami, der 2009 Vitali Klitschko im Kampf um die WBC-Weltmeisterschaft nach Punkten unterlag, stellte bereits in der Vergangenheit zahlreiche namhafte Schwergewichte vor sichtliche Probleme. Durch seinen unbequemen Boxstil, seine solide „Shoulder Roll“ und sein Marschieren im Ring, mühte sich auch Demirezen mit ihm ab. Der ECB-Schwergewichtler konnte zunächst die Ringmitte für sich beanspruchen und mit langen Händen sowie Haken zum Kopf gut durchkommen. „Kingpin“ zeigte in den Runden 2 und 3, dass man vor ihm stets auf der Hut sein muss und traf Ali Eren Demirezen mehrfach hart.
Demirezen vermochte es im Verlaufe des Kampfes immer wieder, geschickt den Händen des US-Amis durch rollende Meidbewegungen auszuweichen. In Infight-Situationen schlug der Türke weiter Haken zum Kopf und zum Körper, die ihm Treffer bescherten. Da Johnson jedoch die Chancen, die sich ihm baten, stets nutzte, kassiere auch Demirezen immer wieder klare Hände – beispielsweise durch Johnsons tiefhängende und als Jab geschlagene Führungshand.
So kam es immer wieder zu teils sehr eng geführten Runden, wenngleich der Mann der EC Boxpromotion in Summe die Oberhand behielt. Am Ende des auf acht Runden angesetzten Gefechts, mussten die drei Punktrichter zu Rate gezogen werden. Diese werteten mit 78-72, 79-73 und 79-74 am Ende einstimmig für Ali Eren Demirezen.
Michael Wallisch bezwingt Toni Thes durch TKO in Runde 2
Zehn Monate nach seinem letzten Kampf (in Russland gegen Murat Gassiev), stieg auch Schwergewichtler Michael Wallisch kurzfristig wieder in den Ring. Vor dem Kampf erklärte er im Gespräch mit BOXEN1: „Ich habe kurzfristig erfahren, dass ich in Hamburg boxen kann. Da ich aber seit Monaten im Training stehe, habe ich natürlich zugesagt.“ Wallisch bekam es mit dem Magdeburger Toni Thes (19-12(8)-1, 13 KOs) zu tun. Thes, der aufgrund der Kurzfristigkeit des Events wenig Vorbereitungszeit hatte, konnte dem „Germanen“ nichts entgegensetzen. Nachdem Michael Wallisch in der ersten Runde aus der Ringmitte und noch mit angezogener Handbremse lange gerade Hände zum lockeren „Reinkommen“ nutzte, zog er in der darauffolgenden Runde das Tempo und die Härte an.
Nachdem Thes zu Beginn sehr defensiv boxte, versuchte er im zweiten Durchgang mit Schwingern zum Erfolg zu kommen. Diese landeten auf Wallischs Deckung und zeigten keine Wirkung. Der 36-jährige Wallisch, der in den letzten zwei Jahren sein Leben und sein Training komplett umgekrempelt hat, war nun voll da. Mit Aktionen zum Körper und zum Kopf brachte er Thes in Bedrängnis, schickte den Magdeburger zweimal in den Ringstaub. Nach dem dritten Knockdown und nach 1:26 min in Runde 2 war dann vorzeitig Schluss.
Nach dem TKO-Erfolg sprach Michael Wallisch am Mikro von Ringsprecher Ingo Rohrbach von einem für ihn weiteren großen Kampf in einem „für das Boxen sehr bekannte“ Land, welches in Bälde bekanntgegeben werden soll.
Christian Hammer macht kurzen Prozess: KO-Sieg in Runde 1
Im ersten Schwergewichtsfight des Abends stand ECB-Athlet Christian Hammer (27-9(4), 17 KOs) Aufbaugegner Drazan Janjanin (22-35(21), 19 KOs) aus Bosnien gegenüber. Hammer, der zuletzt mit der #13 der Welt, Frank Sanchez, in Florida über die Runden ging, hatte mit dem kleineren (und schwereren) Janjanin erwartungsgemäß keine Probleme. Insgesamt dreimal konnte er den 33-jährigen Gast aus Bosnien auf die Bretter schicken, nachdem er ihn zuvor bearbeitete. Beim dritten Knockdown blieb Janjanin mit dem Kopf in Richtung Canvas liegen, woraufhin der Referee den Kampf direkt abgewunken hatte.
Der gebürtige Rumäne Christian Hammer konnte sich damit nach 5 Monaten siegreich zurückmelden. Man könnte nun durchaus mit einem weiteren großen Kampf für den 34-jährigen Hammer rechnen. Durch seinen Promoter Erol Ceylan und dessen internationale Kontakte sowie den Fakt, dass Hammer viele Schwergewichte vor Probleme stellt, ist er mittlerweile ein gern gebuchter „Gatekeeper“ im internationalen Profiboxzirkus.
(T)KO-Siege für Branimir Malenica und Mohammed Bekdash
Branimir Malenica konnte im Eröffnungskampf im Halbschwergewicht durch TKO in Runde 5 siegen. Dessen Gegner Slavisa Simeunovic hielt bis zum Abbruch stark dagegen und konnte Malenica immer wieder gut treffen. Nach einer Cut-Verletzung am rechten Auge sowie einer vermutlich (an)gebrochenen Nase, gab der in Deutschland bestens bekannte Bosnier nach der vierten Runde auf.
Schneller ging es bei Mohammed Bekdash. Ebenfalls im Halbschwergewicht, boxte er gegen den Georgier Nikoloz Berkatsashvili (29-36(34), 14 KOs), der seine Karriere einst im Federgewicht (57,153 kg) begann. Entgegenzusetzen hatte der 1,68-Meter-Mann erwartungsgemäß nichts. Nach zwei Niederschlägen im ersten Durchgang war Endstation. Für den Rechtsausleger Bekdash sollte nun nach dem gefühlt 21. Aufbaukampf so langsam mal ein Kampf in Richtung „Augenhöhe“ folgen.
wer sanktioniert eine solche veranstaltung?? angeblich ist doch der BDB dafür da, absolut unverhältnismässig ungleiche kämpfe zu verhindern! kein wunder dass die breite öffentlichkeit berufsboxen für abgekartet hält. wieder ein blaues auge für das deutsche boxen!