
Bei der SES-Box-Gala in Potsdam hat die Augsburgerin Tina Rupprecht Boxgeschichte geschrieben! Für den Königs Wusterhausener Nick Hannig verlief der Abend hingegen unglücklich.
Tina Rupprecht schreibt deutsche Boxgeschichte: Vierfach-Weltmeisterin im Atomgewicht
In einer historischen Nacht für den deutschen Boxsport hat Tina Rupprecht in der MBS Arena in Potsdam alle vier bedeutenden Weltmeistertitel im Atomgewicht (bis 46,3 kg) vereint. Die 32-jährige Augsburgerin besiegte die bislang ungeschlagene Japanerin Sumire Yamanaka nach Punkten und vereinte somit ihre Gürtel der Verbände WBO, WBA, WBC mit dem IBF-Titel, dem sie der Japanerin abnahm. Dieser Erfolg ist einzigartig: Noch nie zuvor hat ein deutscher Boxer oder eine deutsche Boxerin alle vier großen Titel gleichzeitig gehalten.
Vor 2.500 begeisterten Zuschauern entwickelte sich von Beginn an ein intensiver Schlagabtausch. Beide Athletinnen zeigten eine hohe Schlagfrequenz und kämpften auf Augenhöhe. Rupprecht gelang es immer wieder, ihre größere Variabilität und physische Stärke auszuspielen, doch die Japanerin erwies sich als ernstzunehmende Gegnerin und wich keinen Schritt zurück. Letztlich gelang Rupprecht ein knapper, aber verdienter Sieg auf den Punktezetteln mit 99-91, 95-95 und 96-95, wobei die erste Wertung deutlich zu hoch ausfiel.
Nach dem Kampf zeigte sich Rupprecht glücklich: „Ich bin ehrlich gesagt überwältigt, ich kann es noch gar nicht realisieren“, sagte die Teilzeitlehrerin im Ring. „Ich glaube, wir haben wirklich Werbung für das Frauenboxen gemacht und die Leute begeistert.“ Mit diesem Triumph baut Rupprecht ihre Bilanz weiter aus. Es war ihr 15. Sieg im 17. Profikampf. Bereits im vergangenen Herbst hatte sie mit der Vereinigung der WBO-, WBA- und WBC-Titel Geschichte geschrieben. Nun krönt sie ihre Karriere mit dem Status der unumstrittenen Weltmeisterin. Chapeau!
Nick Hannig verliert gegen den Polen Mateusz Tryc den WBO-EM-Titel
Neben dem großen Hauptkampf um die vier WM-Gürtel im Atomgewicht bot die Box-Gala in der MBS Arena Potsdam noch zwei weitere Titelkämpfe. Für den Königs Wusterhausener Nick Hannig verlief der Abend hingegen unglücklich. Nach seinem vorzeitigen Sieg über Tom Dzemski und dem Gewinn der WBO-Europameisterschaft im Halbschwergewicht, stieg der 38-Jährige gegen den Polen Mateusz Tryc zu ersten Titelverteidigung in den Ring.
Der Kampf entwickelte sich zu einem wahren Schlagabtausch auf Augenhöhe, bis Tryc in der Schlussrunde das Zepter übernahm. Nach einer Serie schwerer Treffer sah sich Hannigs Vater und Trainer Andreas Hannig gezwungen, das Handtuch zu werfen. „Hat heute einfach nicht gepasst. Sehr schade“, kommentierte ein sichtlich enttäuschter Nick Hannig die Niederlage. Für den 38-Jährigen war es ein bitterer Abend gegen einen Gegner, der sich als zu stark erwies.
Julian Vogel jubelt über zweite Titelverteidigung, Ergebnisse der Undercard
Besser lief es für Julian Vogel. Der 22-jährige Superweltergewichtler aus Aschersleben verteidigte seinen WBO-Junioren-Weltmeistertitel erfolgreich gegen den Tschechen Milos Beranek. Über acht Runden kontrollierte Vogel das Geschehen und ließ seinem Gegner kaum Raum zur Entfaltung. Am Ende durfte er zum zweiten Mal in Folge eine erfolgreiche Titelverteidigung feiern.
Max Suske aus Stralsund sorgte in den Vorkämpfen für ein Ausrufezeichen. Der 22-jährige Supermittelgewichtler schickte seinen Gegner Karen Gevorgyan aus Greifswald in der sechsten Runde spektakulär zu Boden und feierte damit seinen elften Sieg im 13. Profikampf.
Einen gelungenen Einstand in das Profigeschäft hatte Michel Dobler. Der 21-Jährige aus Blankenhain sicherte sich bei seinem Debüt im Schwergewicht einen einstimmigen Punktsieg gegen Emil Zgyuga aus Tschechien. „Das war ein geiles Gefühl“, sagte Dobler nach dem Kampf mit breitem Grinsen.
Auch Richard Meinecke, ebenfalls Mitglied im Team Deutschland, konnte im Super-Weltergewicht überzeugen. Gegen den Esten Andrei Antonov setzte er sich klar nach Punkten durch. Trotz eines tiefen Cuts über dem rechten Auge, der mehrfach behandelt werden musste, überstrahlte die Freude über den Sieg alles: „Das Ergebnis ist die Kirsche auf der Sahnetorte“, erklärte Meinecke stolz.