Großer Auftritt von Zsolt Erdei und Juan Carlos Gomez
Ein Bericht von Wolfgang Weggen
“Time to say goodbye” und “Hello again”! Beim Kampftag morgen in Kecskemet (Ungarn) sollten diese Hits von Sarah Brightham und Howard Carpendale in voller Lautstärke gespielt werden. Schließlich wird mit Zsolt Erdei (gegen Shalva Jomardashvili) ein ganz Großer die Weltbühne der Profiboxer verlassen, mit Juan Carlos (gegen Ivica Bacurin) kämpft dagegen ein anderer für sein großes Comeback.
„Zsolt ist in Ungarn ein Volksheld“, sagt Startrainer Fritz Sdunek, der Erdei und Gomez auf ihre Duelle vorbereitet hat. „Die Halle war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft“. 4500 Fans wollen ihren Liebling, den früheren Doppel-Weltmeister, verabschieden, ihn noch einmal kräftig feiern.
Dass einer seiner Lieblingsschüler jetzt endgültig abtreten will, sieht „Papa“ Fritz mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Zsolt ist wieder in hervorragender Verfassung,“ so der Coach, „wie er mit seinen Sparringspartnern umgesprungen ist, einfach unglaublich. Da ist noch riesig Potenzial, Zsolt könnte noch viel erreichen. Es tut weh, wenn solch ein Kämpfer aufhört. Es wird irgendwie ein trauriger Abschied“. Aber der Weltmeistermacher sagt auch: „Zsolt soll sich jetzt auf seine neuen Aufgaben als Trainer konzentrieren. Er hat in Budapest ein tolles Gym, er bringt alle Voraussetzungen für einen guten Trainer mit. Ich bin sicher, er wird auch als Coach ein ganz Großer“.
Bevor Hauptkämpfer Erdei in den Ring klettert, heißt es in Kecskemet aber schon „It’s showtime“! Juan Carlos Gomez, der es tatsächlich geschafft hat, innerhalb von wenigen Monaten vom Superschwergewicht (120 Kilo) auf das Cruisergewichtslimit abzutrainieren, will gegen Bacurin wieder eine große Show zeigen. Wie zu seinen besten Zeiten, als der Cruisergewichts-Weltmeister in seiner Gewichtsklasse ein Überflieger war. Von 1998 bis 2001 Champion, elf Titelkämpfe, alle gewonnen – der Mann von der Zuckerinsel galt als unschlagbar.
Aber der Ausflug ins Schwergwicht („da gibt es richtig Geld zu verdienen“) zahlte sich für Lebemann Gomez nicht aus. Zwar kämpfte er sogar um die WM, aber Vitali Klitschko zeigte ihm 2009 in Stuttgart die Grenzen auf – T.k.o.-Niederlage in der 9. Runde!
Übrigens: „Time to say goodbye“ und „Hello again” waren schon mal angesagt. Henry Maske sagte nach seiner Niederlage gegen Virgil Hill am 23. 11. 1996 in Stuttgart „It’s time to say goodbye“, im Hamburger Universum-Stall sangen derweil die Fans vom Tiger „Hello again“! Tatsächlich trumpfte Maskes Dauer-Konkurrent Dariusz Michalczewski (mit Fritz Sdunek in der Ecke) damals mächtig auf, besiegte Hill am 13. 6. 1997 in Oberhausen deutlich nach Punkten, war damit gleichzeitig Weltmeister bei drei Weltverbänden (WBO, WBA, IBF) – wie jetzt Wladimir Klitschko.