In einem ausgeglichenen und hochintensiven Gefecht setzt sich Steven Nduka knapp nach Punkten in Leverkusen durch.
Am vergangenen Samstag fand in Leverkusen der No-Limit-Boxing-Kampfabend in der Ostermann-Arena statt. Das bundesweit bekannte No-Limit-Gym veranstaltete zum zweiten Mal in diesem Jahr im großen Rahmen und hatte einen echten Leckerbissen im Hauptkampf parat. Es ging nämlich um die WBO-Juniorenweltmeisterschaft im Supermittelgewicht – jener Titel also, den auch einst Tyron Zeuge (28-2-1) im Jahr 2014 hielt. Zwei Jahre später folgte der WBA-Titel.
So eine Juniorenweltmeisterschaft kann ein gutes Sprungbrett für junge Talente darstellen, die damit den Grundstein für eine international erfolgreiche Karriere legen. Im Hauptkampf stand der 18-jährige Steven Nduka (9-0), der diesen Schritt erfolgreich vollziehen wollte. Er bekam es jedoch mit dem niederländischen Krieger Bas Oosterweghel (7-3-1) zu tun, der ihm alles abverlangen sollte.
Nduka und Oosterweghel liefern sich eine harte Schlacht
Nduka galt im Juniorenbereich des deutschen Boxens als hochveranlagt und wechselte schon mit 17 Jahren ins Profilager. Begünstigt wurde die Entscheidung auch durch den Umstand, dass sein Trainer und Promoter Bekim Hoxhaj zugleich eine Art Ziehvater für ihn ist. Es lag also nahe, früh ins Profisegment zu wechseln. Nach acht Profikämpfen war es dann endlich so weit: Nduka erhielt nicht nur seinen ersten großen Hauptkampf in der Laufbahn, sondern durfte zugleich um die WBO-Juniorenweltmeisterschaft kämpfen.
Auf der Gegenseite stand ihm der Niederländer Oosterweghel gegenüber, der bereits mehrere Kämpfe im Ausland bestritten und dort teils brachiale KO-Siege eingefahren hatte. Er machte sich als unerschrockener Krieger einen berüchtigten Namen in der Szene, was er in Leverkusen von Beginn an unter Beweis stellte. Nduka verfügte zwar über gewisse Reichweitenvorteile, doch Oosterweghel suchte kontinuierlich die Nahdistanz und setzte dort Kombinationen. Nduka ließ sich leicht an die Seile stellen, konnte dort jedoch geschlossen agieren und in den Kontermöglichkeiten explodieren, wodurch er in der ersten Kampfhälfte mit klaren Treffern effektiver wirkte.
Es blieb dennoch sehr ausgeglichen. Zwar schlug Oosterweghel mehr, doch viele seiner Schläge trafen nicht oder waren nicht sonderlich präzise. Seine beste Waffe waren die Leberhaken, die sich im späteren Verlauf des Kampfes auszahlen sollten. Doch die Frage war: Würde er dieses Tempo auch über zehn Runden halten können?
Oosterweghel hält das Tempo und bestimmt die Schlussphase
Beide jungen Männer lieferten sich in Leverkusen eine gehörige Schlacht, in der es hin und her ging. Nachdem Nduka die mittleren Runden stark abgeschlossen hatte, wurde Oosterweghel in der siebten Runde wegen Unsauberkeiten ein Punkt abgezogen. Wer jedoch gedacht hatte, dass ihn das demotivieren würde, irrte. In den letzten Runden zog Oosterweghel das Tempo noch einmal an und setzte Nduka ordentlich unter Druck. Dieser versuchte, sich dagegenzustemmen, war aber von den Körpertreffern etwas zermürbt und suchte häufiger den Clinch. In der Schlussrunde gaben beide Boxer noch einmal alles, und die Ostermann-Arena erhob sich, um die großartige Leistung mit lautstarkem Applaus zu quotieren.
Es war ein würdiger und großartiger Titelkampf, der maximale Spannung und Intensität bot. Nduka bewies ein gutes Auge und traf regelmäßig die Lücken in der Deckung von Oosterweghel. Dieser ließ sich davon jedoch nicht beirren und setzte seinen Druck zehn Runden lang fort.
Nduka erhält den einstimmigen Punktsieg
Nach den zehn intensiven Runden mussten die Punktrichter schließlich über Sieg und Niederlage entscheiden. Das Urteil war nicht leicht, da der Kampf viele enge Runden geboten hatte. Zusätzlich erschwerend war die Tatsache, dass zwei verschiedene Philosophien aufeinandertrafen: Nduka mit seinen präzisen Aktionen gegen Oosterweghel, der zwar enorm aktiv, aber oft weniger erfolgreich war. Die entscheidende Frage lautete: Reichte die hohe Aktivität des Niederländers aus, um den Punktsieg im Ausland davonzutragen?
Das Punkturteil sah am Ende Nduka einstimmig vorne mit 96:93, 96:92 und 95:93. Zwei der Wertungen ließen sich nur dadurch erklären, dass der Punktabzug doppelt angerechnet wurde – was absolut unverständlich erscheint. Oosterweghel fühlte sich nach dieser Entscheidung des Sieges beraubt. Seine Sichtweise ist durchaus nachvollziehbar, auf der anderen Seite war Nduka boxerisch definitiv zielstrebiger und in Teilen auch erfolgreicher, wodurch der Punktsieg wohl noch vertretbar erscheint.
Ungeachtet des Ausgangs kann man beiden Boxern nur gratulieren für diesen couragierten und großartigen Titelkampf. Beide legten ihr Herz in den Ring und haben alles aus sich herausgeholt, wodurch es in diesem Kontext schwerfällt, überhaupt von einem Verlierer zu sprechen. Insbesondere auf Zuschauerebene gab es an diesem Abend in Leverkusen nur Gewinner.