Sparring abgebrochen – Kneift Dimitrenko wieder?

Alexander "Sascha" DimitrenkoVor zehn Jahren galt Alexander Dimitrenko als größtes deutsches Schwergewichts-Talent und möglicher Nachfolger der Klitschkos. Doch vom damaligen Glanz ist nicht viel geblieben. Seit er im Juli 2009 im WM-Ausscheidungskampf gegen Eddie Chambers seine erste Niederlage hinnehmen musste, eilt der Zwei-Meter-Mann aus Hamburg von Karriere-Knick zu Karriere-Knick und ließ dabei vor allem in den letzten Monaten kaum ein Fettnäpfchen aus.

Anlässlich der heute stattgefundenen Pressekonferenz zum anstehenden Kampf gegen Joseph Parker, lassen wir die letzten Jahre nochmal Revue passieren.

Im Mai 2012 ging Dimitrenko im Europameisterschaftskampf gegen Kubrat Pulev schwer KO, 2013 folgte eine Verletzungspause, in der der gebürtige Ukrainer so weit von der Bildfläche verschwand, dass viele Beobachter glaubten, Dimitrenko habe seine Karriere schon beendet. Mittlerweile wünscht sich der Wahl-Hamburger vielleicht, er hätte die Box-Handschuhe damals tatsächlich an den Nagel gehängt. Tatsächlich bestritt der mittlerweile 34-Jährige seit Mai 2015 vier Aufbaukämpfe gegen unterklassige Gegner.

Die Boxwelt hätte keine Notiz mehr von ihm genommen, wenn er nicht mehrfach Angebote für große Kämpfe angenommen und dann kurzfristig wieder abgesagt hätte. Im Februar hatte Dimitrenko schon einen WM-Kampf gegen WBA-Interims-Champion Luis Ortiz in der Tasche, ließ den Deal aber kurzfristig platzen. „Wir hatten eine klare Vereinbarung und waren uns einig, aber dann kam er plötzlich mit vollkommen unrealistischen finanziellen Forderungen“, sagte Promoter Greg Cohen damals gegenüber ESPN.

„Sascha hat einfach kein Herz“

Nach Cohens Aussage war Ortiz damaliger Promoter Golden Boy sogar bereit, Zugeständnisse zu machen und wesentlich mehr zu bezahlen als vereinbart. Trotzdem kniff Dimitrenko und ließ die WM-Chance verstreichen. „Sascha hat einfach kein Herz“, meint der Box-Manager von Timur Stark (ehemals Musafarov), der Dimitrenko seit vielen Jahren kennt. „Er hätte eigentlich alle Anlagen, ist groß und technisch gut ausgebildet, aber ihm fehlt etwas, das gerade im Schwergewichtsboxen extrem wichtig ist: Er hat keine Eier in der Hose!“

Im Mai folgte die nächste Farce, als David Haye für die Undercard seines Kampfes gegen den Schweizer Arnold Gjergjaj das Duell zwischen Ex-Weltmeister Shannon Briggs und Alexander Dimitrenko ankündigte. Laut Haye waren die Verträge schon unterschrieben, der Sieger hätte demnach Hayes nächster Gegner werden sollen. Obwohl viele Fans – sowohl in Deutschland, als auch weltweit – sich auf den Kampf freuten und Dimitrenko gegen Großmaul Briggs gute Chancen einräumten, ließ der Hamburger auch diesen Fight kurzfristig platzen. Die Szene reagierte mit Unverständnis. Spätestens seit dieser Absage fällt es den meisten Experten schwer, Dimitrenko weiterhin ernst zu nehmen.

Lässt Dimitrenko den Parker Kampf platzen?

Trotzdem bekam der Hamburger ein weiteres lukratives Angebot und soll am 1. Oktober in Neuseeland gegen den ungeschlagenen Joseph Parker boxen. „Ich biete jetzt auf der Stelle jedem eine Wette an, dass der Kampf nicht zustande kommt“, so Timur´s Manager weiter. „Sascha wird wieder kneifen, weil er die Hosen einfach gestrichen voll hat.“

Timur´s Manager hat gute Argumente, die seine These belegen. „Fakt ist, dass er hier in Hamburg unter anderem mit meinem Boxer Timur Stark Sparring gemacht und sich vorbereitet hat. Timur ist ein sehr guter und mutiger Junge, mit seinen neun Profikämpfen aber noch relativ unerfahren. Trotzdem hat er Sascha in jedem Sparring so sehr an seine Grenzen gebracht, dass Dimitrenko fast jede Runde unterbrochen hat, weil ihm die Puste ausgegangen ist. Als Begründung hat er hinterher dann Probleme mit der Hand vorgetäuscht. Er sollte nach Hollywood gehen, anstatt nach Neuseeland zu fliegen.“

parker-dimitrenko

„Er ist ein guter Schauspieler, aber leider kein so guter Boxer, wie er es gerne wäre. Er ist er einfach nicht hart genug für den Sport. Es kann einfach nicht sein, dass ein Mann, der auf dem Niveau boxen will, nicht ordentlich trainiert. Sollte ich Unrecht haben und Sascha tatsächlich zum Kampf nach Neuseeland fliegen, geht er spätestens in der zweiten oder dritten Runde schwer KO. Parker ist jung, stark und beweglich. Vor dem kann Sascha nicht lange weglaufen. Das wäre eine Hinrichtung! Für meinen Timur ist es ärgerlich, dass Sascha die Vorbereitung abgebrochen hat und sich nicht an die vorher gemachten Absprachen hält. Schließlich trainieren wir selber für einen wichtigen Kampf Mitte Oktober.“

Wenn Dimitrenko tatsächlich auch den Parker-Kampf platzen lassen sollte, dürfte die Karriere des ehemals großen Talents endgültig beendet sein. Auf der heutigen Pressekonferenz in Hamburg bestätigte er jedoch, dass der Kampf steigen wird.

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