Slawa Spomer verpasst die Sensation in New York

Xander Zayas bezwingt Slawa Spomer.

Der Heilbronner zeigte im größten Kampf seiner Karriere eine beherzte Leistung, musste sich jedoch vorzeitig geschlagen geben.

Promotergigant Top Rank richtete am Freitag einen großen Boxabend im Madison Square Garden Theater in New York aus. Insgesamt neun Kämpfe wurden ausgefochten, wobei das klare deutsche Highlight das Co-Main-Event des Abends war. Slawa Spomer (20-1) wollte im Superweltergewicht die Boxwelt schocken und beweisen, dass er zur absoluten Weltspitze zählt. Sein hochveranlagter Gegner Xander Zayas (21-0) hatte jedoch etwas dagegen.

Slawa Spomer beweist großes Kämpferherz in New York

Der Kampf begann, und die Spannung war greifbar. Der Heilbronner wurde für den großen Kampf von Box-Ikone Roy Jones Jr. in seiner Ecke betreut. Dieser musste jedoch einen schlechten Start seines Schützlings mit ansehen. Immer wieder trafen die Hände von Zayas ins Ziel, sodass Spomer bereits früh mit Nasenbluten gezeichnet war. Doch der Deutsche ließ sich davon nicht beeindrucken und suchte fokussiert seine Gelegenheiten. Man sah ihm in jeder Sekunde seinen großen Willen an – eine Eigenschaft, die ihn als Kämpfer auszeichnet.

Nach einem schwierigen Start in den ersten drei Runden fand Spomer immer besser in den Kampf. In Runde vier setzte er erstmals eine echte Duftmarke, als er Zayas mit der Rechten satt traf und diesen kurzzeitig beeindruckte. Allgemein wurde der Kampf in den mittleren Runden ausgeglichener, und Spomer landete immer wieder mit seinen Haken gute Treffer. Das Momentum im Kampf hielt jedoch nicht lange, da Zayas auf sämtliche Kampftaktiken zurückgriff und auch vor illegalen Schlägen nicht zurückwich. Mehrmals wurde der Kampf unterbrochen, da Zayas mit Tiefschlägen Spomer zusetzte und ihn leiden ließ. Der Ringrichter zog jedoch durchgehend keinen Punkt ab und übersah in der sechsten Runde sogar Tiefschläge, ohne eine Pause zu gewähren – eine schwache Leistung, die Spomer stark benachteiligte.

Der Ringrichter nimmt Spomer ohne Niederschlag in Runde neun aus dem Kampf

Compubox Stats: Zayas vs. Spomer.

Die Tieftreffer zeigten Wirkung, und der große Offensivdrang ließ ab der siebten Runde spürbar nach. Nun begann Zayas, den Kampf besser zu kontrollieren, und landete zahlreiche harte Schläge, die dem Deutschen zusetzten. Besonders die Körpertreffer hinterließen Wirkung, wobei viele davon auch im Graubereich des Erlaubten lagen. Spomer bewies weiterhin in jeder Sekunde seine Verbissenheit und antwortete auf die Attacken von Zayas – doch in dieser Phase wurde der Kampf immer einseitiger. Wenn Spomer eine Hand ins Ziel brachte, hatte Zayas bereits mindestens vier getroffen.

Nachdem Spomer in der neunten Runde nach harten Körpertreffern bedenklich zu wackeln begann, aber partout nicht zu Boden gehen wollte, griff der wenig überzeugende Ringrichter Charlie Fitch ein und nahm Spomer ohne Niederschlag aus dem Kampf. Eine bittere und harte Entscheidung für den Deutschen, der nach großem Kampf zumindest über die Distanz kommen wollte. Letztendlich baute er jedoch in den späteren Runden stark ab und wirkte zermürbt von den zahlreichen Körpertreffern, sodass die Entscheidung vertretbar erschien.

Es sollte nicht der große Abend für Spomer werden, doch für diese couragierte Leistung braucht er sich keinesfalls zu verstecken. Er bewies große Nehmerqualitäten und demonstrierte eindrucksvoll, welch tougher Kämpfer er ist. Für Zayas bedeutet der 21. Sieg hingegen wohl gleichzeitig das Ticket für einen bevorstehenden WM-Kampf.

Keyshawn Davis ist neuer Weltmeister – Abdullah Mason überzeugt – Jared Anderson enttäuscht

Keyshawn Davis stoppt Denys Berinchyk und ist neuer WBO Weltmeister im Leichtgewicht.

Im Hauptkampf des Abends setzte sich Keyshawn Davis (13-0) mit einem KO-Erfolg in Runde 4 gegen Denys Berinchyk (19-1) durch und ist neuer WBO-Weltmeister im Leichtgewicht. Berinchyk versuchte, den Kampf unangenehm und physisch zu gestalten, wurde jedoch von harten Leberhaken gestoppt.

Das Mittelgewichtsdebüt von Vito Mielnicki Jr. (20-1-1) verlief hingegen weniger erfreulich. Nach einem flotten Kampf gegen Connor Coyle (21-0-1) werteten die Punktrichter das Duell als Unentschieden, obwohl Mielnicki Jr. 146 Treffer landete, während Coyle lediglich 95 erzielte. Entsprechend kontrovers erscheint das Urteil.

Der 19-jährige Juanma Lopez De Jesus (1-0) feierte ein gelungenes Profidebüt und stoppte Bryan Santiago (1-2-1) im Superfliegengewicht spektakulär in der ersten Runde.

Das Juwel im Leichtgewicht, Abdullah Mason (17-0), sicherte sich seinen nächsten vorzeitigen Erfolg. Gegen Manuel Jaimes (16-3-1) landete er zahlreiche Niederschläge und stoppte seinen Gegner überzeugend in Runde 4. Es war die erste vorzeitige Niederlage in Jaimes‘ Karriere – ein zusätzlicher Beleg für Masons außergewöhnliches Talent.

Das aufstrebende Weltergewicht Rohan Polanco (15-0) feierte ebenfalls einen überzeugenden Sieg. Schon früh konnte er seinen Kontrahenten Jean Carlos Torres (22-2) anklingeln und zu Boden schicken. In der zweiten Runde war dann endgültig Schluss für Torres.

Das bekannte Schwergewicht Jared Anderson (18-1) bestritt bereits den zweiten Kampf des Abends und wollte sich nach der harten Niederlage gegen Bakole rehabilitieren. In einer wenig überzeugenden Performance gelang ihm nach zehn Runden ein einstimmiger Punktsieg über Marios Kollias (12-4-1). Anderson offenbarte erneut Defizite in der Defensive und wurde im Kampf teilweise angeklingelt.

Der Muhammad-Ali-Enkel Nico Ali Walsh (10-2) musste sich hingegen erneut im Mittelgewicht geschlagen geben. Im Opener der Veranstaltung tat er sich boxerisch schwer gegen Juan Carlos Guerra Jr. (6-1) und setzte zu wenige Kombinationen. Zwei der drei Punktrichter werteten den Kampf verdient via Split Decision für Guerra Jr. – ein erneuter Rückschlag für Ali Walsh, der möglicherweise sein Ende bei Top Rank bedeutet.

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